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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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noch, vielleicht war er noch nicht ganz so angriffslustig wie seine beiden Tai-Brüder.
    Auum war der Ansicht, dass er seine Brüder vermutlich nicht einmal brauchen würde. Vor ihm war das Gelände eben, und er konnte sich fast geräuschlos bewegen. Er hörte die Männer reden, ihre leisen Stimmen übertönten das Rauschen des Windes in den Bäumen, die Laute der Nagetiere und Raubtiere. Am Fuß eines Baumes, dessen dicker Stamm von Rehen geschält worden war, blieb er stehen und lauschte. Die Feinde bemerkten nicht, was um sie her im Gange war. Immerhin sahen sie sich um, sobald ihre Augen sich auf die Dunkelheit eingestellt hatten, und überprüften das Gelände hinter ihnen und auch den Weg, den sie gekommen waren.
    Die Tai konnten im Dunklen sehen wie am Tage.
    Auum ließ den Gegnern zehn Schritte Vorsprung, nickte Duele zu seiner Rechten zu und griff an. Inmitten der Bäume wurden alle Geräusche gedämpft und trugen nicht weit. Kein Zweig knackte unter seinem Fuß. Als er noch vier Schritte entfernt war, bekam einer der beiden eine Gänsehaut und wollte sich umdrehen.
    Auum sprang, drehte sich in der Luft und streckte das rechte Bein vor. Er traf die Wange des Mannes und unterdrückte mit seinem Stiefel, der den Mund streifte, den
Schrei des Gegners. Der TaiGethen landete neben dem zweiten Mann und stieß ihm ein Kurzschwert von unten ins Kinn, um durch den Gaumen hindurch das Gehirn zu treffen. Er zog die Klinge heraus und wollte den Ersten erledigen, aus dessen Brust inzwischen jedoch schon zwei Pfeile ragten.
    Duele und Evunn trotteten herbei und zogen ihre Pfeile aus dem Toten, säuberten sie und steckten sie wieder in die Köcher. Auum zeigte ihnen nickend, in welche Richtung sie gehen wollten, und die Zelle machte sich auf den Weg.
    Frisches Blut besudelte die Erde. Nicht ein Vogel war erschrocken aufgeflogen.
     
    Thraun vermisste Eriennes Nähe, ihre Haare und die Berührung ihrer Haut. Er war bedrückt, weil er ihr nicht mehr helfen konnte – und weil sie ihn offenbar nicht mehr brauchte. Sie brauchte keinen von ihnen. Er behielt die letzte Berührung im Herzen, als sie die Hand auf seine Wange gelegt und ihn leicht geküsst hatte. Dann hatte sie ihn ebenso allein gelassen wie Denser. Er war verletzt gewesen, aber jetzt tat sie ihm vor allem unendlich leid, weil er spürte, welche Qualen sie litt.
    Nicht nur, dass ihre Bewegungen ruckartig und irgendwie unsicher waren. Nicht nur, dass sie sehr wenig sprach, abgesehen von Forderungen, dass sie anhalten, essen oder trinken wollte. Vor allem aber hatte er ihr in die Augen geblickt und das Toben in ihr erkannt, das sogar Denser entgangen war. Jede Zelle ihres Körpers kämpfte, um das Eine im Zaum zu halten. So blieb ihr kaum noch Kraft, um mit den Gefährten zu reden.
    Andererseits ging es ihr jetzt besser, weil sie die Rabenkrieger wieder spüren konnte. Wenn Thraun sie aus der Nähe betrachten konnte, verriet ihm eine winzige Berührung
oder ein kleines Zucken des Mundwinkels, dass sie immer noch zu ihnen gehörte.
    Nachdem sie gegessen und das Feuer gelöscht hatten, übernahm Thraun die erste Wache. Es war dunkel, doch seine Wolfsaugen konnten die Schatten durchdringen, und seine Witterung war gut. Der starke Geruch des Holzrauchs hing als einer von unzähligen Düften in der Luft, die er unterscheiden konnte. Die Rabenkrieger schliefen, und das war ihm Kompliment genug. Stumm saß er in ihrer Mitte.
    Er fragte sich, aus welcher Richtung die Bedrohung kommen würde. Der Rabe hatte als Lagerplatz eine Stelle ausgewählt, die einen passablen Sichtschutz von Land her oder auch aus der Luft bot, doch es gab keine Geländeformation, die irgendeine Himmelsrichtung wirklich gut zu decken vermochte. Die Gefahr konnte also aus jeder Richtung kommen und jeden treffen. Jeden außer Erienne. Die Gegner würden sie nicht töten, sondern gefangen nehmen. Alle anderen Rabenkrieger schwebten in Lebensgefahr.
    Wen würden sie als Ersten auswählen? Immer vorausgesetzt natürlich, die Meuchelmörder, die der Herr vom Berge befehligte, trieben sich in der Nähe herum.
    Thraun stand auf und lief vorsichtig durchs kleine Lager zu den angebundenen Pferden. Er blieb bei ihnen stehen, beobachtete und lauschte den Strömungen der Nacht. Bei der ersten Begegnung mit ihm waren Pferde stets nervös. Diese hier hatten sich inzwischen an ihn gewöhnt, spürten aber immer noch, dass etwas Nichtmenschliches in ihm steckte. Damit musste er leben.
    Damit und mit vielen anderen

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