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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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starrte.
    Eine Minute später öffnete sie sich knarrend. Ich spähte über den Sofarand und erkannte, dass es das Hausmädchen war, das mit schläfrigem Blick zum Kamin schlurfte.
    Als ich mich wieder duckte, sah ich, dass Guts sein Messer bereithielt. Ich packte seinen Arm und bedeutete ihm mit einem Kopfschütteln: Nein.
    Er machte sich mit wütendem Blick los, ließ das Hausmädchen jedoch am Leben. Einen Moment später hörten die Schatten auf, an der Wand zu tanzen. Sie hatte das Feuer gelöscht. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, saßen wir noch so lange im Dunkeln herum, dass ich drei oder vier Meutereiversuche von Guts verhindern musste.
    Endlich kam Millicent wieder ins Zimmer geschlichen. Sie schleppte einen Berg Kleider, einen Rucksack und ein Paar Schuhe.
    Die Schuhe waren meine – es waren die, die ich getragen hatte, als ich von Dreckswetter kam. Sie hatte auch den Rest meiner alten Kleider dabei und es überraschte mich, wie sehr ich mich freute, sie wieder anzuziehen, selbst das kratzige Hemd. Die anderen, sehr viel schöneren Kleidungsstücke, die Pembroke mir geschenkt hatte, überließ ich Guts.
    »Ihr habt Glück«, sagte Millicent, als sie die Kerze wieder anzündete und die Tür hinter sich schloss. »Mutter hat diese Kleider rausgelegt, um sie morgen früh in die Stadt zu bringen. Es gibt einen schrecklichen Kleiderengpass, seit die Touristen zurückgekommen sind.«
    »Von der Irdischen Freude ?«
    Sie nickte. »Wären die nicht als Spende rausgelegt gewesen, hätte ich an Lord und Lady Winterbottom vorbeischleichen müssen, um die Klamotten zu bekommen. Sie wohnen in deinem ehemaligen Zimmer. Sie schnarchen wie die Bären, man hört es bis nach unten. Aber sie sind nicht so schlimm wie Lady Cromby. Die meckert über alles . Gestern beim Mittagessen –«
    »Wie viele von ihnen wohnen denn hier?« Ich band meine Schuhe zu und stand auf.
    »Sechs … nein, acht. Tut mir übrigens leid mit den Schuhen. Es gab nur ein Paar.«
    Guts zuckte mit den Achseln. »Trag eh keine.«
    »Und hier ist Essen und Wasser drin.« Millicent reichte mir den Rucksack.
    »Warum wohnen die alle hier?«
    »Daddy meinte, es wäre das Mindeste, was er tun könne. Sie waren alle schrecklich verstört –«
    »Wo isser?«, bellte Guts sie an.
    »Wie bitte?«
    »Wo is dein Alter?«
    »Guts –« Ich versuchte ihm das Wort abzuschneiden.
    »Du hast wohl überhaupt keine Manieren, was?« Sie wandte sich zu mir. »Ist er einer deiner Handlanger? Einer der Handlanger ohne Hände? Denn so kann sich ein Diener –«
    »Ich bin kein Diener, du!« Guts spie eine Reihe abscheulicher Wörter aus, die er, das Messer fester umklammernd, mit einem Knurren beendete.
    Während ich mich schnell zwischen sie stellte und mich verwünschte, weil ich Guts das Messer zurückgegeben hatte, musterte Millicent ihn mit verächtlich geschürzten Lippen.
    »Was bist du denn dann? Ganz sicher kein Gentleman.«
    »Das ist Guts«, erklärte ich. »Er ist mein … Partner.«
    »Partner wofür?«
    »Einfach … für dies und das. Wo ist dein Vater?«
    »Vor der Küste, bei einer Krisensitzung. Die Piraten, die die Irdische Freude angegriffen haben, werden dafür büßen, das sag ich dir.«
    Ich spürte, wie mich eine Welle der Erleichterung durchflutete, als ich hörte, dass Pembroke sich nicht einmal auf der Insel aufhielt. »Wann kommt er zurück?«
    »Morgen früh.« Dann wurde ihre Stimme leiser. »Stimmt das, Egg? Hast du wirklich Mr Birch umgebracht?«
    »Ich hatte keine andere Wahl. Er wollte mich umbringen.«
    »Warum, um Himmels willen, sollte er so etwas tun?«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich ihr antworten sollte. Guts brach das Schweigen.
    »Weil dein Alter es ihm befohlen hat.«
    »Guts –«
    »Das ist lächerlich!« Ihre Stimme wurde vor Wut schriller. »Mein Vater hat Egg lieb gehabt! Und was fällt dir überhaupt ein, so etwas zu behaupten? In Kleidern, die mein Vater bezahlt hat? Du hast kein Recht –«
    »Lass uns nicht darüber reden«, sagte ich schnell. »Und überhaupt, warum seid ihr zwei nicht einfach still?«
    »Egg –« Millicent umfasste mein Gesicht mit den Händen und zwang mich, ihr in die Augen zu blicken. Ein Schauer überlief mich, als ich ihre Haut auf meiner spürte. »Du glaubst diesen Unfug doch nicht, oder? Daddy hat dich lieb gehabt! Er hat mir erzählt, dass er dich adoptieren wollte.«
    Der Ausdruck in ihren Augen machte deutlich, dass sie es glaubte. Und der Ausdruck in meinen Augen muss

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