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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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»Nicht so gut wie Erienne. Komm mit, sie ist im Haus.«
    Die Brüder entfernten sich vom Feuer, einer getrieben von einer Inbrunst, die nie ersterben würde, und der
andere von zunehmenden Schuldgefühlen, weil er womöglich einen Fehler gemacht und nicht nur seine Familie und seine Berufung, sondern das ganze Elfenvolk verraten hatte.
     
    Hirad legte sich aufs Bett, schloss die Augen und entspannte sich, um seinen Geist zu öffnen, wie Sha-Kaan es ihn gelehrt hatte. Er vermisste den Kontakt mit dem Großen Kaan, und als dessen Drachenmann hätte er sich längst darum bemühen müssen. Es war möglich, dass der ungeheuer mächtige Geist des Drachen schon nach ihm gesucht und festgestellt hatte, dass er nicht entspannt genug war, um die Kommunikation riskieren zu können. Überraschen würde es ihn nicht, denn die letzten drei Tage waren alles andere als ruhig verlaufen. Dennoch war er nervös. Der Große Kaan würde nicht begrüßen, was er ihm zu sagen hatte.
    »Sha-Kaan, kannst du mich hören?«, fragte er und ließ seine Gedanken treiben wie ein Schiff auf dem Meer.
    Fast sofort spürte er, wie Sha-Kaans Bewusstsein ihn berührte und ihn mit Wärme erfüllte.
    »Meine Erinnerungen an dich begannen bereits zu verblassen, Hirad Coldheart«, sagte er mit gespielter Verstimmung. Offenbar war er guter Dinge.
    »Und ich habe fast die Erinnerung an deine armseligen Scherze verloren«, antwortete Hirad. »Es tut gut, deinen Geist wieder zu spüren.«
    »Und ich freue mich, dass ich deinen spüre«, sagte Sha-Kaan. »Du machst dir Sorgen. Du hast eine Frage an mich?«
    »Wir müssen wissen, welche Fortschritte die Al-Drechar und ihr mit den Forschern der Xeteskianer macht«, sagte Hirad.

    »Ah«, sagte Sha-Kaan. Die Wärme in Hirads Bewusstsein verstärkte sich noch, und das Gefühl dahinter war leicht zu deuten. Hoffnung. Hirads Herz schlug schneller. »Die Alten wissen so viel. Und die Xeteskianer haben eine gute Theorie, auf der man aufbauen kann. Ich rieche schon fast die Wälder von Teras und sehe die Berge von Beshara.«
    Hirad biss sich auf die Unterlippe. »Haben sie gesagt, wie lange es noch dauern wird?«
    »Eine halbe Jahreszeit, sagen sie, bevor sie sicher sein können, dass die Dimensionen wieder in der richtigen Position sind. Doch in der Zwischenzeit finden sie viele andere Dinge heraus.«
    »Wirklich?«
    »Mein Gehör ist etwas schärfer, als den Xeteskianern bewusst ist«, erklärte Sha-Kaan, und Hirad spürte abermals seine Belustigung. »Schließlich bin ich ja bloß ein Reptil, nicht wahr?«
    »Ihr Fehler«, sagte Hirad.
    »Ja«, stimmte Sha-Kaan zu. »Die meisten Menschen sind dumm. Sie glauben, sie hätten eine Macht isoliert, die sie im interdimensionalen Raum benutzen können, und sie brennen darauf, eine Verbindung zu der Dimension herzustellen, die der euren am nächsten ist, auch wenn ich nicht verstehe, warum sie es wollen. Es ist die Dimension der Arakhe, der Dämonen.« Er hielt inne, und Hirad spürte, wie seine gute Laune verflog. »Du verschweigst mir etwas. Tu das nicht.«
    »Sie wollen fortgehen«, sagte Hirad. »Sie wollen alles benutzen, was sie gefunden haben, um den Krieg auf Balaia zu gewinnen. Wir glauben nicht, dass sie euch wirklich helfen wollen.«
    In seinem Bewusstsein herrschte tiefe Stille, und einen
Moment lang dachte Hirad schon, der Drache habe den Kontakt beendet. Doch dann wuchs ein düsterer Zorn in dem Raum heran, der gerade noch voller Hoffnung gewesen war. Er empfand es wie ein Gewicht, das auf sein Gehirn drückte. Es tat weh.
    »Bist du sicher?«
    »Die Protektoren sind sicher«, sagte Hirad keuchend.
    »Dann werden wir dafür sorgen, dass sie nicht fortgehen können.«
    »Sei aber vorsichtig«, sagte Hirad. »Es ist eine starke Gruppe.«
    »Ich sterbe lieber im Kampf um den Weg nach Hause, als langsam auf einem fremden Hügel dahinzusiechen«, sagte Sha-Kaan. »Die Drachen der Kaan lassen sich nicht benutzen.«
    Damit war er fort. Hirad atmete wieder leichter, der Druck war verschwunden und hatte einen Kopfschmerz hinterlassen. Die Drachen waren beeindruckende Kämpfer, doch ohne ihr Feuer waren sie schwach. Er betete, dass Sha-Kaan seine Warnung beachtete. Wenn nicht, konnten die xeteskianischen Sprüche vollenden, was die Dordovaner vor zwei Jahreszeiten begonnen hatten.
     
    Denser schlüpfte unter die groben, aber sauberen Decken und blies die einsame Kerze aus, die das kleine Zimmer erhellte. Er legte sich auf den Rücken, und Erienne rutschte zu ihm

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