Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
Zeit wir noch haben«, sagte der ehemalige General. »Jedenfalls nicht sehr lange. Die Magier vom Kreis der Sieben sind geflohen und dürften bald wieder bei Kräften sein. Ich denke, wir sollten möglichst schnell hier verschwinden. Die TaiGethen sind an den Zugangspunkten, aber was wir auch tun, wir müssen schnell sein. Was ist mit denen da, Unbekannter?« Er deutete auf die Protektoren.
Fünfzehn standen im Zentrum des Verteilers inmitten des Blutes und der Leichen, die den Boden bedeckten. Sie hatten die Waffen weggesteckt und warteten in lockerem Kreis, ohne ein Wort zu sagen.
»Ich glaube, sie brauchen dich, Unbekannter.« Denser löste sich von ihm. »Ich komme schon klar. Geh zu ihnen.«
»Gut«, sagte der Unbekannte. »Rebraal, Hirad, ihr geht mit Denser in den Forschungsraum. Nehmt mit, was er braucht. Alles andere wird zerstört, ist das klar? Oh, und sorgt dafür, dass Kestys nicht überlebt. Er weiß viel zu viel über all dies.«
Der Unbekannte betrat den Verteiler. Das Herz war ihm schwer, obwohl es eigentlich singen sollte. Er hatte sie befreit,
sie alle. So einfach war es am Ende gewesen, und das machte ihn wütend. Dystran hätte es niemals getan, wie leicht es auch gewesen wäre, und er hätte vielleicht sogar ihre Zahl vergrößert. Erienne lag wegen der Entscheidungen dieses Mannes womöglich im Sterben, und vor ihm standen Männer, von denen er nicht einmal wusste, ob sie ihm dankbar waren, dass ihre Seelen zu ihnen zurückgekehrt waren, auch wenn sie genau davon im Seelenverband geträumt hatten. Vieles änderte sich, wenn man die Bruderschaft verlor.
Der Kreis öffnete sich, als er sich näherte, und ließ ihn ins Zentrum treten. Dann schloss er sich wieder. Er drehte sich langsam um sich selbst und betrachtete sie alle. Keiner hatte die Maske abgenommen, und auch das verstand er.
»Ich weiß, was ich euch genommen habe«, begann er. »Ich weiß, welches Verlustgefühl euch erfüllt. Ich kenne die Stille in euren Köpfen. Es fühlt sich an, als wären die nächsten Angehörigen ermordet worden. Aber ich kenne auch die Gebete des Seelenverbandes. Die Sehnsucht aller Protektoren. Die Legende von den freien Männern. Ich war diese Legende, ich habe überlebt. Ich habe die Liebe einer Frau und die Freude über die Geburt meines Sohnes kennen gelernt.
Ein neues Leben wartet auf euch. Es ist anders als alles, was ihr aus euren Erinnerungen kennt, doch ihr habt euch danach gesehnt, und ihr werdet immer eine Verbundenheit spüren, die so eng ist wie die meine mit dem Raben.« Der Unbekannte hielt einen Moment inne. »Sagt mir, dass ich für euch das Richtige getan habe. Sagt mir, dass ihr mir den Verlust verzeiht, weil ihr so viel gewonnen habt.«
Sie schwiegen. Einen kleinen Augenblick lang sahen ihn alle Protektoren schweigend an.
Dann hoben sie die Hände und lösten die Schnallen. Langsam und mit unsicheren Fingern nahmen sie ihre Masken ab und warfen sie vor dem Unbekannten auf den Boden.
Wieder drehte er sich einmal um sich selbst und betrachtete die jungen Gesichter, die Kraft der erwachsenen Männer und die faltigen, klugen Gesichter der Älteren. Die Gesichter, bleich und mit roten Striemen und Schwellungen bedeckt, wo die Masken die Haut wund gerieben hatten, blickten ihn an und erlebten mit ihm die ersten Augenblicke ihres neuen Lebens. Ihre Augen waren ängstlich, doch auch Hoffnung schimmerte in ihnen. Es war genug.
»Gut«, sagte der Unbekannte. »Wenn ihr jetzt meinen Rat annehmen wollt, dann legt die Masken ein letztes Mal an und geht unbehelligt zu den Toren des Kollegs. Sucht eure Brüder. Verlasst die Stadt. Bitte. Ihr seid niemandem etwas schuldig.«
»Nein«, sagte einer, den der Unbekannte an der Stimme als Myx erkannte. »Wir werden dich nicht hier allein lassen.«
»Ihr müsst. Wenn ihr euch mit uns verbündet, werdet ihr getötet. Verschwendet nicht diese Gelegenheit. Bitte, ich flehe euch an.« Niemand bewegte sich. »Wenn ihr mich achtet, dann geht. Wir werden uns durchschlagen, wir sind der Rabe. Bitte, nehmt eure Masken und geht.«
»Tut es«, sagte Myx, doch als seine Brüder sich bückten, um die ihre Masken aufzuheben, versetzte er seiner eigenen einen Tritt. Sie zog einen Streifen durch das Blut auf dem Boden. »Ich komme mit dir.«
»Warum?«, fragte der Unbekannte.
»Weil wir alle bei dir sind, wenn einer bei dir ist. Wir sind Brüder. Wir sind eins.«
Der Unbekannte sah ihm in die Augen und erkannte seine
Entschlossenheit. Ein Gesicht, das hinter
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