Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
noch haben. Der geschätzte Kommandant unserer Stadtwache begibt sich auf einen gefährlichen Weg, wenn er Euch unterstützt.« Er drehte sich nicht einmal um, sondern konzentrierte sich ausschließlich auf Pheone. »Ich will keine Kämpfe in den Straßen dieser Stadt sehen. Wenn er Euch unterstützen will, dann kann er es innerhalb Eurer Mauern tun. Wenn Xetesk kommt, um das Kolleg niederzureißen, dann werde ich mein Volk nicht bitten, Widerstand zu leisten.«
Pheone nickte. »Verstehe ich Euch recht«, erwiderte sie, »dass Ihr eine Invasionsstreitmacht unterstützen wollt? Trifft das zu?«
Der Bürgermeister zuckte mit den Achseln. »Ich werde mich ihr nicht in den Weg stellen. Ich werde sogar versuchen, alles so zu organisieren, dass sie friedlich durch meine Stadt ziehen kann. Es wird auf diesen Straßen, in den Parks und auf den Plätzen keine Kämpfe geben. Die Botschaft, die ich den Einwohnern von Julatsa schicken werde, ist ganz einfach. Sie haben von den Xeteskianern nichts zu befürchten. Wenn sie vorübergehend die Stadt verlassen wollen, können sie es tun. Wenn sie an Eurer Seite kämpfen, müssen sie dies hier im Kolleg tun.«
»Rückgratloser Feigling«, fauchte Geren.
»Geren, sei still«, gab Pheone zurück. »Beleidigungen bringen uns nicht weiter.«
»Dann hofft mal lieber, dass Xetesk siegt.« Geren achtete nicht auf sie.
»Wollt Ihr mir drohen, Bursche?«
»Ich formuliere eine Theorie«, sagte Geren gehässig. »Über das, was mit den Machthabern dieser Stadt geschehen könnte, wenn mein Kolleg die Invasion zurückschlägt. Und wir werden sie zurückschlagen.«
»Das hoffe ich«, sagte der Bürgermeister, doch seine Stimme war kalt. »Ich hoffe, Euch immer noch als Freunde betrachten zu können. Doch ich muss mich um die Bürger kümmern. Sie dürfen nicht auf dem Altar der Magie geopfert werden.«
»Freunde?«, sagte Geren. »Freunde halten zusammen. Ihr seid kein Freund dieses Kollegs.«
»Euer Ton gefällt mir nicht«, sagte der Bürgermeister.
»Das war auch nicht meine Absicht.«
Pheone schaute und hörte zu, wie der Tumult sich ausbreitete. Sie konnte und wollte nicht eingreifen. Kommandant Vale stand auf und trat vor, dabei stieß er die Ratsmitglieder zur Seite, die ihn aufhalten wollten. Demonstrativ gab er ihr und den Ältesten die Hand, bevor er mit festen Schritten den Saal verließ.
Doch was konnte er schon tun? Der Bürgermeister war beliebt, und viele Einwohner teilten seine Ansichten. Wenn er sich durchsetzte, würden gewöhnliche Julatsaner keinen Finger rühren, um dem Kolleg zu helfen, und ihre Hoffnung, die Feinde würden an jeder Straßenecke auf Widerstand stoßen, wäre dahin. Verdammt, dieser Mann wollte Dystran praktisch bis vor die Tore des Kollegs eskortieren. Pheone kämpfte die wütenden Tränen nieder. Sie empfand es wie einen körperlichen Schmerz, als ihr bewusst wurde, dass soeben ein weiterer Nagel in den Sarg der julatsanischen Magie getrieben worden war.
Zehntes Kapitel
Es wurde Nacht im Magierland nördlich von Xetesk. Auum hatte nach den engen Gängen in den Katakomben von Xetesk den Dauerlauf als Erlösung empfunden, und sie waren rasch vorangekommen. Er und Rebraal hatten Späher, Flankenschutz und Rückendeckung eingeteilt und einige Elfen als Sammler und Jäger abgestellt. Die Magier wurden von den Schwertkämpfern der Al-Arynaar und den TaiGethen beschützt.
Die Krallenjäger taten, was sie immer taten. Sie nahmen keine Befehle entgegen, spürten aber instinktiv, wo sie gebraucht wurden, was sie bewachen und wann sie Meldung erstatten mussten. Der Verlust zweier Paare von ursprünglich einem Dutzend hatte sie sehr getroffen. Außerdem waren beim vorherigen Angriff drei TaiGethen gefallen. Am Morgen hallten die Rufe der Krallenjäger meilenweit über das öde, zerstörte Land. Doch was sie übermittelten, war wichtig und willkommen. Die xeteskianischen Streitkräfte hatten angehalten und ein Lager aufgeschlagen. Sie hatten Feuer entfacht, Zelte aufgebaut und die Pferde angeleint. Das sah nicht nach einer kurzen Rast aus.
In dem Austausch schwang auch eine gewisse Angst mit. Nicht alle Feinde hielten sich im Lager auf. Manche konnte man nur spüren, aber nicht sehen. Überall drohten Gefahren, von denen einige unverhofft aus dem Dunkel zuschlagen konnten. Die Elfen durften keinen Augenblick in ihrer Wachsamkeit nachlassen.
Auum war noch eine weitere Stunde gelaufen, bis seine Späher meldeten, dass sie eine Stelle gefunden hatten, die
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