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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Regeln der ehrenhaften Kriegführung mit Füßen. Dadurch wird der Konflikt noch weiter eskalieren.«
    »Für wen räumen sie einen Weg frei?«, fragte Denser.
    »Für die magischen Forscher und meine Brüder auf Herendeneth«, sagte Aeb sofort. »Sie werden bald nach Balaia zurückkehren.«
    »Nun«, sagte Denser und starrte den Unbekannten an. »Wer von uns wird Hirad jetzt beibringen, dass Xetesk nicht die Absicht hat, seinen Drachen zu helfen?«
    Der Unbekannte zog die Augenbrauen hoch und kehrte ins Haus zurück.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Ben-Foran schlief. Es war der Schlaf der Erschöpfung. Er war geistig und körperlich am Ende und wusste, dass Yron ihm am folgenden Tag noch einmal solche Anstrengungen abverlangen würde. Dem Hauptmann dagegen war überhaupt nicht nach schlafen zumute. Er wusste nicht mehr, wie lange sie sich an den Baumstamm geklammert hatten. Zwei Stunden, vielleicht länger. Er wusste nur, dass er noch nie so froh gewesen war, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, als sie die Stelle erreichten, wo der Nebenfluss in den Shorth mündete.
    Sie waren durch zahlreiche Schluchten und Stromschnellen geschwommen, hatten sich an Steinen und Sandbänken die Haut aufgeschürft, waren durch Strudel getrieben und einen glücklicherweise nicht sehr hohen Wasserfall hinuntergestürzt. Yrons einziger Trost auf dieser schmerzhaften Reise war die Gewissheit gewesen, dass sie sich auf diese Weise schnell von den Jägern der Elfen entfernten, und dass kein gefährliches Raubtier ihnen folgen konnte.

    Die ganze Zeit über hatte Ben kein Wort gesprochen, sondern sich nur an den Baumstamm geklammert, den Kopf über Wasser gehalten und die Beine so gerade wie möglich hinter sich ausgestreckt. Vor Kälte und Angst hatten ihm die Zähne geklappert, doch er hatte sich nicht beklagt. Obwohl die Reise ihn wie Yron völlig überanstrengt haben musste, war es Ben, der mit energischen Bewegungen zum Ufer strampelte, als sie plötzlich langsamer trieben, nachdem sie den zweihundert Schritt breiten Shorth erreicht hatten.
    Sie hatten kaum einmal angehalten. Der Abend kam bald, und das Licht schwand rasch. Sie hatten einen Platz zum Rasten gesucht. Yron hatte der Wald, an dessen Saum sie gelandet waren, nicht gefallen. Er war dicht, so gut wie undurchdringlich, das Gelände stieg steil an, und weder er noch Ben wollten klettern. Deshalb waren sie im flachen Wasser ein Stück gelaufen. Sie hielten Ausschau nach Krokodilen, sahen aber keine außer denen, die auf dem gegenüberliegenden Ufer im Schlamm lagen.
    Als es fast völlig dunkel war und ein abendlicher Schauer sie durchnässt hatte, fanden sie endlich ein Stück Ufer, wo der Fels direkt am Wasser etwa zweihundert Fuß hoch steil anstieg. Am anderen Ufer wuchs der Wald auf einem langen, sanften und schönen Abhang, sodass sie das Dach des Regenwaldes in seiner ganzen Pracht sehen konnten. Tausende Vögel flogen über den Wipfeln, die Luft war von ihren Schreien erfüllt, und näher am Ufer rauschten die Bäume, als ein Trupp Affen auf dem Weg zu neuen Fressplätzen vorbeikam.
    Ben hatte oben in der Klippe einen Felsvorsprung entdeckt, und sie hatten sich zu einer letzten Kletterpartie aufgerafft. Es waren etwa dreißig Fuß, aber es war die Mühe wert. Dort oben auf der ebenen Fläche war Platz
für etwa sechs Männer, und sobald sie die Spalten nach Schlangen, Spinnen und Skorpionen abgesucht hatten, konnten sie sich niederlassen und ausruhen. Nun waren sie vor den meisten Gefahren des Waldes sicher.
    Der harte Fels sagte Ben offenbar zu, und er war fast sofort eingeschlafen. Yron hatte nicht das Bedürfnis, sich hinzulegen. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Felswand und blickte zum Fluss und zur grünen Weite hinaus. Über ihm rollten unablässig die Wolken vorbei und hielten die Tageshitze am Boden. Er war dankbar dafür, obwohl die Wolken auch Regen mitgebracht hatten. Sie konnten es nicht riskieren, ein Feuer anzufachen. Es wäre für diejenigen, die ihnen folgten, ein unübersehbares Leuchtsignal.
    Hin und wieder riss die Wolkendecke auf, das Licht von Mond und Sternen drang herab und sandte graues Licht in den Wald. Als seine Augen sich an das Zwielicht gewöhnt hatten, konnte Yron auch die Pflanzenfresser ausmachen, die im Schutz der Dunkelheit am Ufer tranken. Er konnte Nachtvögel schweben und kreisen sehen. Es war ein wahrhaft atemberaubendes Land. Urtümlich in jeder Hinsicht, doch auf eine Weise, die einem ans Herz ging. Alles

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