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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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lächelnd. Die Magier applaudierten laut.
    Der Bürgermeister stand auf. Er war ein großer Mann mit harten Augen und einer unverwechselbaren Glatze.
    »Pheone, Ihr sprecht offen und meiner Ansicht nach auch ehrlich. Ebenso alle anderen, die bisher das Wort ergriffen haben. Ich bin mir jedoch nicht sicher, wie ich reagieren soll. Mit Dankbarkeit, weil Ihr uns gewarnt und uns die Chance gegeben habt, uns in Sicherheit zu bringen? Mit Zorn, weil Ihr glaubt, wir könnten in Betracht ziehen, ein Kolleg zu verlassen, das uns so lange unterstützt hat? Oder mit Zynismus, weil Ihr uns eigentlich keine Wahl lasst, außer zu den Waffen zu greifen, um unsere Stadt zu verteidigen  – und dies nur, weil wir in unserer Mitte ein magisches Kolleg haben, das den Ärger geradezu herausfordert?«
    Pheone sperrte fassungslos den Mund auf. Murren erhob sich am Tisch und unter den versammelten Magiern. Sie gebot ihnen mit erhobener Hand zu schweigen. »Solltet Ihr
nicht froh sein, dass wir Euch so früh wie möglich gewarnt und die Möglichkeit gegeben haben, Euch zu entscheiden? Wir haben Euch informiert, weil ich nicht will, dass Unschuldige sterben. Hättet Ihr es vorgezogen, von Xetesks Angriff erst beim Anblick der Soldaten zu erfahren, die an Eurem Haus vorbeimarschieren?«
    Der Bürgermeister hob die Hände. »Pheone, bitte übertreibt es nicht. Ich drücke nur aus, was das Volk empfindet. Die Geschichte Julatsas ist allen hier bestens bekannt. Ich muss einräumen, dass wir vieles von dem, was wir hier haben, dem Kolleg zu verdanken haben.«
    »Gut, dass Ihr es nicht vergesst«, murmelte Lempaar, der alte Elf.
    »In der Tat«, sagte der Bürgermeister lächelnd. »Den Ruhm ebenso wie die Zerstörung. So ist es mit Städten. Korina wuchs wegen seines Hafens, wegen der Menschen, die dort arbeiteten und wegen derjenigen, die dort gewinnbringende Geschäfte machen konnten. Doch das Rad beschreibt immer eine volle Umdrehung. Natürlich wird der Hafen wieder den Menschen dienen, falls er je wieder aufgebaut wird. Und vielleicht gilt das Gleiche für das Kolleg von Julatsa. Die Welt dreht sich weiter, und meine Bürger fragen mich: Wie lange können wir dieses Kolleg noch unterstützen? Diese Versammlung einer Elite, die uns im letzten Jahrzehnt so wenig gebracht und so viel gekostet hat?«
    Pheone traute ihren Ohren nicht. Der Bürgermeister hatte zweideutig begonnen, doch nun wurde sein Standpunkt völlig klar.
    »Bürgermeister, wir haben nicht genug Zeit, über Theorien und Einstellungen zu diskutieren. Wir müssen wissen, was das Volk von Julatsa tun wird und was Ihr vorschlagen werdet. Wir müssen rasch planen.«
    Das Gesicht des Bürgermeisters wurde hart. »Dann will
ich Euch nicht weiter aufhalten. Offenbar sind die komplizierten Gefühle der Einwohner von Euch im Grunde nicht von Bedeutung.«
    »Das ist nicht …«
    »Ich verstehe«, sagte er. »Das Kolleg ist wichtiger als alles andere.«
    »Ich spreche über die Realität, nicht über irgendeine Theorie. Xetesk kommt.«
    Doch der Bürgermeister gefiel sich in seiner Rolle. Er wandte sich an seine Ratsmitglieder, die mit Ausnahme von Kommandant Vale zustimmend nickten.
    »Diese Stadt ist so viel mehr als das Kolleg. In dieser Stadt leben Menschen, und diese Menschen sind es leid, bei Kämpfen zu sterben, sie sind es leid, zum Wohl des Kollegs zu sterben, und sie sind es leid, für Dinge gehasst zu werden, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen.
    Im ganzen Land richten sich die Menschen wieder ein. Nach den durch die Magie ausgelösten Stürmen haben wir alle gelitten, nun wächst endlich wieder Korn auf den Feldern. In den Ländern der Barone werden die Städte und Dörfer wieder aufgebaut, und die Bauernhöfe arbeiten wieder. Vielleicht habt Ihr vom Leben außerhalb des Kolleglandes nicht viel mitbekommen, doch ich weiß Bescheid. Niemand will diesen Krieg. Es gibt auch keinen Krieg außerhalb des Magierlandes, abgesehen von dem, was man als normale Zwistigkeiten unter Baronen bezeichnen könnte. Selbst nach Arlen, das von den xeteskianischen Kräften fast völlig zerstört wurde, ist das Leben zurückgekehrt.
    Warum sollten wir Julatsaner auch nur einen einzigen Tag unter den Konflikten der Kollegien leiden? Warum sollten unschuldige Menschen in irgendeiner Kollegstadt leiden? Ich weiß, wer hierher kommt. Ich weiß, was sie wollen, und ich weiß auch, dass wir sie nicht aufhalten können.
Ich werde jedoch nicht untätig zusehen, wie sie das Wenige zerstören, das wir

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