Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
verändern – sanfte Hügel mit niedrigen Gipfeln, einige tiefe Täler und Wald, der größtenteils zerstört war. Ein kluger Feind konnte ihnen sehr nahe kommen, ohne bemerkt zu werden. Blackthorne hatte keine Nachhut eingeteilt. Dort draußen wollte niemand allein sein.
Luke zuckte mit den Achseln. »Die Fußtruppen sind etwa drei Wegstunden hinter uns, doch Xetesk hat heute Morgen seine Kavallerie vorgeschickt, um Izack zu vertreiben. Wenn sie sich ins Zeug legen und schneller galoppieren als Izack, könnten sie in weniger als einer Stunde hier sein.«
»Hm«, überlegte Blackthorne. »Damit wären aber ihre Flanken ungeschützt. Jemand sollte den Elfen Bescheid geben.«
»Das hat bereits jemand getan«, erwiderte Luke lächelnd. »Er ist klug, nicht wahr?«
»Izack? Allerdings, das ist er. Er wurde vom Besten ausgebildet.«
»Von Euch, Mylord?« Lukes Augen blitzten schelmisch.
Blackthorne lachte. »Nun übertreib’s nicht, junger Mann«, sagte er. »Bewahre dir deine Schlagfertigkeit, du wirst sie brauchen.«
»Ja, Mylord.«
»Also gut, ich muss noch etwas wissen«, fuhr Blackthorne fort. »Du musst zu Izack zurückkehren. Frage ihn, wie er Marschtempo und Marschrichtung der Feinde einschätzt. Werden sie einen Umweg einschlagen? Bisher gehe ich davon aus, dass sie unseren Spuren folgen.«
»Darf ich nach dem Grund fragen, Baron?«
»Die Männer hier brauchen Ruhe. Wenn sie drei Stunden vor Xetesk nach Julatsa einmarschieren, werden sie völlig erschöpft sein und genau deshalb abgeschlachtet werden. Chandyrs Männer schlafen in der Nacht, meine nicht. Ich brauche abseits der Route ein Versteck. Einen sicheren Ort, wo wir uns gegen Hausgeister und Meuchelmörder wehren können, falls sie kommen sollten. Ich glaube nicht, dass Chandyr den Kurs wechseln wird, um uns anzugreifen. Dazu ist die Bedrohung, die von uns ausgeht, nicht groß genug.
Ich würde diese Männer lieber seinen Rücken angreifen lassen, wenn die Schlacht bereits begonnen hat, als sie sinnlos in Stücke hacken zu lassen, nur weil sie zu müde sind, um Sprüche zu wirken oder das Schwert zu heben. Übermittle diese Pläne Izack und frage ihn nach seiner Meinung. Er gibt die Befehle, an die ich mich halten werde, aber bringe meinen Vorschlag dennoch nachdrücklich zur Sprache. Hast du verstanden? Nein, vergiss die letzte Bemerkung, da du es ohnehin tun wirst. Kannst du überhaupt noch reiten?«
»Ja, Mylord.«
»Gut. Dann mach dich auf den Weg, sobald du bereit bist. Je eher, desto besser. Ich möchte gern vor Sonnenaufgang eine Antwort haben.«
Lord Tessaya stand mit Lord Riasu am Eingang des Understone-Passes. Er hatte schon einmal hier gestanden. Damals hatte er die Heere der Wesmen und seine Schamanen,
unterstützt von der Magie der Wytchlords, angeführt und die Streitmacht der vier Kollegien, die den westlichen Ausgang des Passes besetzt hatte, angegriffen und vernichtet. Es war ein Tag der Opfer und der Hochachtung gewesen. Seine Feinde hatten nicht kehrtgemacht, sie waren nicht in die schützende Dunkelheit geflohen, sondern sie hatten gekämpft und waren gestorben wie Männer. Heute empfand er keine Achtung für die Herrscher der vier Kollegien, die sich durch ihren Machthunger entzweit hatten.
Heute beobachtete er abermals die Versammlung der Wesmen. Riasu, zu dessen Ländereien auch der Eingang zum Pass gehörte, hatte seine Stammeshäuptlinge bereits zu sich gerufen, als Tessaya mit den Paleon-Stämmen eintraf. Die Zelte hatten sie auf die althergebrachte Weise aufgeschlagen, Flaggen und Banner wehten im Wind, und der höfliche Abstand zwischen den Stämmen blieb gewahrt. Beinahe zweitausend Krieger lagerten hier, mehr als die Hälfte der Streitmacht, mit der er gerechnet hatte, obwohl er gehofft hatte, die Zahlen würden ihn angenehm überraschen.
Die besten Kämpfer von weiteren zwanzig Stämmen, jeweils mehr als fünfzig Männer, waren bereits unterwegs. Die anderen Stämme, die durch die Angriffe des Ostens und die Mana-Stürme schwer gelitten hatten, würden sich nicht beteiligen. Nie wieder würde er zulassen, dass ein Stamm ganz und gar aufgerieben wurde. Es mussten genügend übrig bleiben, um das Überleben zu sichern.
Tessaya freute sich auf den Anblick der Banner, die seine anrückenden Stämme trugen. Heystron, Liandon, Revion und Taranon – große Namen in der kriegerischen Geschichte der Wesmen. Sie alle hatten in den letzten Kriegen ihre Kommandanten verloren, und alle sannen auf Rache.
Er
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