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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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überwucherten Feldern herumstreunte und die Witterung der Gegend aufnahm. In ihm steckte immer noch ein Wolf, er hatte so viel verloren. Hirad glaubte nicht mehr, dass der Thraun, den er früher gekannt hatte, ganz und gar wieder zum Vorschein kommen würde.
    »Wie geht es meiner Familie?«, fragte der Unbekannte, als Hirad die Augen aufschlug.
    »Unversehrt«, berichtete Hirad ruhig. »Aber was ich gehört habe, wird dir nicht gefallen.«
     
    »Er nennt das einen gut gemeinten Rat«, erklärte Hirad Darrick.
    Eine Stunde vor der Morgendämmerung hatte der Unbekannte sie aufgescheucht. Sein Gesicht war ernst, seit er Hirads Bericht über die Entwicklung auf Herendeneth gehört hatte. Er hatte sich einsilbig gezeigt, als er sie angetrieben hatte, damit sie das Lager abbrachen, die Pferde sattelten und sich in Marsch setzten, doch es bestand kein
Zweifel, dass es in ihm brannte. Er wollte so schnell wie nur irgend möglich nach Xetesk.
    Die Stadt war im günstigsten Fall zwei Tagesreisen entfernt, und ihre Lage war alles andre als ideal. Überall auf den Hauptstraßen waren Nachschubeinheiten von Lystern und Dordover unterwegs, gesichert von berittenen Truppen und Söldnern, die trotz des höheren Lohns nicht bereit waren, für Xetesk zu kämpfen.
    Vor gar nicht so langer Zeit hätten sich auch die Rabenkrieger von Lystern oder Dordover unter Vertrag nehmen lassen. Ihr Bedürfnis, das Gleichgewicht der Kollegien zu wahren, hätte sie davon abgehalten, sich Densers altem Kolleg anzuschließen. Dazu war Ilkars Entschlossenheit gekommen, niemals für Xetesk zu arbeiten. Heute sah das ganz anders aus. Der einst gefeierte Rabe war geächtet und wurde von allen Kollegien außer Julatsa gesucht. Dennoch waren sie nach wie vor Balaias größte Hoffnung, einen dauerhaften Frieden zu sichern – falls sie nur lange genug lebten, um ihr Versprechen einzulösen.
    »Das ist eine interessante Formulierung«, sagte Darrick.
    »Kaum zu glauben, aber das erste Mal hat er sie benutzt, um Styliann zu drohen. Seltsam, wie er immer wieder Xeteskianer auf diese Weise mit Ratschlägen bedenkt.«
    »Was glaubst du, wer dieses Mal in den Genuss seiner Weisheit kommen soll?«
    Hirad zuckte mit den Achseln. »Es könnte Dystran sein, aber ich glaube nicht, dass uns der derzeitige Herr vom Berge überhaupt Gehör schenken wird. Um es mal so auszudrücken: In der Schusslinie steht jeder, der Dieras und Jonas’ Sicherheit gefährden könnte.«
    »Zuerst muss er mal hineinkommen«, sagte Darrick.
    »Die TaiGethen werden uns helfen«, erklärte Hirad. »Das wird lustig.«

    Darrick warf ihm einen eigenartigen Blick zu, und Hirad wurde erneut bewusst, wie sehr er Ilkar vermisste. Der julatsanische Elf hätte keinen Moment gezögert, einige passende Worte darüber zu verlieren, dass Hirad es »lustig« fand, in das Dunkle Kolleg einzudringen. Daraufhin hätte er gelacht und nur noch fester daran geglaubt, dass sie Erfolg haben würden.
    Niemand konnte diese Rolle übernehmen. Denser hatte es versucht, musste aber noch viel lernen. Ilkar war unersetzlich. Immerhin war Darrick aber durchaus fähig zu verstehen, was gerade in Hirad vorging.
    »Deshalb tun wir das alles«, sagte er. »Damit Ilkars Opfer nicht umsonst war.«
    »Yeah«, sagte Hirad grantig. »Können wir jetzt über was anderes reden?«
     
    Die Absprache, täglich Kommunion zu halten, war ein geringer Preis und sogar eine vernünftige Maßnahme, die dem jüngsten Militärbündnis zwischen Lystern und Dordover im Krieg gegen Xetesk nur nützen konnte. Allerdings gab es Augenblicke, in denen Heryst diese Absprache bereute, und heute war einer dieser Tage. Seit Darricks tollkühner Befreiung durch den Raben hatte er nicht geschlafen, und ihm war bewusst, dass Vuldaroq, der Hohe Erzmagier von Dordover, Fragen und womöglich sogar Anschuldigungen vorzubringen hatte. Es half auch nicht, dass er selbst, Heryst, an der Reihe war, die Kommunion einzuleiten und damit seine Mana-Reserven durch einen Kontakt zu erschöpfen, den zu knüpfen er nicht die geringste Lust hatte.
    »Wenigstens erweist Ihr mir die Ehre, zur verabredeten Zeit mit mir Verbindung aufzunehmen«, sagte Vuldaroq kalt und verriet damit zugleich, wie gut er bereits informiert war.
    »Es gibt keinen Grund, den Kontakt nicht herzustellen«,
erwiderte Heryst vorsichtig. Er musste an frühere Unterhaltungen zwischen ihnen denken.
    »Wirklich? Ich hatte angenommen, Ihr wärt vollauf mit der Suche nach einem gemeinsamen Feind

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