Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
Unglauben
über die Tat der Xeteskianer hinaus und ließen die Schwerter kreisen, auf denen das Sonnenlicht glänzte.
Die berittenen Soldaten vor ihnen richteten die Pferde neu aus und kamen ihnen entgegen. Blackthorne war von einer Kraft beflügelt wie seit seiner Jugend nicht mehr. Er rollte sich unter dem Schlag eines Reiters ab, kam auf die Knie und traf mit seiner Klinge die Beine des nächsten Tiers. Ohne einen weiteren Blick richtete er sich ganz auf und rannte weiter, schlitzte einen Reiter auf und spürte, wie seine Klinge immer und immer wieder traf. Nur ein Ziel hatte er, ein einziges Ziel.
Die Magier waren nicht mehr in der Verfassung, einen weiteren Spruch zu wirken oder sich zu verteidigen. Es hätte ohnehin nichts geändert, denn Blackthorne und seine Männer fielen wie die wilden Tiere über sie her, schnitten Hände von den Armen, die Köpfe schützen wollten, spalteten Schädel, schlitzten Bäuche auf und durchbohrten Brustkörbe, Bäuche und Rücken. Über ihnen kreischten die Hausgeister, die den Angriff dirigiert hatten, und stürzten ab, sobald ihre Meister gestürzt waren. Keiner wurde verschont, keiner entkam. Das Blut tränkte das grüne Gras und färbte es schwarz wie die Gewänder der Toten.
Aber Blackthornes Angriff war nichts gegen das, was die Xeteskianer angerichtet hatten. Als er sich wieder beruhigte und die Erschöpfung und der Schock sich über ihn legten wie ein viel zu schwerer Mantel, ging Blackthorne zum Zielpunkt des Spruchs und sah sich um. Er ließ den Schrecken nicht an sich heran, denn das war die einzige Möglichkeit, dort stehen zu bleiben, ohne auf die Knie zu sinken und sich in den Fluss zu übergeben.
Überall lagen Fleischfetzen. Es war unmöglich, die Überreste der Reittiere von denen der Reiter zu unterscheiden. Blackthorne hatte einmal eine Abdeckerei besucht. Die Abfalleimer
waren voller Fleischstücke gewesen, ungefähr so groß wie diese hier. Knorpel und Knochen, mit denen man nichts mehr anfangen konnte, außer sie als Hundefutter klein zu mahlen. Er konnte kaum glauben, dass dies hier jemals Menschen gewesen waren.
Schließlich drehte er sich zu seinen Männern um, die sich hinter ihm versammelt hatten. Vielen war übel, andere hatten die Schwerter aus den tauben Händen gleiten lassen, während sie fassungslos starrten. Sie konnten nicht mehr kämpfen. Nicht in diesem Augenblick, vielleicht nie wieder. Deshalb bot er ihnen eine andere Möglichkeit an.
»Wir müssen dies hier Dordover und Lystern berichten«, sagte er mit belegter, zitternder Stimme. »Xetesk muss aufgehalten werden. Nicht nur in Julatsa, sondern in seinem Herzen, im Kolleg selbst. Diese Kräfte dürfen nie wieder eingesetzt werden. Seht nur, was sie getan haben. Hunderte von Männern, die keine Chance hatten. Vergesst nicht, was ihr hier gesehen habt. Vergesst es nicht, bis ihr wieder vor den Toren des Dunklen Kollegs kämpft.«
Er drehte sich um und führte sie fort.
»Wir können den Kontakt nicht herstellen«, sagte Dystran, als er am Bett seines alten Freundes Ranyl saß.
Der Meister schwand jetzt rasch dahin und würde vielleicht nicht einmal mehr bis zum Ende der Schlacht durchhalten. Seine Stimme war brüchig, er spuckte Blut, und sein Gesicht war grau und eingefallen. Seit zwei Tagen hatte er nichts gegessen, und selbst ein Schluck Wasser bereitete ihm schon Schmerzen. Doch er hielt verbissen am Leben fest, und seine scharfen Augen zeigten, dass in seinem hinfälligen Körper immer noch ein kluger Geist wohnte.
»Aber sie haben die Druckglocke gewirkt?«, fragte er.
Dystran musste sich dicht über ihn beugen, um das heisere Flüstern überhaupt zu verstehen.
»Ja, sie wurde gewirkt. Wir haben es von hier aus überwacht«, erklärte Dystran. »Allerdings wissen wir nicht, wie gut sie gewirkt hat. Anscheinend haben nicht genügend überlebt, die stark genug sind, eine Kommunion mit mir aufzubauen.«
Ranyl nickte. »Geht besser davon aus, dass sie alle tot sind, junger Spund.«
»Und wir sollten beten, dass die Verbündeten vernichtet wurden. Gestern mussten wir schwere Verluste hinnehmen. Die Wände und Tore sind jedoch geschwächt, und wie es scheint, sind die Julatsaner nicht fähig, Sprüche zu wirken. Wir können heute durchbrechen. Es muss uns einfach gelingen.«
Dystran blickte durch Ranyls Balkontür hinaus. Es versprach ein schöner Tag zu werden, die Schäfchenwolken lösten sich bereits in der Sonne auf. Ein schöner Tag für einen Sieg.
»Wir stehen so
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