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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Invasion.
    »Und neun von uns haben fast einhundert Angreifer getötet.«
    »Neun?« Ilkar schluckte.
    »Ja, Ilkar, neun. Darunter waren zwei Magier. Wir haben nicht genug Leute. Es sind gerade genug, um das Netz in Gang zu halten. Du hast so viel vergessen. Wo habe ich nur einen Fehler gemacht?«
    Ilkar hörte das Bedauern und die Enttäuschung in Rebraals Stimme. Das Netz hatte versagt. Weder die Al-Arynaar noch die TaiGethen oder die Krallenjäger hatten das große Überfallkommando entdeckt.
    »Du hast nicht versagt«, sagte Ilkar leise. »Ich war es. Ich habe nicht geglaubt – oder nicht inbrünstig genug.«
    »Betest du nicht zu Yniss, Ilkar?«
    Ilkar schlug die Augen nieder und starrte ins Feuer.
    »Dann habe ich wirklich versagt«, sagte Rebraal. »Ich konnte dich nicht einmal das lehren, was uns an das Land und die Götter bindet.«
    »Ich kenne die Lehren«, erwiderte Ilkar. »Ich habe jedoch nicht die Berufung verspürt, die du und Vater empfunden
haben. Es war mir nicht bestimmt, ein Al-Arynaar zu werden.«
    »Aber du hattest es in dir, ein Magier zu werden«, sagte Rebraal. »Warum bist du nicht zurückgekommen?«
    »Weil ich nicht hierher gehöre. Ich wollte ein großer Magier werden, und nicht nur ein mittelmäßiger, der sich damit zufrieden gibt, Aryndeneth zu bewachen oder sein Leben lang im Wald zu patrouillieren.«
    »Du betest fremde Götter an«, sagte Rebraal. »Ich hoffe, das war es wert.«
    »Ja, das war es.«
    »Und jetzt? Was ist jetzt, da die Elfen durch das sterben, was Fremde aus Balaia getan haben?«
    Ilkar hatte die Grenzen dessen erreicht, was er hinzunehmen bereit war. Allmählich platzte ihm der Kragen. Seltsam, aber Denser und Erienne waren in dieser Hinsicht gegenüber Rebraal anscheinend verständnisvoller als er selbst.
    »Wie ist das möglich? Wie können wir so verwundbar sein, dass hundert Diebe uns an den Rand einer Katastrophe bringen? Es muss eine andere Erklärung geben, und es muss eine Heilung geben.«
    »Idiot!«, wütete Rebraal. Er richtete sich abrupt auf und schnitt eine Grimasse vor Schmerzen, die sicher nicht nur von seiner Schulter herrührten. »So war es schon immer. Was glaubst du denn, warum die Al-Arynaar existieren? Oder die TaiGethen? Warum? Um die Elfen vor genau dieser Möglichkeit zu beschützen. Ich habe die Texte gelesen, die du nicht kennst, Ilkar. Ich habe mir die Mühe gemacht, die einzige Schwäche kennen zu lernen, die in der Harmonie von Yniss, Tual, Orra und allen anderen Göttern existiert, auf die ich meinen Glauben und mein Vertrauen baue.«

    »Und was ist es?«
    Rebraal erstarrte, und dann dämmerte Verstehen in seinem Gesicht. Er setzte sich wieder dicht neben Ilkar.
    »Du fühlst es wirklich nicht, was? Deshalb bist du nicht zurückgekommen wie ich.«
    »Was soll ich fühlen?« Ilkar spürte, wie enttäuscht sein Bruder war.
    »Jetzt verstehe ich es. Wahrscheinlich bist du auch nicht der Einzige. Jeder Elf, der in Balaia lebt, muss so fühlen wie du.« Rebraal seufzte. Das Verstehen hatte ihm etwas Frieden gebracht.
    »Was meinst du?« Ilkar hätte ihn am liebsten geschüttelt, doch er beherrschte sich und ließ Rebraal Zeit, seine Gedanken zu ordnen, ehe er es erklärte. Er hatte diesen Ausdruck schon früher bei seinem älteren Bruder gesehen. Er war immer so nachdenklich und so tief in seinem Glauben verwurzelt gewesen. Das war eines der Dinge, die Ilkar am meisten an ihm bewunderte.
    Das Feuer vor ihnen zischte und knackte, als ein leichter Regen einsetzte. Ilkar schaute zum Himmel hinauf. Es war keine dichte Bewölkung, der Regen würde bald wieder aufhören.
    »Es gibt einen Text, von dem du vielleicht gehört hast. Yniss gab ihn Tual, und Tual gab ihn den Elfen, als sie vom Regenwald gezeugt wurden und Aryndeneth erbauten.«
    »Das Aryn Hiil.« Ilkar nickte.
    Es war der Text, den die Priester und Al-Arynaar mit der allergrößten Eifersucht hüteten. Sie glaubten, dies seien die Worte der Erde, die von Yniss selbst aufgeschrieben worden waren. Nur wenige Gläubige, die sich besonders ausgezeichnet hatten, bekamen ihn jemals zu sehen. Rebraal war einer von ihnen.

    »Ja, das Aryn Hiil beschreibt die Elfen und ihren Platz in der Welt. Es sagt, die Elfen sollen die Wächter des Waldes sein. Wir sind die von Tual gesegneten Bewohner des Landes, und es ist unsere Aufgabe, das Land und seine Geschöpfe zu beschützen. Zusammen mit dieser Ehre wurde uns ein langes Leben verliehen, damit wir vom Wald lernen und das Wissen den nächsten

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