Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
Enterhaken auf die Zinnen und Tore werfen, und dann werden wir hinaufsteigen. Fällt die Bäume, die ihr hier seht. Das Holz ist noch stark. Wir können Leitern bauen und die Tore einschlagen. Die Natur schenkt uns alles, was wir brauchen, und die Geister beschützen uns und spenden uns ihren Segen.
Meine Brüder, in den nächsten Tagen werden wir die Früchte unserer Pläne ernten. Der Tod unserer Brüder soll gerächt werden, und wir werden dafür sorgen, dass die Wesmen den ihnen gebührenden Platz als die Herrscher ganz Balaias einnehmen werden!«
Dystran beobachtete die Angreifer von der Südmauer des Kollegs aus. Eine halbe Meile entfernt verstreuten sich die letzten Aufrechten aus der Armee der Schwarzen Schwingen. Dystran konnte sich gut vorstellen, wie sie sich fühlten. Dann sah er, wie Baum um Baum gefällt wurde. Einhundert Fuß hohe Eichen, Kiefern mit dicken Stämmen. Alles, was den Stürmen widerstanden hatte, wurde abgeschlagen. Und als sie fertig waren, marschierten die Wesmen auf Xetesk zu.
Es waren tausende.
»Ihr macht wohl Witze«, schnaufte Dystran.
Neunzehntes Kapitel
Chandyr nahm sich die Niederlage des vergangenen Tages sehr zu Herzen. Nichts war wie geplant gelaufen. Darrick hatte ihn überlistet, und Izacks Kavallerie und die außerordentlichen Elfenkrieger hatten ihn besiegt. Nachdem er die Kavallerie verscheucht hatte, war er zum Tor zurückgekehrt, nur um dort ein Blutbad vorzufinden. Hundert seiner Männer waren tot oder verwundet, darunter fünfzehn Magier. Seine Untergebenen hatten lediglich drei Elfen und einen Panther erledigt.
Sie waren gut, das wusste er, aber er musste sich eingestehen, dass er sie nicht für so gut gehalten hätte. Die Streifen von jeweils zehn Mann, die er in die Stadt geschickt hatte, um sie zu suchen, waren spurlos verschwunden. Jetzt stand er mit seiner demoralisierten und dezimierten Truppe wieder vor den Toren, und die Sieger starrten zu ihnen herab.
Heute würde es anders laufen. Seine Kavallerie war bereit und hatte sich um das Kolleg verteilt. Es war ihm egal, wie schnell die Elfen rannten, denn ein galoppierendes Pferd war in jedem Fall schneller und stärker und konnte
sie ohne Gnade niedertrampeln. Deshalb hatte er seinen Männern gesagt, sie sollten sich nicht fürchten; Rückschläge gebe es in jedem Krieg. Er hatte ihnen gesagt, ihre Anstrengungen seien nicht vergeblich gewesen, der Feind könne keine Sprüche mehr wirken, und die Tore seien bereits geschwächt. Außerdem seien die Kräfte der Verbündeten in ihrem Rücken vernichtet worden.
Er hoffte inbrünstig, dass die letzte Behauptung auch der Wahrheit entsprach. Im Grunde wusste niemand etwas Genaues. Der Spruch war gewirkt worden, über die Auswirkungen gab es jedoch keine Berichte. Falls sich seine Hoffnungen nicht bestätigen sollten, so hatte seine Behauptung wenigstens dazu gedient, seine Männer zur Ordnung zu rufen. Bis zur Mittagsstunde wollte Chandyr im Kolleg stehen.
Er dachte über den Angriff nach. Zwei Fronten wie am Vortag, auch die Magier wurden eingesetzt, aber dieses Mal hatte er keine Reserven eingeteilt. Seine freien Magier liefen rings um die Mauern und beschworen Heißen Regen auf die Köpfe der ungeschützten Verteidiger herab, vertrieben Bogenschützen von den Wällen und erlaubten es den anderen Magiern, sich zu verbinden, zu konzentrieren und weitere Sprüche zu wirken. Feuerkugeln knallten gegen die Tore, Kraftkegel donnerten gegen die Balken, Erdhämmer unterminierten das Fundament.
Wieder und wieder schlugen die Sprüche ein, denen die Verteidiger anscheinend nichts entgegensetzen konnten. Nur wenige Pfeile kamen geflogen, und besonders wichtig war, dass es keine magische Gegenwehr gab. Er beobachtete alles vom Pferdesattel aus und wusste, dass sich das Blatt nun wenden würde. Er gab Befehl, die Wehrgänge mit Todeshagel einzudecken, und sah Männer und Elfen sterben. Er befahl, dass ein Verbund aller Magier einen weiteren Erdhammer einsetzte, und endlich gaben die Tore nach.
Seine Magier ermüdeten, doch sie konnten es schaffen. Eine weitere Feuerkugel, die so groß war wie sein Haus in Xetesk, traf die Balken. Dieses Mal konnte er sehen, dass die Flammen einen Ansatzpunkt fanden und nicht erloschen. Seine Soldaten brüllten begeistert.
»Kommt schon!«, rief er. »Noch einmal, die Bindungen lassen nach.«
So war es. Männer rannten von den Wällen herunter, zweifellos, um Verteidigungspositionen im Hof dahinter einzunehmen. Nur der Rabe
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