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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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darum, ihr Wissen zu behalten. Hier war die Geschichte von Xetesk niedergeschrieben, und wenn man diese Werke zerstörte, konnte man einen unermesslichen Schaden anrichten.
    Diese Entscheidung lag jedoch bei den Menschen. Sobald sie das Aryn Hiil wieder an sich genommen hatten, gab es für die Elfen in Balaia nur noch eine einzige Aufgabe zu vollbringen, ehe sie dem Kontinent für immer den Rücken kehrten.
     
    Verstärkt durch Rebraal und zwei Al-Arynaar-Magier, eilte der Rabe rasch durch den Verwaltungstrakt neben dem Mana-Bad. Der Zugang zu diesem Gebäudeflügel lag im Osten der zentralen Kuppel zwischen den Türmen.
    Rebraal hatte mit einem verriegelten Fenster kurzen Prozess gemacht, und sie waren in das Gebäude eingestiegen. Denser konnte sie rechtzeitig auf Sperren, Sicherungen und Alarmsprüche hinweisen, und so kamen sie rasch vorwärts. Bald waren sie vor einer Tür der Kuppel versammelt. Hinter ihnen lag ein kurzer Flur mit sechs Schreibstuben, in denen die Privatsekretäre des Kreises der Sieben arbeiteten. Dort hatten sie nichts Nützliches gefunden, obwohl Denser gehofft hatte, Hinweise darauf zu entdecken, wer gerade im Amt war. Da in allen Türmen Lichter brannten, mussten sie zu ihrem Leidwesen auch davon ausgehen, dass alle sechs Türme besetzt waren.

    Der Unbekannte Krieger brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern. Er wusste genau, was hinter jener Tür lag. Das letzte Mal hatte er es mit der Maske eines Protektors vor dem Gesicht gesehen. Es war ein majestätischer Anblick. Die Fundamente der sechs äußeren Türme waren ringsherum angeordnet, in der Mitte erhob sich der zentrale Turm, der bis ins Herz hinabreichte. In Alkoven hingen die Bilder früherer Meistermagier, die Türme waren außen mit Wandbildern und Warnungen versehen, der Boden bestand aus wundervollen Marmorfliesen. Gewundene Gänge zweigten ab und führten in ein Labyrinth, durch das man die Eingänge der Türme und die Katakomben erreichen konnte.
    Unwillkürlich schauderte er. Weit unten, verborgen im Irrgarten der Kammern, Gänge, Höhlen und Hallen, war der Seelenverband. Jeder Protektor wurde dort hinuntergeführt, um mit eigenen Augen zu sehen, wo seine Seele festgehalten wurde, und warum die Bindung bis zum Tod in Kraft blieb. Er zuckte zusammen, als Hirad seinen Arm berührte.
    »Geht dir das unter die Haut, großer Mann?«, fragte Hirad.
    Der Unbekannte nickte. »Ich kann sie spüren. Kein Protektor nähert sich gern dem Seelenverband. Vor dem Gefängnis der eigenen Seele zu stehen, löst hier drinnen einen Schmerz aus, den ich nicht beschreiben kann.« Er legte die Hand aufs Herz.
    »Und heute Nacht liegt das Mittel, sie alle zu befreien, in unseren Händen. Wir wissen, dass es existieren muss«, sagte Denser.
    »Ich bin nicht so zuversichtlich wie du«, wandte der Unbekannte ein. »Ich weiß auch nicht, ob wir sie wirklich freilassen sollen, selbst wenn wir entdecken, wie das zu bewerkstelligen wäre.«

    »Diese Frage können wir uns für später aufheben«, sagte Denser. »Wir haben noch viel zu tun. Eins nach dem anderen, was?«
    Wieder nickte der Unbekannte. Er schluckte und konnte die Bilder nicht aus seinem Kopf vertreiben. Er hatte Mühe, sich auf das zu konzentrieren, was sie tun wollten.
    »Mach schon, Denser. Wir wollen es hinter uns bringen.«
    Hirad grunzte. »Es wird Zeit, dass wir zurückschlagen.«
    Denser hockte sich vor die Tür. Ein normales Schloss gab es nicht. Etwas, das Denser als magischen Türkeil bezeichnete, hielt unwillkommene Besucher ab. Der Keil wurde jeden Morgen vom Meister der Türme entfernt und abends wieder vorgelegt. Nach dem Kreis der Sieben zählte der Meister der Türme zu den einflussreichsten Magiern im Kolleg. Es war kein besonders schwieriger Spruch, doch wie alles in Xetesk war er möglicherweise mit einem verborgenen Auslöser verbunden, der von einem Alarm bis zu einer vernichtenden Detonation alles Mögliche in Gang setzen konnte.
    »Nichts zu sehen«, sagte Denser. »Nein, wartet.« Er verstummte wieder. »Ah, das ist raffiniert. Sehr raffiniert.« Er kicherte. »Moment noch.«
    Er atmete tief ein und hielt die Luft an. Der Unbekannte schaute zu und legte die Stirn immer tiefer in Falten. Densers Finger bewegten sich außerordentlich schnell. Es waren winzige Bewegungen, doch über diesen komplizierten Tanz der Fingerspitzen konnte er sich nur wundern. Der Spruch oder das Umlenken des Mana dauerte erheblich länger, als Denser für einen Atemzug brauchte. Sein

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