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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Dämonen.
    Der Sergeant spülte in Blackthornes Waschgeschirr ein Tuch aus und faltete es zu einer Kompresse zusammen.
    »Er hat kein Fieber, Mann!«, fauchte Blackthorne. »Mach Feuer, rasch!«
    Blackthorne zog Luke die Decke bis zum Hals hoch und setzt sich auf die Bettkante. Mit dem Betttuch wischte er das Blut ab, so gut es ging. Lukes Haut war eiskalt.
    »Halte durch, Bursche, halte durch. Das geht vorbei.«
    »Ich laufe hier ganz bestimmt nicht weg«, sagte Luke schwach.
    »Gut.«
    Es klopfte sachte an der Tür, und zwei Heiler traten ein.
    »Lasst ihn nicht sterben. Wir brauchen ihn. Ich brauche ihn.«
    Dann rannte Blackthorne aus seinem Schlafgemach. Er musste herausfinden, welchen Bereich er noch kontrollierte und welche Kräfte er noch befehligte. An jeder Ecke bekamen seine Hoffnungen einen neuen Dämpfer, bis er sich drei Fragen stellen musste: Warum waren die Dämonen auf einmal so viel stärker geworden? Warum hatten sie sich zurückgezogen, wenn sie wirklich so stark waren, wie es schien? Wann würden sie zurückkehren, um ihm den tödlichen Schlag zu versetzen?
    Bis zu diesem Nachmittag hatte der Kaltraum ungefähr ein Drittel seiner Stadt abgedeckt. Sie hatten sich recht
bequem einrichten können. Jetzt musste er sich mit der Tatsache abfinden, dass er ein Gefangener in seiner eigenen Burg war. Luke hatte nicht übertrieben, und Blackthorne war dankbar, dass seine Leute eine große Disziplin an den Tag legten und ringsherum Wachen aufgestellt hatten. Das hatte er Darrick zu verdanken, der nachdrücklich darauf bestanden hatte, dass sie mehrere einander überlappende Wachbezirke einrichten sollten. Wahrscheinlich würde er nie mehr eine Gelegenheit bekommen, sich persönlich zu bedanken.
    Dieses Mal sah Blackthorne sich etwas gründlicher in der Krankenstation um. In dem ehemals stillen, weiß gekalkten Zimmer herrschte jetzt großer Lärm, und die Wände waren voller Blutspritzer. Verletzte schrien auf und verstummten entkräftet, Metall kratzte über Stein, wenn die Verwundeten nach der ersten Untersuchung auf ihren Pritschen zu den erschöpften Heilern weitergeschoben wurden, die sich um die Behandlung kümmerten. Wenn die Verletzten Glück hatten, mochten sie eines Tages sogar wieder genesen. Dicht an dicht drängten sich Krieger, Magier und gewöhnliche Bewohner der Stadt. Sie lagen auf notdürftigen Kissen, lehnten an der Wand und an den Säulen, ließen sich von Angehörigen in den Armen wiegen.
    Er verweilte etwas, spendete Trost, wo er konnte, und versprach den Heilern, sie würden alles erhalten, was er überhaupt an Hilfsmitteln beschaffen konnte. Warmes Wasser und saubere Tücher waren besonders knapp.
    Als er in die Küche eilte, erwachte eine neue Hoffnung in ihm. Tief im Innern der Burg, wo die Schornsteine mit Gittern gesichert und die Lüftungsschächte durch die Fundamente bis hinab zu den Höhlen im Fels führten, waren viele dem Angriff entgangen. Sie kochten Essen und Wasser und hatten eine Eimerkette zu den drei Brunnen
eingerichtet. Blackthorne nickte erfreut, als er sah, wie viele Wachen in diesem Raum postiert waren, der jetzt das Zentrum seines Reichs bildete.
    Er schüttelte Hände, klopfte den Leuten auf den Rücken und machte aufmunternde Bemerkungen. Wichtig war vor allem, dass er sich blicken ließ. Bei den Göttern, die Hälfte der Menschen in der Burg wusste vermutlich nicht einmal, ob er tot oder lebendig war. So unternahm er einen raschen Rundgang, überprüfte die Stallungen, verschaffte sich einen Eindruck von der Verfassung der Pferde und Magier, ging in den Hof hinaus, wo immer noch Wachen patrouillierten. Die Zuversicht war jedoch der Furcht gewichen, und statt zweien waren jetzt immer drei bis vier unterwegs, um die Grenze des Kaltraums zu kontrollieren. Dort blieb er stehen und versuchte, die Dämonen zu zählen.
    Sie waren noch da, hatten aber große Verluste hinnehmen müssen. Blackthorne und seine Leute hatten ihnen einen ordentlichen Dämpfer verpasst, aber mit ihrem Blut dafür bezahlt. Selbst wenn die Dämonen, was er nicht glaubte, momentan stark geschwächt waren, konnten sie sicherlich leicht Verstärkung heranholen. Seine eigene Truppe war ebenfalls stark dezimiert, und das war den Dämonen wohl kaum entgangen. Dennoch gab es keine Verhöhnungen, keine Demonstrationen der Stärke oder Bekräftigungen ihrer Absichten. Es war ruhig in der Stadt. So ruhig, dass man fast meinen konnte, die Dämonen hätten aufgegeben.
    Später, als er seinen Rundgang

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