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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wirkte hier zusammen. Die Elfen hatten Recht, wenn sie von der Harmonie sprachen. Es war wie eine perfekt arrangierte Musik und ein Tanz. Das größte Schauspiel, das die Natur überhaupt zu bieten hatte. Er wollte es nicht weiter stören, wie er es nach ihrer Landung so oft getan hatte. Jetzt bedauerte er, dass ihre Eingriffe überhaupt nötig gewesen waren.
    Doch, so sagte er sich, der Wald würde sich von dem kleinen Schaden erholen, den sie angerichtet hatten, und die gestohlenen Dokumente würden eines Tages zurückgegeben werden. Er mochte die Elfen nicht besonders,
wollte ihnen aber auch nichts Böses. Viel zu oft hatte er ihre Kälte zu spüren bekommen, und er hielt diejenigen, die hier lebten, für kaum mehr als halb gezähmte Wilde. Seltsam nur, dass ihre in Balaia lebenden Vettern so freundlich waren. Vielleicht musste man sich erst aus den Fesseln des Regenwaldes befreien. Oder Balaia war tatsächlich ein Ort, an dem es sich besser leben ließ.
    In diesem Augenblick war er ganz gewiss dieser Meinung. Für ein weiches Bett, in dem er nicht zerstochen und von Insektenbissen übersät wieder aufwachte, hätte er fast alles gegeben. Wie auch immer, sie würden in einigen Tagen ihr Schiff erreichen, falls es ihnen gelang, den TaiGethen zu entwischen.
    Er schob sich an den Rand des Felsvorsprungs, ließ die Beine baumeln und schlug mit den Hacken leicht gegen den Fels.
    »Wo seid ihr?«, flüsterte er. »Wie denkt ihr? Wie jagt ihr?«
    So wenig war über die TaiGethen bekannt, abgesehen davon, dass sie fanatisch waren. Einmal hatte er das Glück gehabt, einen zu Gesicht zu bekommen. Sie mieden die Städte und größeren Siedlungen und bedrohten niemanden, solange sie sich nicht bedroht fühlten. Er hatte gehofft, ihnen aus dem Weg zu gehen, doch jetzt musste er versuchen, ihnen zu entkommen. Etwas tun, das sie nicht erwarteten.
    Sie mussten annehmen, er würde stromabwärts reisen, doch vielleicht hatte er sie hereingelegt, indem er zum Nebenfluss gegangen war. Sie würden ihn allerdings einholen. Sie würden an den Schlüsselpositionen wachen. Wahrscheinlich hatten sie schon erraten, wo die Schiffe waren. Eigentlich müsste er dringend Stenys oder Erys finden, doch das war so gut wie unmöglich. Die beiden
konnten miteinander Kommunion halten und dafür sorgen, dass die Gegner nicht zu weit vorstießen. Man konnte an der Flussmündung, in der die Schiffe ankerten, eine Verteidigungslinie aufbauen. Diesen Befehl hatte er gegeben, doch vielleicht wurden sie nervös und schickten Suchtrupps aus. Das Problem war, dass dies im Grunde bedeutete, die Ahnungslosen zu ihrer Hinrichtung zu schicken.
    Er konnte im Augenblick nichts tun und dachte über die Pläne nach, die er den Trupps für ihre Flucht mit auf den Weg gegeben hatte. Fast sofort kam ihm eine Idee. Es würde Ben nicht gefallen, doch Ben war nicht der Befehlshaber.
    Da er jetzt wieder ein konkretes Ziel hatte, entspannte Yron sich, zog die Beine über die Kante zurück, kroch ein Stückchen von ihr weg und legte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen hin, um zu dösen. Ein Lächeln spielte auf seinen Lippen.
     
    »Du bist nicht in der Verfassung, das Bett zu verlassen, ganz zu schweigen davon, nach Aryndeneth zu reisen«, sagte Ilkar.
    Er und Rebraal saßen allein an einem Feuer im Zentrum des Dorfs und tranken Tee mit Heilkräutern. Es war schon spät und sehr dunkel, und das Feuer hatte von überall Insekten angelockt. Was Rebraal gehört hatte, weckte zwar die Bereitschaft, mit seinem Bruder zu reden, doch es hatte seine Meinung nicht ändern können.
    »Und du bist nicht in der Verfassung, dich überhaupt bei mir blicken zu lassen. Du wirst mir nicht sagen, was ich tun und lassen kann. Es ist etwas, das getan werden muss, und es wurde durch Verräter wie dich überhaupt erst notwendig.«

    »Wie kommst du denn darauf?« Ilkar hätte nicht im Traum damit gerechnet, dass man ihm das Versagen der Al-Arynaar vorwerfen könnte.
    »Weil Leute wie du nicht glauben. Du dachtest, du wüsstest es besser, und warst der Ansicht, der Glaube der Al-Arynaar und TaiGethen habe keine Grundlage. Und da du dich geweigert hast, dich uns anzuschließen, hast du uns geschwächt. Dies ist das Resultat dieser Schwäche.«
    »Wie viele haben euch angegriffen?«, fragte Ilkar.
    »Etwa hundertdreißig«, sagte Rebraal.
    Ilkar war verblüfft. Er hatte bisher nur an einen Blitzangriff von wenigen, sehr erfahrenen Kämpfern gedacht, aber nicht an eine ausgewachsene

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