Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Asche erheben.«
    Die aufgeregten Unterhaltungen, die gleich nach seiner Ansprache einsetzten, wurden von einem Kreischen übertönt, das von unten kam. Die Dämonen griffen wieder an.

Viertes Kapitel
    Lord Tessaya befand sich in vorderster Position und blickte nach Xetesk hinüber, als der Meisterdämon sich ihm näherte. Nicht zum ersten Mal kam das Wesen, um mit den Wesmen zu reden. Immer wieder hatte es ihnen den bevorstehenden Untergang angedroht, wenn sie sich nicht am Kampf beteiligten, um die Kollegien niederzuwerfen.
    Tessaya erinnerte sich gut an das Angebot, das er noch am Vortag erhalten hatte. Die Länder im Westen sollten unberührt bleiben, sofern die Wesmen bereit waren, das Werk zu vollenden, das die Dämonen in Julatsa begonnen hatten. Der Lord der Wesmen hatte jedoch in der Nähe aller Kollegien Spione postiert und war lange nicht so blind, wie die Dämonen glaubten.
    Er ließ sich einen Stuhl bringen. Die Sitzfläche war mit Pferdeleder bespannt und gepolstert, das Gerüst war aus Hartholz gebaut. In die hohe Lehne war das Wappen von Paleon gestickt. Er setzte sich und bat um einen Becher Kräutertee. Dankbar legte er die Hände um den Becher. Die Wärme vertrieb ein wenig die Kälte, die sich
auch in der Mittagsstunde noch hielt. Seine Felle hatte er sich über die Schultern geworfen, und er hatte seinen Bart und seine Haare wachsen lassen, bis sie den größten Teil seines in vielen Schlachten vernarbten Gesichts bedeckten.
    So saß er auf dem Stuhl, umgeben von seinen Leutnants und den Kriegern, die angewiesen waren, nichts als Stärke und Zuversicht an den Tag zu legen, und wartete, während der Dämon vor ihm landete. Die Tentakel wanden sich unter dem Rumpf, und die Farbe wechselte zu einem erfreulichen Mittelblau. Offenbar reagierte der Dämon recht gereizt auf Tessayas demonstrativen Mangel an Achtung vor seiner Autorität.
    Aus der Nähe war denn auch zu sehen, dass er böse die Stirn gerunzelt hatte. Die Nasenschlitze waren gebläht, und er hatte die langen Finger vor der bebenden Brust verschränkt. Etwa vier Schritte vor Tessaya hielt er inne. Das kahlköpfige Ungeheuer war so groß wie drei Männer, der leichte Wind trug einen ranzigen Geruch herüber. Eine beeindruckende Gestalt, die dennoch unfähig war, Tessaya irgendetwas anzutun.
    »Wesmen-Häuptling, du stellst meine Geduld auf eine harte Probe«, sagte das Wesen.
    »Wir wollen doch die Namen benutzen, die wir kennen«, sagte Tessaya. Er trank einen Schluck Tee. »Es sei denn, Drenoul, ich soll dich lieber ›Dämon‹ nennen. Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?«
    »Ich würde lieber an meinem eigenen Körper kauen, als diesen Dreck anzunehmen, den du trinkst«, erwiderte Drenoul. »Genug davon, ich habe viel zu tun. Ich will deine Antwort auf meinen Vorschlag hören.«
    »Einen Moment.« Tessaya winkte mit gekrümmtem Zeigefinger einen Leutnant zu sich heran. »Sprich leise
und tu so, als würdest du meine Fragen beantworten. Ich glaube, dieser Dämon muss begreifen, welche Stellung er in den Augen der Wesmen einnimmt.«
    »Sehr gut, Mylord«, stimmte der Krieger zu. »Außerdem dürfte Euch interessieren, dass gerade ein Späher aus Lystern eingetroffen ist.«
    »Wirklich?«
    »Er berichtet, das Kolleg könne nicht mehr lange standhalten.«
    »Ach, was für eine Schande. Es gefällt mir nicht, dass die feindlichen Kräfte nach Norden gehen und auf dem Schlachtfeld vor Xetesk auftauchen könnten. Gibt es Hinweise, wie lange sie sich noch halten werden?«
    Der Krieger zuckte mit den Achseln. »Wie alle Magier sind sie sehr zäh. Es ist aber denkbar, dass sie einfach überrannt werden.«
    »Darüber werden wir uns später noch unterhalten«, sagte Tessaya und wandte sich wieder an Drenoul. »Ich bitte um Verzeihung, aber ich musste mir noch einmal die Einzelheiten deines Angebots in Erinnerung rufen.«
    Drenoul knurrte erbost, verschränkte die Finger und löste sie wieder voneinander. Seine Farbe wurde noch ein wenig heller.
    »Wie ich es verstanden habe«, fuhr Tessaya fort, »bist du der Meinung, wir könnten dir am besten dienen, indem wir unter Führung deines örtlichen Kommandanten Julatsa und seine elfischen Verteidiger angreifen. Als Belohnung dafür hast du uns versprochen, mein Volk nicht zu versklaven.«
    »Das ist eine präzise Zusammenfassung.«
    »Weder ich noch meine höheren Offiziere können verstehen, warum du uns dieses Angebot überhaupt gemacht hast. In den letzten zwei Jahren hast du mir immer

Weitere Kostenlose Bücher