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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Befehle. Er wollte sie nicht lange warten lassen.
    Chandyr hatte daran gedacht, wieder zum Kolleg zurückzureiten. Doch die Stimmung war schlecht, und man sollte nicht sehen, dass er die Front verließ. So stieg er ab und gab dem nächsten Meldegänger die Zügel seines Pferdes.
    Bevor er sprach, betrachtete er noch einmal die Feuer, die auf den Mauern und jenen Gebäuden brannten, auf die die Wesmen Fackeln hatten schleudern können. Immer mehr feindliche Kämpfer sammelten sich hinter den primitiven hölzernen Barrikaden auf dem Wehrgang. Er wagte gar nicht, daran zu denken, wie viele draußen auf die Eroberung des Tors warteten.
    In den Straßen ringsum war das frühere Selbstvertrauen der Bürger nackter Panik gewichen. Menschen drängten sich auf den Hauptstraßen und wollten zum Nordtor oder zum Kolleg fliehen, wo sie hofften, Schutz zu finden. Letzteres würde Dystran ihnen sicher nicht gewähren, aber, bei den brennenden Göttern, er würde ihnen die Zeit verschaffen, damit sie wenigstens fliehen konnten.
    Sein erwartungsvoll neben ihm stehender Bote zuckte zusammen, als er das Triumphgeheul der Wesmen vernahm, die auf dem Wehrgang zum Turm des Südtors vorstießen.
    »Reite zum Kolleg zurück«, befahl Chandyr und gab ihm sein Kommandeursabzeichen. »Sprich mit meiner Autorität und rede mit niemandem außer Dystran persönlich. Sage ihm dies: Wenn er seine Sprüche wirken will, dann muss es jetzt sofort geschehen. Wir verlieren den Kampf um das
Südtor. Er muss uns mehr Magier zur Unterstützung geben, oder sie werden vor dem Morgengrauen am Kolleg sein. Hast du das verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    Chandyr fasste den Boten am Arm. »Noch etwas. Sage ihm, er braucht seine Dimensionssprüche nicht zu wirken. Wir schaffen es auch ohne sie. Geh jetzt.«
    Chandyr sah ihm nach, als er aufstand und fortritt. Dann drehte er sich um und warf sich mit aller Kraft in den Kampf um Xetesk.
     
    Frühlingsnächte konnten kalt sein, und die Stunden vor der Dämmerung waren die kältesten. Bisher hatte Sharyr jedoch noch nicht gewusst, wie einsam sie sein konnten, vor allem nicht in der Gegenwart so vieler Freunde und Feinde.
    Natürlich war es nicht nur sein Auftrag, der ihn so einsam machte. Es war der schreckliche Erfolgsdruck, der auf ihm lastete, und das ungeheure Risiko, das er eingehen musste, um diesen Erfolg zu erringen.
    Er und seine zwanzig Köpfe starke Dimensionsgruppe — sie waren sowieso kaum genug – hatten ihre Berechnungen durchgeführt und abwechselnd ausgeruht. Verzweifelt suchten sie nach allem, was ihnen irgendeinen Vorteil verschaffen konnte. Sie brauchten einen stabilen Fokus, während sie gleichzeitig vor den Kräften geschützt blieben, mit denen sie herumspielten. Als Dystran sie zu den Mauern beorderte, hatten sie herzlich wenig gefunden. Das war nicht überraschend, sie hatten viel zu wenig Zeit gehabt.
    Die Dringlichkeit der Befehle hatte ihn geängstigt. Im Laufschritt hatte er seine Gruppe aus den Katakomben nach oben geführt. Viel zu viel geschah auf einmal, als dass
er die Übersicht behalten konnte. Männer brüllten, Waffen klirrten, Soldaten rannten umher. Das Flackern von Bränden auf dunklen Gebäuden. Menschen, die ihnen entgegengelaufen kamen und zur Seite gestoßen wurden, damit die Magier schneller vorankamen. Der Geruch von brennendem Holz. Die Pflastersteine unter seinen Füßen. Der ungeheure Schlachtlärm, der mit jedem Schritt lauter wurde, während sie sich den Mauern näherten.
    Die Kollegwachen hatten sie auf das Dach eines Gebäudes geführt, von dem aus sie einen guten Blick auf die umkämpften Mauern hatten. Kommandant Chandyr war sofort zu ihnen gekommen. Sharyr verpasste die ersten Worte, weil er gebannt beobachtete, was sich vor ihm abspielte. Ein Gedränge von Kriegern auf den Wehrgängen, Leichen in den Straßen darunter. Brände in zwei Wachtürmen. Verzweifelte Verteidiger am Boden. Xetesk in Gefahr.
    »… nicht die, die ich hier haben wollte. Warum seid Ihr hier?«
    »Mylord Dystran befahl uns hierher, nachdem Ihr Euren Boten geschickt hattet.«
    »Ich will Eure Dimensionssprüche nicht, Sharyr. Ihr wisst, was ich davon halte.«
    »Kommandant, Ranyl ist gestorben. Dystran will kraftvoll zuschlagen. Wir sind alles, was Ihr habt, und wir haben Anweisung, welche Sprüche wir benutzen sollen.«
    Chandyr nickte. »Na gut. Dann seid vorsichtig. Schaltet den Turm da drüben aus. Zerstört die Treppe.«
    »Kommandant, so genau können wir nicht zielen. Die minimale

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