Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
geschmolzen, und die wenigen Rückstände von pflanzlichem Leben waren restlos verschwunden. Der Boden unter ihren Füßen war heiß.
Von den Dämonen, die sich vor der Höhle gedrängt hatten, war nichts mehr zu erkennen. Nicht die geringste Spur. Schaudernd betrachtete Hirad die Macht der Drachen und dankte den Göttern, dass sie auf seiner Seite standen.
Droben hatte die Schlacht bereits begonnen. Der Himmel verfinsterte sich, als die Drachen in diese Dimension vorstießen, und sie wussten das Überraschungsmoment zu ihrem Vorteil zu nutzen. Hunderte Seelenfresser flogen dort oben, wurden aber binnen Sekunden von Flammen und Klauen zerrissen und stürzten auf die tote Erde. Direkt vor dem Raben wurden die Dämonen zur Seite gefegt, als Geschwader auf Geschwader kreischend vorbeiflog und Feuer spie. Auch hinter den Hügeln, außerhalb der Sicht der Rabenkrieger, erhellten Feuerstöße den Himmel. Drachen stiegen auf und hetzten Rudel fliegender Dämonen, die in ihrer Panik in alle Himmelsrichtungen zu fliehen suchten. In Balaia mochten die Dämonen die Herren sein, aber überall, wo Drachen auftauchten, waren diese die unumstrittenen Herrscher des Himmels.
Es war ein wundervoller Anblick.
»Nur nicht langsamer werden«, rief der Unbekannte. »Früher oder später werden sie sich organisieren. Komm schon, Denser. Genau deshalb hat Darrick mit uns auf dem Schiff trainiert.«
Sie rannten einen steilen Hang hinauf. Die Steine rauchten noch vom Feuer der Drachen, ihre Oberfläche war heiß und glitschig.
»Berührt den Boden nicht mit den Händen«, warnte Hirad die Gefährten. »Bleibt in Bewegung.«
»Ein guter Rat«, sagte Denser. »Du sagst mir doch hoffentlich Bescheid, wenn wir da sind, falls ich es nicht bemerke?«
»Konzentriert euch«, fauchte der Unbekannte. »Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben. Nicht jetzt.«
Seelenfresser hatten sich vor ihnen gesammelt und stießen nun herab. Vierzig fliegende Dämonen griffen an, ohne auf ihr eigenes Leben Rücksicht zu nehmen, weil sie unbedingt jene töten wollten, die sie bedrohten. Hirad hob den Streitkolben, um sich zu verteidigen, wusste aber schon, dass es nicht ausreichen würde. Gleich darauf rutschte er aus, stemmte die Waffe vor sich auf den Boden, um den Sturz abzubremsen und sich wieder aufzurichten. Er blickte zu den Seelenfressern empor, aber auf einmal blitzten rechts von ihm Schuppen, ein mächtiger Feuerstoß erfüllte den Himmel und fegte die Seelenfresser vom Himmel. Sie starben kreischend und stürzten hilflos ab.
Der Drache flog eine enge Kurve, kam näher und senkte den Kopf, damit sie ihn verstanden.
»Auf dem Gipfel der nächsten Anhöhe«, sagte Sha-Kaan. »Eure Elfen sind schon dort. Wartet auf das Signal. Dort sind viele Feinde.«
Mit einem Flügelschlag, dessen Luftzug Hirad beinahe umgeworfen hätte, stieg er wieder auf. Der Barbar hatte inzwischen ebenen Grund erreicht und sah dem mächtigen Drachen nach, voller Ehrfurcht vor dessen Anmut und Geschwindigkeit. Dann lief er den flachen Abhang hinauf, wo Auum und Evunn schon warteten und zu ihnen herunterschauten.
»Also gut«, sagte er, nachdem er die Elfen schneller als
alle anderen Rabenkrieger erreicht hatten. »Was haben wir …«
Er brach ab, die Worte blieben ihm im Hals stecken. Die anderen Rabenkrieger blieben neben ihm stehen, und er konnte ihre Mutlosigkeit spüren.
»Wie, um alles in der Welt, sind wir jemals auf die Idee gekommen, wir könnten das schaffen?«, fragte Denser.
Hirad hätte ihm seinen mangelnden Glauben gern zum Vorwurf gemacht, konnte ihm aber im Grunde kaum widersprechen. Unter ihnen, auf einer Ebene, die ungefähr eine halbe Meile breit und viermal so lang war, hatten sich die Dämonen versammelt. Zehntausende oder eher hunderttausende. Im Zwielicht konnte man es kaum erkennen. Eine Masse, die ständig in Bewegung war, zielstrebig und mit einer klaren Absicht. Sie bewegte sich zu einem klobigen niedrigen Gebäude, auf dem hunderte von Türmen saßen wie die Stacheln eines Igels. Die Dornen schimmerten und blitzten an den Enden, und an ihren Wurzeln waberte ein Gemisch aller Regenbogenfarben.
Die Vorderfront des Gebäudes war offen, im Inneren war ein Licht zu sehen. Hirad konnte beobachten, wie die Dämonen in den Schatten des Gebäudes traten und dann im Licht verschwanden. Unzählige Karron marschierten über die Ebene. Seelenfresser flogen komplizierte Muster am Himmel, Drohnen schossen zwischen ihnen hin und her. Die Albinos mit den langen
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