Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Hoffnung wich von ihm. Wieder brüllte er und spie Flammen in den leeren Himmel. Koli und Skoor näherten sich einander, stießen hasserfüllte Rufe und Todesdrohungen aus. Am Himmel formierten sich die Bruten zum Angriff und zur Verteidigung. Stara und Gost rotteten sich zusammen. Die kleineren Bruten versammelten sich, einige flogen bereits hinter den wenigen Koli her. Die ersten Flammen zuckten, die Krallen packten zu.
»Yasal, brich ab. Bringe dich nicht selbst in Gefahr. Kaan, in die Höhe.«
Die Bruten Kaan und Naik flogen aufwärts. Sha-Kaan hörte das Kreischen der verbrannten Drachen und schloss die Augen.
»Bitte«, sendete er an alle, die hören wollten. »Zieht euch zurück. Tanis-Veret, Koln-Stara, Eram-Gost. Alle, die unsere Dimension retten wollen, zieht euch zurück. Kommt zu uns in die Höhe.«
Doch der ohrenbetäubende Schlachtlärm drunten verriet ihm, dass sie verloren waren.
Sechstes Kapitel
Der Rabe bemerkte die von Elfen geführte julatsanische Truppe, lange bevor sie fürs Auge sichtbar wurde. Auum hatte sie in ein Versteck südlich vom Triverne-See begleitet, wo sie den Treck erwarten konnten.
Im Grunde war die Deckung nur eine Illusion. Die Klippen erlaubten ihnen einen guten Blick und boten Schutz aus allen Richtungen, abgesehen von vorne, aber der Rabe hatte eine Signatur, die jeder Dämon gierig wittern würde, lange bevor er das Auge zu Hilfe nehmen musste. Es war ein kalkuliertes Risiko. Denser nahm an, die dicht gedrängten Magierseelen würden die Aufmerksamkeit der Dämonen lange genug fesseln, damit der Rabe den Zug erreichen konnte.
Eine Weile hatten sie zugesehen, wie die Dämonen den Zug verfolgten, ausschwärmten und zu hunderten zum Angriff herabstießen. Zur Antwort flackerten und knallten Sprüche. Die ordnenden Rufe, der Kampflärm und das Knarren der Wagen waren beständige Begleiter der Karawane. Erst jetzt aber vervollständigte sich das Bild.
Auf der Kuppe eines lang gestreckten, flachen Hügels tauchten in der Spätnachmittagssonne die ersten Wagen als dunkle Silhouetten auf. Sie waren höchstens noch eine Meile entfernt. Elfen bewachten jeden Wagen, beschützten die Segeltuchdächer und die wertvolle Fracht.
Droben sammelten sich die Dämonen am Himmel und stießen immer wieder in die schützende Hülle des Kaltraums hinab, während der Treck schwerfällig gen Xetesk rollte. Die empfindliche Konzentration der Sprüchewirker in den Wagen gab das Tempo vor. Ohne diese Magier würden die Dämonen die Verbündeten im Handumdrehen überwältigen.
Hinter der Hügelkuppe flammte gelbes Licht auf. Dämonen kreischten und verstreuten sich. Einige stürzten hilflos zu Boden, andere versuchten, die Magier anzugreifen.
»Wie machen sie das?«, fragte Hirad.
»Rebraal hat die Kalträume vermutlich aufgeteilt«, sagte Erienne, »und dazwischen Lücken geschaffen, in denen das Mana hoch konzentriert ist.«
»Faszinierend«, fügte Denser hinzu. »Das Mana läuft außen an den Hüllen entlang, und so entstehen konzentrierte Bereiche, wenn die Abstände passen.«
Hirad sah ihn an. »Darüber müssen wir uns unbedingt mal unterhalten. Ich würde das alles gern lernen.«
»Du bist ein hoffnungsloser Barbar, Coldheart«, gab Denser zurück. »Es ist eine sehr kluge Idee. Auf so was wärst du nie gekommen.«
»Aber riskant, oder?«, wollte Darrick wissen.
»Nur wenn sie sich nach dem Spruch noch lange dort herumtreiben«, meinte Erienne.
Hirad beobachtete die Kämpfe innerhalb der Abschirmungen
und musste wider Willen lächeln. Aus dieser Entfernung konnte er die Gesichter nicht erkennen, aber das war auch nicht nötig. Ein Angriff der Dämonen begann, es war ein Schwarm winziger Ungeheuer, die Auum als Drohnen bezeichnete und die auch Hirad sehr gut kannte, unterstützt von mannsgroßen Seelenfressern.
Die Drohnen sollten vor allem Verwirrung stiften und stürzten sich deshalb direkt auf die Kutscher. Dort stießen sie jedoch auf Widerstand. Anmutig, zielsicher und immer in der Offensive kämpften dort die Elfen. Ihre menschlichen Begleiter, sofern sie bisher überlebt hatten, waren dagegen außer sich vor Angst, gerieten leicht in Panik und konnten sich nur zurückziehen. Deshalb brauchte Rebraal den Raben. Um den Menschen ein Ziel und neue Hoffnung zu geben.
»Wie viele Wagen sind aufgebrochen?«, fragte Hirad.
»Fünfzehn«, informierte ihn Auum.
»Bei den brennenden Göttern.«
Das Ende der Kolonne kam in Sicht. Acht Wagen waren es noch.
»Sie werden in
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