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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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falls wir sie wirklich schnappen wollen.«
    »Ich hätte doch angenommen, dies sei Euer wichtigstes Ziel. Schließlich ist Darrick bei ihnen.«
    »Das ist eine interne Angelegenheit, um die ich mich auf anderer Ebene kümmere«, erwiderte Heryst kühl. »Ihr werdet sie jedenfalls nicht aufhalten. Ihr versteht es nicht.«
    »Oh, ich verstehe es durchaus, Lord Heryst. Ich verstehe, dass Ihr genau wisst, dass Erienne den fraglichen Spruch gewirkt hat. Ich verstehe, dass Ihr nicht stark genug
wart, um sie an der Flucht zu hindern, und ich verstehe, dass alle meine Kräfte angewiesen werden, den Raben auf der Stelle festzunehmen.«
    »Vuldaroq, Ihr …«
    »Und bevor Ihr protestiert, will ich Euch sagen, dass ich auch noch etwas anderes verstehe. Wenn ich Xetesk wäre und ebenfalls das Wirken des Einen gespürt und den Ursprung bestimmt hätte, dann würde ich auf dem Weg nach Norden, bevor ich dafür sorge, dass Julatsa sich nie wieder erhebt, einen kleinen Abstecher machen. Könnt Ihr Euch denken, wohin ich mich wenden würde, wenn ich konkrete Anhaltspunkte hätte, wo die ultimative Waffe eingesetzt worden ist?«
    Darauf wusste Heryst keine Antwort. Es gab keine, die er hätte aussprechen konnte, ohne den letzten Rest von Glaubwürdigkeit zu verlieren.
    »Ein Glück nur, mein lieber Heryst, dass wir Freunde und Verbündete sind, nicht wahr? Solange ich an Eurer Seite stehe, könnt Ihr sie vielleicht sogar daran hindern, Euer Kolleg zu zerstören. Findet Ihr nicht auch, dass es an der Zeit ist, völlig aufrichtig mit mir zu sein?«
     
    Thraun deutete nach links zum Höhenzug, auf dem sie am Morgen die Nachschubwagen beobachtet hatten. Der schwer gesicherte Zug war nach Xetesk unterwegs gewesen und in einer Staubwolke, mit quietschenden Achsen und schwer arbeitenden Pferden, vorbeigefahren. Da der Rabe den Zug schon aus mehr als einer Meile Entfernung bemerkt hatte, war er einfach ausgewichen, hatte die Pferde ausruhen und den Zug vorbeifahren lassen.
    Doch jetzt näherten sich Reiter in scharfem Galopp aus der Richtung des Dunklen Kollegs. Der Unbekannte zog sein Pferd nach rechts herum, ließ es galoppieren und trieb es mit den Hacken an. Der Rabe folgte ihm und entfernte sich vom
Höhenzug und den Wagen, um sich im Hügelland zu verstecken. Hier hatten Lyannas unkontrollierte Elementarkräfte gewütet und einen furchtbaren Schaden angerichtet. Kaum ein Busch oder Baum, der noch gerade stand. Zahllose Bäume waren umgestürzt und verrotteten. Ein Zickzackmuster, das den Narben von Peitschenschlägen ähnelte, durchzog das Land, die oberste Krume war abgetragen, und im neuen Frühlingsgras waren dunkle Narben zu sehen.
    Hirad ritt hinter dem Unbekannten und Thraun und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass die anderen ihm folgten. Dumpfe Hufschläge auf der weichen Erde drangen ihm an die Ohren, hier und dort warfen die Hufe Schlammbrocken hoch.
    Der Rabe ritt einen flachen Hang hinunter und hielt auf einen Einschnitt zwischen zwei Hügeln zu. Von dort aus konnten sie außer Sicht der anderen Reiter zum Höhenzug zurückkehren. Doch sie waren nicht schnell genug. Der Staub auf dem Weg verriet ihnen, dass die Reiter schon viel zu nahe waren. Dann sah Hirad die Köpfe der Anführer kaum hundert Schritte entfernt auf dem Hügel auftauchen.
    Einen kleinen Moment lang gab Hirad sich der vergeblichen Hoffnung hin, die Reiter würden den Raben nicht bemerken. Doch dann ertönte ein Ruf, Pferde wurden scharf gezügelt und wieherten protestierend, die Abteilung wechselte die Richtung, und Hirads Hoffnung war dahin. Wer sie auch waren, sie teilten sich in zwei Gruppen von jeweils mindestens sechs Reitern auf. Eine kam den Hügel herunter direkt auf sie zu, die zweite machte kehrt und galoppierte zurück, um ihnen den Fluchtweg abzuschneiden.
    »Los!«, rief der Unbekannte. »Auf offenem Gelände können wir ihnen entkommen.«
    Er duckte sich tief auf den Sattel. Hirad folgte seinem Beispiel, bis ihm der starke Geruch von Pferdeschweiß in
die Nase wehte. Darrick war auf einmal neben ihm, er ritt so mühelos, als wäre es eine lockere Übung. Er lenkte sein Pferd zum Unbekannten, holte rasch auf, beugte sich vor und berührte die Schulter des großen Mannes.
    Der Unbekannte drehte sich um, und Darrick zog einen Finger quer über seine Kehle, deutete rasch nach vorn und nach hinten, lenkte sein Pferd nach rechts und entfernte sich vom Weg. Er hielt direkt auf einen Graben mit steilen Wänden zu. Der

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