Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord
wuchtige Schlag hallte laut durch den engen Raum und warf das kreischende Wesen mit hilflos flatternden Flügeln gegen jene, die sich hinter ihm drängten.
Ryn und Qex griffen gleichzeitig an. Ryn schlug einem die flache Seite seiner Axt an den Kopf, dass er zur Seite geschleudert wurde und andere in der Nähe erschrocken davonstoben. Qex rammte seinem Gegner den Streitkolben in den Bauch und schlug von links nach rechts mit der Axt zu. Die Klinge drang tief in die Stirn des Dämons ein. Kreischend fiel er um.
Die Wunde blutete nicht, sondern verheilte fast sofort, und wo sie am tiefsten gewesen war, blieb eine leuchtend blaue Narbe zurück. Ule sah sich einem heftigen Angriff von Klauen, Zähnen und Schwänzen ausgesetzt. Fieberhaft versuchte er, die Dämonen in Schach zu halten. Der Streitkolben war eine mächtige Waffe, die immer wieder Köpfe, Brustkörbe und Bäuche traf, und dann folgte die Axt – mit der flachen Seite, um Angriffe abzuwehren, und mit der Schneide, um Schmerzen zuzufügen.
Unweigerlich aber wuchs der Druck angesichts der Übermacht. Krallen zerkratzten sein Gesicht, Schwänze wollten ihn zum Straucheln bringen, und die Zähne kamen immer näher. Er spürte, wie die Verzweiflung in seinen Brüdern erwachte, und er spürte die Kälte, wenn die Dämonen ihn berührten. Bei jedem Schlag wurde er ein wenig schwächer, doch er ließ sich nichts anmerken.
Er trieb dem nächsten Feind die Stacheln seines Streitkolbens in den Hals und zog neue Kraft aus dessen ersticktem Heulen. Dann folgte ein ausholender Hieb auf die Hüfte. Einen Menschen hätte dieser Schlag in zwei Stücke geschnitten, hier aber drang er nicht sehr tief ein, auch wenn das Wesen zurückwich.
Links litten seine Brüder. Qex war mehr als einmal auf die Knie gesunken, und Ryns Gesicht war von Schnitten entstellt, er blutete, und seine Haut war blau vor Kälte. Lange konnten sie nicht mehr durchhalten.
»Einmal noch, meine Brüder!«, rief er, und seine Stimme dröhnte laut in der Höhle. Er begann einen ungestümen Angriff und nahm alle Kräfte zusammen, die er noch hatte. Er schlug nach den herandrängenden Dämonen, traf Gesichter und Arme mit dem Streitkolben, trennte mit der Axt von einer Hand eine Klaue ab, die sofort wieder nachwuchs. Immerhin freute er sich über die Schmerzensschreie und die Wut seiner Feinde, die ihre Beute noch nicht bezwungen hatten. Es würde ihnen auch nicht gelingen.
»Duckt euch.«
Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass Vituul gesprochen hatte, so fremd klang seine Stimme. Doch es war klar, was er vorhatte.
»Brüder, duckt euch!«
Wie immer taten sie es gemeinsam.
Der Eiswind fegte über ihre Köpfe hinweg und traf die wehrlosen Dämonen. Jetzt ertönten gequälte Todesschreie. Fleisch zerkochte, Flügel gefroren und zersprangen, Venen traten erstarrt hervor, als das ungeheuer kalte Mana die Haut durchschlug und das Leben im Nu erstickte. Die ganze vordere Reihe der Dämonen starb, bevor Ule auch nur blinzeln konnte, und die anderen flohen in die Luft, vor Wut und Furcht heulend.
Ule wandte sich an Vituul. Der Elf brach wieder zusammen, sein Atem ging mühsam, und seine Augen lagen tief in den Höhlen.
»Du warst erschöpft«, sagte er.
»Jetzt bin ich es«, sagte Vituul keuchend. Mühsam lächelte er. »Das war jetzt wirklich der letzte Versuch.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du noch so viel Kraft hast.«
»Ich auch nicht.« Der Elf sah dem Protektor in die Augen. »Eine weitere Runde überstehen wir nicht.«
Ule nickte. »Ich weiß.« Er drehte sich zu seinen Brüdern um, die sich erschöpft auf ihre Waffen stützten und kaum noch stehen konnten. Draußen im Licht versammelten sich die Dämonen abermals und näherten sich vorsichtig.
»Ule«, sagte Vituul, »mach es nur schnell.«
»Das kann ich gut«, erwiderte er.
Vituul kicherte. »Das freut mich zu hören.«
»Meine Brüder«, sagte Ule. »Bereitet euch vor. Sie sollen unsere Seelen nicht bekommen.«
Die Männer zogen Dolche aus den Gürteln und ließen die anderen Waffen fallen.
»Vituul«, sagte Ule. »Wir werden vereint sterben. Deine Reise muss früher beginnen.« Er kniete sich neben den Elf und wischte dem Magier eine Träne aus dem Auge. »Dein Mut wird unter den Protektoren nie vergessen werden. Selbst im Tod werden wir dich nicht vergessen.«
Schnell und sicher führte er das Messer.
Dann stand er auf und umarmte seine Brüder. Sie führten die Dolchklingen zum Hals. »Wir sind befreit, meine
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