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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Was ist denn nur in dich gefahren?«
    Hirad wich einen Schritt zurück. Das Eingeständnis des Unbekannten hatte ihn erschüttert und bis ins Mark getroffen. Darauf fand er keine Antwort, und wie sollte er
auch? Der Unbekannte hatte damit begonnen, ihm einen Ratschlag zu geben, und damit geendet, ihm seine Seele zu offenbaren.
    Das drückende Schweigen, das ihn umgab, hin und wieder von einem Windstoß von den Bergen und vom See unterbrochen, entging Hirad keineswegs. Er starrte dem Unbekannten in die Augen und begriff es immer noch nicht.
    »Es geht um uns alle«, sagte der Unbekannte. »Deshalb will ich, dass wir alle überleben.«
    »Bewegung«, unterbrach Kas.
    Hirad verkniff sich seine Antwort, den Schreck und die Verwirrung über die Worte des Unbekannten, und beschränkte sich darauf, wie der große Krieger sein Schwert zu ziehen. Thraun und Darrick traten sofort neben sie, Denser und Erienne postierten sich dahinter und bereiteten ihre Sprüche vor.
    »Wo?«, fragte der Unbekannte.
    »Direkt aus Norden in Richtung des niedrigen Höhenzuges«, sagte Kas. Er, Ark und Eilaan gehörten nicht unmittelbar zum Raben, sondern kämpften als eigene kleine Einheit, wie sie es trainiert hatten.
    »Im Laufschritt?«, fragte Darrick.
    »Ja«, bestätigte Kas.
    »Gut«, sagte Darrick. »Dann sind es wohl keine Dämonen.«
    »Hoffentlich hast du recht«, meinte Hirad.
    Der Rabe bewegte sich am Seeufer nach Norden. Gleich darauf konnten sie am Horizont mehrere Gestalten entdecken. Es waren drei, die mit raschen Schritten und trittsicher liefen. Auums Tai. Nicht lange, und Hirad konnte auch Auums Gesichtsausdruck sehen – gereizt und entnervt.

    Lächelnd steckte Hirad das Schwert in die Scheide und wartete, bis die Elfen vor ihnen standen.
    Auum, Duele und Evunn kamen im Dauerlauf, aber ihr Atem ging kaum schneller als gewöhnlich.
    »So sieht das aus, wenn ihr euch versteckt?«, sagte Auum zu Hirad.
    »Wir sind gerade erst herübergerudert.«
    Auum zupfte sich am Ohr.
    »Ihr habt Glück, dass hier keine anderen sind, die euch hören konnten. Bei Gyals Tränen, ihr Menschen macht ziemlich viel Krach, wenn ihr euch streitet.« Er betrachtete sie nacheinander. »Ihr könnt jetzt reisen.«
    Es war keine Frage. Der Unbekannte nickte.
    »Wir haben gesagt, was gesagt werden musste.«
    »Dann belasst es dabei«, warnte Auum. »Die Gefahr rückt näher.«
    Er wandte sich an seine Tai und wechselte einige rasche Worte mit ihnen. Duele und Evunn entfernten sich im Laufschritt. Als er sich wieder umdrehte, zeigte sein Gesicht die gewohnte Verachtung.
    »Wir gehen«, sagte er. »Die Karawane stößt auf Schwierigkeiten, während sie sich Xetesk nähert. Rebraal meint, eure Gegenwart könnte die Zuversicht der Menschen stärken. Ich verstehe leider nicht, warum.«
    Denser fasste Hirad am Arm.
    »Sag’s nicht«, ermahnte er ihn. »Wir wissen es ja.«

Fünftes Kapitel
    Baron Blackthorne stand in seinem Festsaal und schlug dem Dämon immer wieder auf den Kopf. Sein Blut spritzte über die schmutzigen Steinplatten, lief in Risse und sammelte sich unter dem Körper des Wesens. Mit jedem Schlag brüllte Blackthorne den Dämon an.
    »Du … wirst … niemals … meine Burg … erobern. Du wirst uns nie erwischen.«
    Als ihn jemand am freien Arm berührte, fuhr er aufgebracht herum und war bereit, sich den nächsten Feind vorzunehmen. Er hob die tropfende Klinge, hielt aber inne, als er sah, dass es Luke war.
    »Es ist vorbei«, sagte Luke, der dem Blick des Barons standhielt. »Er ist tot. Die Dämonen haben sich zurückgezogen.«
    Erst jetzt wurde Blackthorne bewusst, wie schwer er atmete und wie heiß sein Gesicht war. In seinen Augen brannte ein wildes Feuer. Er brauchte einige Augenblicke, um sich zu beruhigen, dann legte er das Schwert auf den Tisch und strich sich übers Haar. Er nickte.
    »Schon gut«, antwortete er. »Danke, Luke.«

    Luke war in schlechter Verfassung. Der junge Mann hatte zahlreiche stark blutende Schnittwunden im Gesicht. Seine Lederrüstung war zerfetzt, die rechte Hand notdürftig verbunden, der Verband war bereits rot gefärbt und durchgeblutet. Er zitterte heftig und stützte sich schwer auf den langen Stiel seines Streitkolbens.
    »Bei den fallenden Göttern, Luke, du brauchst Hilfe«, sagte Blackthorne. »Komm her, stütz dich auf mich. Ich bringe dich zur Krankenstation.«
    »Da ist kein Platz mehr«, wandte Luke ein. »Aber ich stütze mich gern auf Euch, und dann zeige ich Euch, was wir noch

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