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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zu folgen. Selbst ein Blinder hätte die Spuren der Wagenräder, Füße und Hufe erkennen können. Auch Unrat lag herum. Diese Menschen wussten nicht zu schätzen, was ihre Götter ihnen geschenkt hatten. Eine zerbrochene Gürtelschnalle, ein Stück Tuch, ein schartiger, verrosteter Dolch. Er hatte so viel gesehen, dass es ihn kaum noch überraschte.
    Stetig und verstohlen schlichen sie sich an die Nachhut an. Es waren zehn Männer, jeweils zu zweit und eine halbe Meile weit ausgeschwärmt. Die Krallenjäger hatten berichtet, dass die Marschierenden ringsum von Wachen begleitet
wurden, seit die Kavallerie vorausgeschickt worden war. Es war eine vernünftige Maßnahme, überlegte Auum, auch wenn er von militärischen Manövern nicht viel verstand. Das war allerdings auch nicht nötig. Ihm reichte die Gewissheit, dass die von der Hauptgruppe abgesetzten Männer die Bedrohung nicht wahrnehmen konnten und daher verwundbar waren.
    Wie das lahme Reh in der Herde. Schutzlos. Leichte Beute.
    Er ließ seine Zelle anhalten. Vor ihnen wand sich ein Fluss, den die feindliche Truppe gerade überquert hatte, durch sumpfige Niederungen zwischen einer Reihe kleiner Hügel, auf denen dichte Büsche, Farn und Bäume wuchsen. Sie hatten bis Sonnenuntergang gewartet, und jetzt war die richtige Gelegenheit gekommen.
    Auum sprach mit ihnen ein Gebet an Yniss, der sie beschützen sollte, und an Tual, die vor allem von den Krallenjäger verehrte Göttin des Regenwaldes, die ihnen den Weg weisen sollte.
    »Wir dürfen keinen Lärm machen«, ermahnte er die Gefährten. »Unsere Jaqrui-Beutel bleiben geschlossen, und die Krallen müssen ihre Stimmen dämpfen. Wir sind nur wenige. Wir können den Feinden Schaden zufügen, um unseren Brüdern, den Al-Arynaar, zu helfen, und damit die Krallenjäger Genugtuung erfahren, aber die Feinde dürfen uns nicht hören. Vor ihren Magiern und Hausgeistern gibt es kein Entrinnen.«
    »Wir kennen unsere Ziele. Wir greifen an.«
    Die Krallenjägerpaare gaben nicht zu erkennen, ob sie es gehört hatten und einverstanden waren. Sie blieben einen Augenblick reglos stehen, und dann rannten sie fort, ein Paar direkt nach vorn, das zweite nach rechts. So blieb es den Tai überlassen, die linke Flanke zu besetzen.

    »Vorsicht mit den Bogen«, fügte Auum hinzu. »Schießt nur, wenn ihr sicher seid, dass ihr den Feind mit einem Schuss töten könnt.«
    Er zog die beiden Kurzschwerter und rannte durch hüfthohes Gras zu einem von Farn überwuchertem Hügel, während Duele und Evunn mit gespannten Bogen jeweils fünf Schritte links und rechts und zehn Schritte hinter ihm folgten.
    Auum ging äußerst vorsichtig, übte mit den Füßen möglichst wenig Druck auf die Erde aus und suchte bei jedem Schritt einen sicheren Stand. Der trockene Boden mochte für den Unvorsichtigen verräterisch sein, doch der im Regenwald geborene Elf konnte auf ihm stehen, als hätte er massiven Fels unter sich. Er schlich durch den Farn, passte seine Bewegungen der Wachstumsrichtung an und schob die Stängel zur Seite, statt sie zu zertreten. Hinter dem Hügel fiel das Gelände steil zu einem schlammigen Nebenfluss ab. Er schätzte die Lage ein, während er sich dem Wasserlauf näherte. Das schwindende Licht störte ihn nicht, er fand stets festen Untergrund für seine lautlosen Schritte.
    Schließlich stieg er wieder auf den Hügel, hielt kurz inne und sah sich um. Links stand eine Baumgruppe, auch dort fiel das Gelände ab, und durchs hohe Gras zogen sich deutliche Fußspuren. Am tiefsten Punkt der Mulde verschwand gerade eine Gestalt in einem Wäldchen. Er hob die Hand, deutete auf die Spuren und rannte nach links los, den Abhang hinunter und die Augen nach rechts gerichtet.
    Jetzt konnte er beide sehen. Sie liefen gemächlich zwischen den Bäumen einher, die nach den Stürmen, die sie beinahe zerstört hätten, endlich wieder ausschlugen. Die Männer gingen dicht nebeneinander und blickten nur nach vorn; sie freuten sich offenbar auf die nächste Rast. Da der
Himmel schon recht dunkel war, konnte es nicht mehr lange dauern. Sie würden jedoch nie mehr im Kreise ihrer Freunde ausruhen.
    Auum wurde langsamer und bog wieder nach rechts ab, um sich den Feinden zu nähern. Er streckte eine Hand mit drei abgespreizten Fingern aus. Duele und Evunn verstanden den Befehl und schlossen rasch auf, bis sie auf gleicher Höhe mit ihm waren. Duele hatte den Bogen gespannt und war bereits in Schussweite, hatte aber noch kein gutes Ziel. Evunn suchte

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