Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
Unbekannte folgte ihm. Hirad schloss sich ihnen stirnrunzelnd an, weil er es nicht begriff. Der Grund sollte aber bald deutlich werden.
Zehn Schritte vor dem Graben hielt Darrick sein Pferd in einer Staubwolke an, dass die losen Steine nur so flogen. Die anderen Rabenkrieger sammelten sich um ihn, hinter ihnen wurden die Hufschläge der Verfolger lauter. Wie ein Mann schwenkten sie ab. Von links und rechts kamen nun Reiter auf die Rabenkrieger zu, eine Gruppe noch mehr als hundert Schritte entfernt, die zweite etwa doppelt so weit.
»Hört zu«, sagte Darrick. »Wir durften auf keinen Fall im Galopp von ihnen in die Zange genommen werden. Sie wussten, dass sie uns erwischen konnten, sie kennen das Gelände.«
»Was du auch vorhast, beeil dich«, sagte Hirad.
Darrick wirbelte mit der rechten Hand den Stiel der Harke herum, die inzwischen den Kopf verloren hatte. Hirad wurde schmerzlich bewusst, wie verletzlich der ehemalige General in seiner Ausgehuniform war.
»Hättest du dir nicht ein Schwert schnappen können?«, sagte er.
Darrick zuckte mit den Achseln. »Ohne Rüstung halte ich sie lieber auf Distanz. Also, wir nehmen uns die Gruppe vor, die näher ist. Ich übernehme die Führung. Lasst euch nicht erschrecken. Denser, Kraftkegel auf die hintere Gruppe, sobald
sie aufschließen. Egal was, solange es sie aufhält, ehe sie uns zu nahe kommen. Die anderen ziehen ihre Schwerter, Erienne bleibt im Zentrum und schützt uns mit einem Spruchschild. Wolltet ihr nicht schon immer zur Kavallerie?«
Die Klingen fuhren zischend aus den Scheiden, mit den freien Händen hielten sie die Zügel. Ihre Pferde hatten aufmerksam die Köpfe gehoben und spitzten die Ohren, sie waren bereit und scharrten mit den Hufen. Die vordere Gruppe kam geschlossen näher, die Reiter waren nicht ausgeschwärmt. Darrick wartete ab, und Hirad sah erst jetzt, was Darrick vermutlich auf den ersten Blick bemerkt hatte. Es waren keine Kavalleristen, dazu saßen sie nicht lässig genug im Sattel.
»Wartet«, ermahnte Darrick sie. »Wartet, bis sie sich Gedanken machen.«
»Söldner«, sagte Hirad. »Eigentlich sollten die es doch besser wissen.«
»Schild steht«, meldete Erienne.
»Kraftkegel bereit«, murmelte Denser.
Ilkars Meldung blieb aus, und Hirad spürte einen Stich im Herz.
Als die vordere Gruppe weniger als dreißig Schritte entfernt und der zweiten noch etwa neunzig Schritte voraus war, trieb Darrick sein Pferd an.
»Achtet auf ihre Klingen. Sie werden von oben nach unten schlagen, glaubt mir. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Los jetzt, enge Formation! Der Rabe, reitet!«
Sein Pferd sprang los, er hatte den Stiel der Harke über dem Kopf des Pferdes angelegt wie eine Lanze. Der Unbekannte kam direkt hinter ihm, Thraun war auf der rechten Seite, Denser und Erienne blieben geschützt im Zentrum, Hirad übernahm die Rückendeckung. Der Puls des Barbaren raste, und auf einmal musste er grinsen, als ihm der
Wind ins Gesicht schlug. Er brüllte, um sich auf die Schlacht einzustimmen, und Thraun nahm den Ruf auf. Der Rabe ritt los.
Darrick hatte anscheinend völlig vergessen, dass sein Körper ungeschützt und verletzlich war, und hielt direkt aufs Zentrum der Söldnertruppe zu. Dunkelgrüne Blitze knisterten auf Eriennes Schild, als der magische Angriff eines Reiters mühelos abgewehrt wurde.
Darrick hatte den Griff gewechselt, er hielt den Stiel der Harke jetzt quer vor sich und trieb sein Pferd noch einmal an. Er flog den Gegnern förmlich entgegen, täuschte unten an und zog den Stock in Kopfhöhe herum. Sein Gegner hatte sich bereits darauf eingestellt, den Angriff von unten abzublocken, und konnte die schwere Waffe nicht schnell genug wieder heben. Darricks Harke traf seinen Kopf und schlug ihn bewusstlos. Die Klinge fiel aus seinen schlaffen Fingern, und er sackte in sich zusammen. Darrick hielt keine Sekunde inne, sondern duckte sich, als ein Gegner zu seiner Linken zuschlug und ihn knapp verfehlte.
Einen Schritt hinter ihm griffen auch Thraun und der Unbekannte an. Das Schwert des großen Kriegers zischte durch die Luft, sauste nach links und rechts und traf die ungeschützte Hüfte des Angreifers auf Darricks linker Seite. Gegenüber wechselte Thraun harte Schläge mit einem geschickten Schwertkämpfer, zog die eigene Klinge rasch herum und ritt unverletzt weiter. Sein Gegner hatte weniger Glück, denn Hirad folgte mit gerade ausgestreckter Klinge, die er mit starker Hand hielt. Der Mann war tot, ehe er auf den Boden
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