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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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getötet hat. Stell dir nur vor, wie viele Magier während der Seuche gestorben sind. Das hat den ganzen Orden geschwächt. Nach ihrer Ankunft auf Balaia hatten sie weitere Verluste. Weißt du noch, wie der Schatten nach dem ersten Ausfall des Mana-Stroms tiefer wurde? Ich nehme an, es liegt daran, dass bei dem Angriff der Xeteskianer, der darauf folgte, weitere Elfenmagier gestorben sind.«
    »Mir ist nicht klar, worauf du hinauswillst«, erwiderte Pheone.
    »Ich will damit sagen, dass es kein einseitiger Prozess ist. Ich will damit sagen, dass jeder lebende julatsanische Magier seine Kraft zum Herzen zurückschickt. Dadurch entsteht ein Kreislauf, wenn du verstehst, was ich meine. Es spielt keine Rolle, wie weit sie entfernt sind, sie tun es einfach. Jetzt aber sind wir so wenige, dass wir nicht mehr genügend Kraft zurückschicken können, und deshalb schwindet das Herz. Vergiss nicht, dass das Herz begraben ist und der normale Mana-Kreislauf nicht mehr funktioniert, sodass es von sich aus nicht mehr viel beisteuern kann.«
    Pheone runzelte die Stirn. Sie sah Geren scharf an und fragte sich, wie sicher er seiner Sache war. Kein Funke des Zweifels flackerte in seinen Augen. Konnte er am Ende sogar recht haben?

    »Es klingt einleuchtend, nicht wahr?«, fragte er. »Hast du heute schon den Schatten auf dem Herz überprüft? Ich wette, er ist tiefer geworden. Nicht sehr viel, aber du wirst es bemerken. Heute sind wieder Magier gestorben. Julatsaner. Überprüfe es doch.«
    Pheone schüttelte den Kopf. Es war nicht der Mühe wert. Sie konnte das üble Gefühl auch so spüren, ohne sich auf das Spektrum einzustimmen; sie spürte die Stellen, wo das julatsanische Gelb stumpf wurde, als läge eine Staubschicht auf einer Farbfläche.
    »Hast du mit jemand anders darüber gesprochen?«
    »Nein«, sagte Geren. Er lächelte traurig. »Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr, oder?«
    »Warum nicht? Ich meine, wenn dies die Antwort ist …«
    »Dann wissen wir nur, dass wir mit jedem Magier, der stirbt, schwächer werden, und dass zusammen mit uns auch das Herz an Kraft verliert. Das meiste davon wussten wir ohnehin schon, und die Schlussfolgerungen ändern sich nicht. Je weniger sich an der Bergung beteiligen, desto unwahrscheinlicher der Erfolg. Wir wollen hoffen, dass deine Elfen hier ankommen, ohne weitere Magier zu verlieren. Sonst haben wir in einigen Tagen nur noch den Schatten eines Herzens.«
    Pheone starrte ihn an, und er erwiderte verlegen ihren Blick.
    »Wolltest du mir sonst noch etwas sagen?«
    »Ja. Der Stadtrat ist da, wie du es gewünscht hast. Was willst du ihm mitteilen?«
    Pheone ging in Richtung Vortragssaal. Er stand inmitten der Ruinen der sechs Hörsäle, die von den Wesmen zerstört worden waren, und war weniger beeindruckend als jeder seiner Vorgänger. »Hör es dir an, wenn du willst.«
    Achselzuckend folgte er ihr hinein.

    Der Zuschauerraum war nur spärlich besetzt. Dreißig Stuhlreihen erhoben sich in Stufen bis zur Rückwand des mittelgroßen Saales, alle zur hell beleuchteten Bühne ausgerichtet, auf der ein langer Tisch, eine große, erhöhte Tafel und ein Podium standen. Das Laternenlicht wurde durch Lichtkugeln und die Nachmittagssonne verstärkt, die durch die riesigen, schrägen Fenster im Dach hereinschien.
    Pheone ging geradewegs zum Podium und nickte den fünf kommissarischen Vorstehern des Kollegs zu, die bereits am Tisch saßen. Geren setzte sich zu der Gruppe auf der linken Seite. Dort waren auf wenigen Bänken die meisten Magier des Kollegs versammelt, schätzungsweise kaum mehr als fünfzig. Ein armseliger Anblick. Höchstens ein Hundertstel der Zahl von Magiern, die sich jetzt eigentlich im Kolleg aufhalten sollten. Es sah so aus, als sei Gerens Theorie nicht von der Hand zu weisen.
    Rechts saß der Stadtrat von Julatsa. Anständige Leute, wie sie zugeben musste. Kaufleute, der Kommandant der Stadtwache, falls man seine Truppe so nennen durfte, ein paar einheimische Adlige und der Bürgermeister.
    »Ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid«, begann sie. Ihre Stimme erreichte dank der raffinierten Akustik und einiger verstärkender Sprüche mühelos auch die leeren hinteren Bänke im Saal. »Ich wünschte nur, ich könnte gute Neuigkeiten bringen.«
    Unruhe lief durch den kleinen Kreis der Zuhörer.
    »Die Belagerung von Xetesk ist zusammengebrochen. Heute im Morgengrauen setzten die Xeteskianer eine machtvolle Magie ein, die wir noch nicht richtig verstanden haben, und stießen

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