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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Wendeltreppe mussten sich die Xeteskianer rasch zurückziehen. Tessaya führte seine Krieger nach unten und nahm sich das Innere des Turms persönlich vor. Die Axt führte er mit der rechten Hand in tödlichen Schwüngen.
    Ihm war klar, dass der Rückzug der Xeteskianer am nächsten Treppenabsatz ein Ende finden würde. Befehle hallten durchs Treppenhaus. Die verschreckten Jünglinge vor ihm, denn mehr waren sie nicht, sammelten sich und versperrten ihm den Weg. Draußen vernahm er nach langer Zeit wieder den Einschlag eines Spruchs. Er knurrte, wich etwas aus und packte die Axt mit beiden Händen. Vor ihm stand ein Krieger und versperrte ihm den Weg. Hinter ihm und über ihm gingen die Kämpfe auf den Wehrgängen weiter. Er hörte seine Krieger singen, ihre Stimmen hallten herab, verliehen ihm neuen Mut und ängstigten die Feinde.
    »Junge, du wirst sterben, wenn du die Klinge gegen mich erhebst«, sagte Tessaya, um das Patt aufzuheben. Er sprach laut, damit seine Stimme weiter trug als bis zu dem Burschen, der direkt vor ihm stand – ein zitternder Junge, dessen Helm zu groß für den Kopf und das verdreckte Gesicht
war. »Aber wenigstens zeigst du im Tod mehr Mut als jene, die dir die Befehle geben. Wo sind sie überhaupt?«
    »Wer …« Der Xeteskianer wusste nicht, ob er fragen sollte oder nicht, hin- und hergerissen zwischen Angst und Hochachtung.
    »Ich bin Tessaya, der Lord der Paleon-Stämme und der Herrscher der Wesmen«, erwiderte er. »Was für ein Triumph wäre es, wenn du mich besiegen könntest. Der Augenblick ist gekommen. Leg die Klinge ab und bleibe verschont, oder stirb, während du träumst, ein Held zu werden.«
    Tessaya glaubte nicht, dass der Bursche überhaupt noch den Mut finden würde, das Schwert zum Angriff zu heben, doch wenigstens in diesem Punkt hatte er sich geirrt. In allem anderen freilich lag er richtig. Mühelos lenkte er den schlecht geführten Streich ab und hackte durch die dünne Rüstung in die Schulter des Burschen. Dabei murmelte er ein Gebet an die Geister und bat sie, den Jungen gnädig aufzunehmen.
    Er stieg über den Toten hinweg und stimmte ein Kampflied an, das seine Männer aufnahmen. Sie riefen die Geister an, die ihnen Stärke, ein genaues Ziel und allezeit eine scharfe Schneide schenken sollten. Ein kehliger Gesang war es, dessen Rhythmus zu den Axthieben passte.
    Tessaya stieß weiter vor und fegte mit einem aufwärts geführten Schlag die Verteidigung eines Xeteskianers weg, riss einem zweiten auf der linken Seite den Bauch auf und hackte mit der Gegenbewegung einem dritten fast den Arm ab. Der Krieger neben ihm, der dröhnend in das Lied eingestimmt hatte, drang auf seinen Gegner ein, zerschlug dessen Deckung und versetzte ihm einen Kopfstoß auf die Nase. Der Xeteskianer stürzte mit rudernden Armen zurück und stellte vorübergehend für seine Gefährten eine größere Gefahr dar als die Wesmen.

    Tessaya sah die Angst in ihren Augen und die zitternden Glieder. Blut troff von den Wänden, der Boden war mit Blut bedeckt, und die Leichen der gefallenen Xeteskianer stanken und dampften. Der Lord der Wesmen leckte sich die Lippen, stürmte los und trieb sie mit jedem Schritt weiter zurück.

Drittes Kapitel
    Nichts, was Chandyr bisher erlebt hatte, hätte ihn auf dies vorbereiten können. Zwar war es nicht sein erster Kampf gegen die Wesmen, doch früher hatte er die Magier im Rücken gehabt, die nach Belieben die feindlichen Linien aufbrechen und die Feinde vernichten konnten. Und im Gefecht mit den feindlichen Kollegien verlieh das Gleichgewicht der magischen Kräfte der Kriegführung eine Symmetrie, die er begreifen konnte.
    An diesem Abend aber, im Kampf Mann gegen Mann, sah er sich wilden, Ehrfurcht gebietenden Kämpfern gegenüber. Die Wesmen waren unermüdlich. Sie waren geschickt. Und sie schnitten sich durch die Reihen seiner Männer wie durch Papier.
    Er saß vor dem verlorenen Turm auf seinem Pferd und sah die Männer nach draußen rennen, sich sammeln und wieder hineindrängen. Er hörte, wie der Hauptmann des Turms Ordnung befahl und nichts ausrichten konnte. Den paar Männern in seiner Nähe stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Zu beiden Seiten, hoch droben auf den Wehrgängen, verhöhnten die Wesmen seine schwachen Streitkräfte.
Er hatte so wenige Magier, und die Sprüche, die sie zuletzt gewirkt hatten, waren verschwendet gewesen. Jetzt waren die gedemütigten Sprüchewirker in einem Bogen rings um den Turm angetreten und erwarteten seine

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