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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Gestern war er noch nicht da gewesen, doch jetzt konnte sie ihn erkennen, auch wenn er noch nicht groß war.
    Er würde wachsen und an ihren Kräften zehren, bis sie alle in diesem undurchdringlichem Schatten untergingen. Das wäre der sichere, endgültige Tod des Kollegs. Das konnte sie nicht zulassen, sie musste dagegen ankämpfen, solange sie noch atmen konnte. Verdammt, wenn doch nur Ilkar hier wäre. Jetzt hätte sie seine Unterstützung dringend brauchen
können. Wenigstens würde ihre Botschaft bald die Kampflinien vor Xetesk erreichen. Die Al-Arynaar mussten helfen. Dazu waren sie sicherlich bereit, denn auch ihre Magier hatten viel zu verlieren.
    Ihr Bewusstsein kehrte in die alltägliche Umgebung zurück. Die Übelkeit ließ nach, da sie nun die Ursache erkannt hatte. Sie richtete sich auf, kleidete sich an und fragte sich dabei, ob die anderen das Gleiche gesehen und gefühlt hatten wie sie. Noch bevor sie die Zimmertür erreicht hatte, drangen die ersten entsetzten Rufe herein.

Achtes Kapitel
    Hirad entspannte sich und ließ Sha-Kaans überwältigenden Geist in seinen eigenen eindringen. Er spürte die Resignation in den Gedanken des mächtigen alten Drachen. Vielleicht auch Ergebenheit angesichts des unausweichlichen Schicksals. Ganz sicher Müdigkeit.
    »Ich bin einsam, Hirad Coldheart«, grollte er. »Einsam, alt und müde.«
    »Ich tue, was ich kann«, sagte Hirad, und sein Herz setzte einen Moment aus, als er Sha-Kaans melancholische Stimmung auffing.
    »Ich brauche die Nähe meines Volks. Den heilenden Wind des interdimensionalen Raumes. Ich brauche mein Heim.«
    Er klang so alt, seine Willenskraft ließ nach. Fast sechs Jahre befand er sich schon im Exil, seit die Dimensionen nach dem Schließen des Schattenrisses gewaltsam neu ausgerichtet worden waren. Sechs Jahre, die an seiner Lebenskraft gezehrt hatten, Tag um Tag.
    »Was ist geschehen, Sha-Kaan?« Es musste einen Grund für diese Wende zum Schlechteren geben.

    »Jetzt ist die Geburtszeit der Kaan. Unsere größte Freude, aber auch die Zeit größter Gefahr. Früher konnten sie sich darauf verlassen, dass ich sie beschütze.« Sha-Kaan stieß ein tiefes Grollen aus. »Dieses Mal werde ich nicht bei ihnen sein. Und wäre ich dort, dann wüsste ich nicht, ob ich die Kraft hätte, ihnen wirklich zu helfen.«
    »Dein Verlust bekümmert mich«, sagte Hirad. »Aber verliere bitte nicht den Glauben an uns. Ich habe dir ein Versprechen gegeben, und ich werde es halten.«
    Wärme durchströmte Hirads Bewusstsein. »Du bist mein Freund, Hirad, und ich vertraue dir. Es gibt nicht viele Menschen wie dich, wie mir scheint. Die meisten von deiner Art kennen keine Ehre und haben keine Seele.«
    »Nur gut, dass wir auf der gleichen Seite stehen«, antwortete Hirad, zugleich bewegt und beschämt durch dieses unerwartete Kompliment.
    »Hör zu, Hirad. Hier droht Gefahr. Erienne hat die Eine Magie angewandt, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Xetesk hat es gespürt. Sie haben ihr Wissen über die Protektoren weitergegeben, und ihre Magier setzen die Al-Drechar unter Druck, um Antworten zu bekommen. Bislang ist Eriennes Identität noch nicht enthüllt worden, doch diese Männer sind stark, und ich kann sie nicht alle aufhalten, falls sie sich entschließen sollten, Gewalt anzuwenden.«
    »Was ist mit Diera?«
    »Sie ist bisher nicht in Gefahr. Sie ist Sols Frau, und die Protektoren werden ihr und ihrem Sohn nichts tun. Ich mache mir eher Sorgen wegen der Magier. Beeile dich, Hirad. Xetesk muss geschwächt werden und seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten. Ich muss nach Hause, und von dort kann ich Hilfe holen. Das Eine muss überleben, damit
wir eine stärkere Welt aufbauen können, doch ich fürchte das Blutvergießen.«
    Abrupt zog Sha-Kaan sich aus Hirads Geist zurück und ließ den Barbaren verwirrt zurück. Er richtete sich langsam auf und sah sich in der verfallenen Scheune um, in die Darrick sie geführt hatte. Das Dach, falls man es überhaupt so nennen durfte, hing an abgeknickten Balken, und eine Wand bestand beinahe nur noch aus Löchern. Immerhin bot ihnen das Gebäude Schutz und ein wenig Bequemlichkeit.
    Der Rabe hatte sich an einem kleinen Feuer niedergelassen. Erienne ruhte in Densers Arm, zweifellos war sie in Kontakt mit den Al-Drechar. Auch Darrick schlief; bei ihm war es allerdings eher emotionale Erschöpfung. Der Unbekannte starrte gedankenverloren in die Flammen, Thraun war draußen unterwegs. Er würde sie bewachen, während er auf den

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