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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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mussten sie mit einem konzentrierten Angriff der Cursyrd aus Xetesk rechnen. So würden die Legionen, die ihnen seit Julatsa auf den Fersen waren, eine erhebliche Verstärkung bekommen.
    Zwei Tage beständigen Lärms und unablässiger Angriffe, während sie pausenlos gefahren waren und nur gehalten hatten, um die Pferde zu wechseln, forderten ihren Tribut. Alle waren müde – die Magier in den Wagen, deren Konzentration jederzeit brechen konnte, die Krieger, die mit brennenden, erschöpften Muskeln neben ihnen rannten, die Offensivmagier, die in den Mana-Lücken kaum Zeit hatten, auch nur den einfachsten Spruch zu wirken, ehe die Cursyrd über sie herfielen.
    Allen, die ihm begegneten, ob Mensch oder Elf, sah er die zunehmende Erschöpfung an. Der Glaube der Menschen schien zu wanken. Er rief ihnen Ermutigungen zu, ballte die Hände zu Fäusten und verlangte von ihnen, stark zu sein. Er rief Yniss und Tual an. Er murmelte mit angehaltenem Atem ein Gebet an Shorth, er möge bereit sein, sie alle gnädig aufzunehmen.
    Mehr als fünfhundert Menschen und Elfen hatten Julatsa verlassen. Über einhundert hatten sie verloren, und die Überlebenden brauchten etwas, das ihnen neue Hoffnung gab. Der Rabe konnte das leisten. Der Rabe stand nie auf Seiten der Verlierer.

    Er erreichte die Spitze des Trecks. Auch die beiden führenden Wagen wurden inzwischen von Elfen gelenkt. Die müden Pferde brachen fast zusammen, aber noch wollte er nicht anhalten. Wohl zum tausendsten Mal blickte er nach vorn. Der Himmel war dunkel von Cursyrd, sie lärmten lauter denn je.
    »Bereit!«, rief er.
    Der Befehl wurde weitergegeben. Elfen stiegen auf die Wagen oder umringten sie, Defensivmagier rannten und postierten sich in der Nähe der Mana-Lücken. Alle waren voll ängstlicher Spannung.
    »Dila’heth!«
    Die Anführerin der Elfenmagier antwortete sofort. Sie war außer Sicht auf der anderen Seite des Wagens. Er eilte zu ihr hinüber und unterbrach ihr Gespräch mit Pheone. Die Leiterin des Kollegs von Julatsa war noch stark, sie hatte den Mut der Menschen noch nicht verloren.
    »Bei Gyals Tränen, Rebraal, du musst dich ausruhen.«
    Rebraal grinste humorlos. »Das ist leider nicht möglich, wie du weißt.«
    »Wo stecken sie nur?«, fragte Dila. Auch sie musste schreien, um sich im Lärm der Cursyrd verständlich zu machen.
    »Nahe«, sagte er. »Es kann gar nicht anders sein.« Er fing Pheones Blick auf. »Sie werden kommen.«
    Pheone lächelte. »Ganz gewiss.«
    »Wo ist deine Position?«, fragte Dila.
    »Ich bleibe beim zweiten Wagen und sorge dafür, dass die Pferde geradeaus laufen. Versuche, die Schutzhülle kurz zu verlassen, wenn du kannst. Alles, was sie ablenkt, ist eine Hilfe.«
    Sie nickte. »Es sind so viele, obwohl wir schon hunderte getötet haben.«

    »Nein, so darfst du es dir nicht vorstellen. Denke lieber daran, dass Xetesk vor Einbruch der Abenddämmerung in Sicht kommen wird, und dass wir vor morgen Mittag drinnen sein werden. Sie erwarten uns sicher schon.«
    »Das will ich hoffen.«
    »Yniss wacht über uns.«
    »Es wäre gut, wenn er etwas mehr tun könnte.«
    »Das ist wahr, Dila. Laufe schnell.«
    Er wandte sich an Pheone. »Steig auf den Wagen.«
    »Nein«, widersprach sie. »Ich muss mich blicken lassen.«
    »Vor allem musst du überleben«, wandte Rebraal ein. »Uns stehen große Kämpfe bevor. Bitte, zwinge mich nicht, dich persönlich in den Wagen zu verfrachten.«
    Pheone biss sich auf die Unterlippe, dann nickte sie. »Du hast vermutlich recht.«
    Rebraal neigte den Kopf und rannte zur zweiten Wagengruppe zurück. Die Pferde waren zwischen der Eskorte der Elfen kaum zu sehen. Die menschlichen Kutscher hatten große Angst und blickten mehr nach oben als nach vorn.
    Er drängte sich durch die Wächter, stieß aufmunternde Rufe aus und hörte die Antworten. Schließlich sprang er aufs Trittbrett des linken Wagens.
    »Wir fahren nach vorn, nicht nach oben.« Er legte dem Kutscher eine Hand auf die Schulter.
    »Ja, aber der Tod kommt von oben und nicht von vorn«, grollte Brynn, ein Mann in mittleren Jahren. Sein Gesicht war von Kratzern überzogen, die ihm die Drohnen zugefügt hatten. Sein Kopf war verbunden, aber die Augen darunter sprachen von einem unerschütterlichen Überlebenswillen. Rebraal mochte den Mann. Er war, wie Hirad in zehn Jahren sein würde.

    »Lass mich den Himmel beobachten, Brynn. Du sorgst dafür, dass die Tiere geradeaus laufen.«
    »Die werden sich hüten, vom Weg abzuweichen, wenn

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