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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Generationen weitergeben können, aber wir sollen kein zahlreiches Volk werden, sondern vor allem weise und umsichtig. Und wir sollen dadurch geehrt werden, dass wir eins sind mit dem Wald, mit der Luft und der Magie. Wir sollen all diese Energien in uns spüren, und dies soll uns die Kraft verleihen, unsere Aufgabe für Tual zu erfüllen.
    Doch zugleich erhielten wir auch eine Warnung. Falls wir aufhören zu glauben, falls wir unsere heiligen Stätten den Ranken und den Ratten überlassen, falls Unrat unseren Geist erfüllt, und falls Unwissenheit unsere Hände führt, soll uns diese Gabe genommen werden. Wir sollen dahinsiechen und sterben, die Langlebigkeit wird uns genommen, und unsere Angehörigen sollen tot neben uns an dem Ort liegen, wo sie vorher gelebt hatten. Dies soll der Elfenkummer sein, von dem wir nur geheilt werden, wenn wir uns von neuem Yniss zuwenden.
    Genau dies geschieht jetzt, Ilkar, und wir müssen die Dinge wieder in Ordnung bringen.«
    Ilkar dachte darüber nach. Auch wenn es eine Parabel war, sie erschien im Augenblick schrecklich real. Dies war keine ansteckende Seuche. Sie traf ihre Opfer willkürlich, Junge wie Alte, Kranke wie Gesunde. Es gab keine Gesetzmäßigkeiten und keine Erklärungen. Es geschah einfach.
    Und auch wenn er sich nicht ganz überwinden konnte, dies als göttliche Vergeltung zu betrachten, es reichte aus,
dass Rebraal und Kild’aar es so sahen. Dies bedeutete, dass die Elfen nicht ruhen würden, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt war. Es bedeutete, dass kein einziger Elfenmagier das Land verlassen würde, um Julatsa zu helfen.
    »Was ist es denn nun, das ich nicht fühle?«, fragte er.
    Rebraal lächelte. »Den Wald, den Himmel und die Luft. Sie durchdringen dich nicht. Nur die Magie durchdringt dich. Deshalb bist du nicht zurückgekehrt. Ich hingegen hatte keine Wahl. Ich wurde von den Wurzeln meines Lebens angezogen.« Das Lächeln wich aus Rebraals Gesicht. »Aber glaube nicht, dass dich dies vor dem Elfenkummer schützen kann. Du bist immer noch einer von uns. Im nächsten Moment könnte der Elfenkummer auch dich oder mich oder Ren’erei treffen.«
    Ilkar hatte noch gar nicht an die Möglichkeit gedacht, dass er selbst sterben könnte. Es war ein unangenehmer Gedanke. Er trank einen Schluck. »Und du glaubst, was diese Fremden getan haben, war genug, um die Harmonie zu zerstören und diese Warnung wahr werden zu lassen?«
    »Das ist die einzige Erklärung. Wir sind vielleicht nicht mehr sehr viele, doch wir dürfen uns nicht von Yniss abwenden. Die Elfen in den Städten und Orten und Dörfern beten, wie sie es immer getan haben, und sie erweisen den Göttern die Ehre wie immer. Es ist ein auffälliges Zusammentreffen.«
    »Der Rabe wird euch helfen, Rebraal, ich schwöre es. Wir werden sie töten, wie wir jeden Feind töten würden.«
    »Hm, der Rabe. Wir sind nicht so weit von allem entfernt, dass wir nicht von euch oder von einigen eurer Krieger gehört hätten. Wir haben uns immer nach dir erkundigt, wenn einer von uns von der Ausbildung in Julatsa
zurückkehrte. Du bist berühmt, nicht wahr?« Er stand auf. »Du hast einen großen Namen. Wir wollen nur hoffen, dass ihr nicht nur Muskeln und Titten zu bieten habt.«
    Ilkar lachte, und auch Rebraal rang sich zu einem trockenen Kichern durch.
    »Ich kann dir versichern, dass dem nicht so ist«, sagte Ilkar, »und wenn du solche Sprüche von dir gibst, komme ich auf die Idee, dass vielleicht auch du zu viel Zeit in Balaia verbracht hast.«
    »Ein einziger Tag war schon zu viel. Aber ich musste lernen, auch wenn ich kein Magier sein konnte.«
    »Es könnte sich auszahlen, dein Balaianisch aufzupolieren, falls du dich noch daran erinnern kannst.« Jetzt stand auch Ilkar auf. »Weißt du, ich habe immer bedauert, dass ich nicht zurückgekehrt bin.«
    »Nein, hast du nicht. Du hast nicht geglaubt. Das wird für immer ein Schandfleck in meinem Geist bleiben.«
    »Ich habe es wirklich bedauert, aber es hatte nichts mit dem Glauben zu tun. Es hatte mit dir zu tun. Ich wusste, dass ich dich enttäuscht habe.«
    »Ich habe hundert Jahre lang gelebt, als hätte ich keinen Bruder. Ich bin heute noch nicht sicher, ob ich einen habe.«
    »Nimm dir Zeit«, sagte Ilkar. »Und lasse Erienne nach deiner Schulter sehen. Wenn du im Morgengrauen aufbrechen willst, brauchst du eine Warme Heilung von einer Expertin.«
    »Du kannst diesen Spruch nicht vollbringen, großer Magier?«
    Ilkar ging nicht auf den Seitenhieb ein.

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