Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
atmete die Frühlingsluft ein, spürte die Wärme in der Brust und nickte.
»Spürt Ihr es, Riasu?«, fragte er.
»Ich glaube schon, Mylord Tessaya. Ich glaube, ich spüre es.«
»Eine Veränderung liegt in der Luft. Dunkle Schatten kündigen das Ende der Herrschaft der Kollegien an. Noch nie hatten wir eine so gute Gelegenheit. Noch nie. Denkt nur zurück, Riasu, wie wir auf unsere überwältigende Zahl vertraut und angenommen haben, es reiche aus. Wir eroberten Julatsa, doch der Preis war viel zu hoch. Jetzt sind die Magier dezimiert, und die Kollegien töten jeden Tag weitere Magier. Ohne es zu wissen, stärken sie damit uns.« Wieder nickte er. »Wir dürfen nicht versagen.«
»Das werden wir nicht, Mylord«, versicherte Riasu ihm. »Alle Männer dort unten spüren es ebenfalls.«
Er deutete auf das große Zeltlager. Von hundert Feuern stieg Rauch auf, das Bellen und Knurren der Destrana-Kriegshunde übertönte hin und wieder den Lärm des Stammeslebens. Bald würde die Ebene voller Krieger sein, und dann war der Zeitpunkt gekommen.
»Wann trifft der Taranon-Stamm ein?«
Alle Lords, die seinem Ruf gefolgt waren, wollten sich am Kampf beteiligen und warteten nur auf den Befehl, nach Osten zu marschieren. Die Schamanen hatten die Botschaft mithilfe der Geister verbreitet, die über sie wachten, und sie gebeten, ihnen den Sieg zu schenken.
»Wie ich hörte, in zwei Tagen«, erwiderte Riasu.
»Dann werden wir am Tag nach ihrer Ankunft im Morgengrauen aufbrechen«, entschied Tessaya.
Männer liefen zur südlichen Grenze des Lagers, stießen Jubelrufe aus und begannen zu singen. In der Ferne flatterten Banner auf langen Stangen. Die Liandon kamen und
wurden mit Gesang begrüßt. Es wurde Tessaya leicht ums Herz, als er die Lieder hörte, und das Blut strömte schneller und lebhafter durch seine Adern. Er war beinahe zu alt, um ein Heer in den Kampf zu führen, doch er fühlte sich, als sei er gerade erst vom Kind zum Mann gereift.
Er führte Riasu von der Anhöhe herunter und lief ins Lager zurück. Wenn sie schnell genug waren, konnten sie in die Lieder einstimmen und ihre Brüder willkommen heißen.
Dreizehntes Kapitel
Es war der zweite Tag des Wettlaufs nach Norden, nach Julatsa. Die Abenddämmerung brach an, doch Auum und seine wieder vollzähligen Tai dachten nicht an Rast. Von neuem Mut beflügelt lief er mit Duele und Evunn an seiner Seite durch die Schatten, die ihm Sicherheit boten. Tual hatte ihnen ihr Lächeln geschenkt, und auch Yniss hatte ihnen beigestanden, denn Evunn war, wie Sian es vorhergesagt hatte, wieder aufgewacht. Körperlich war er ganz der Alte, nur seine Erinnerungen blieben verschwommen. Sobald sie Zeit dazu hatten, würden sie ihm berichten, was er verpasst hatte.
Gegen Mittag hatten sie sich vom Verband der übrigen Elfen getrennt und Rebraal die Führung überlassen, um sich in einem weiten Bogen, ungesehen von allen feindlichen Spähern, rückwärts zu bewegen. Sie hatten erst geruht, als sie die Nachhut der Xeteskianer erreicht hatten. Krallenjäger hatten sie ständig begleitet, sie vor Angriffen geschützt und ihnen ein Bild der Lage vermittelt. Jetzt liefen sie, unterstützt von zwei Paaren, etwa eine Meile hinter den letzten Wächtern oder Spähern der Feinde. Sie konnten
sicher sein, dass die Hausgeister und Meuchelmörder der Feinde sich eher auf das Gebiet vor ihnen konzentrierten. Einige Meuchelmörder hatten in der vergangenen Nacht tatsächlich versucht, ins Lager der Elfen einzudringen. Ihre sterblichen Überreste hatten die Elfen in der Morgendämmerung kurz vor den äußersten Wachposten des xeteskianischen Lagers deponiert.
Auum empfand nichts für diese Leute. Die Krallenjäger wollten sich für die getöteten Gefährten rächen. Dieses Gefühl konnte er zwar verstehen, doch es war nicht die Art der TaiGethen, und auch den Al-Arynaar entsprach es nicht. Die Krallenjäger waren anders und verstanden sich darauf, ihrer Wut einen Ausdruck zu geben, ohne sich selbst zu gefährden. Die Bindung der Paare sorgte dafür, dass ihre Sinne stets scharf blieben und die Entscheidungen immer eindeutig waren. Auum konzentrierte sich unterdessen darauf, die Reihen der Xeteskianer so weit wie möglich zu dezimieren, um den Al-Arynaar zu helfen.
Vor ihnen gingen links und rechts die Krallenjägerpaare mit raschem Schritt. Die Tai-Krieger mussten sich im Dauerlauf bewegen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Keiner von ihnen brauchte einen Fährtenleser, um den Xeteskianern
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