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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Körpern der Dämonen entdeckt hatte, sie hatte es mit vernichtenden Folgen eingesetzt. Doch wie bei allen Sprüchen der Einen Magie barg jede neue Idee auch gewisse Risiken.
    Als sie den Spruch das zweite Mal gewirkt hatte, war zu viel Energie zu ihr zurückgeschlagen. Ihr Zusammenbruch war der natürliche Verteidigungsmechanismus ihres Körpers gewesen, der eine Katastrophe für sie selbst und Balaia abgewendet hatte. Sie hatten Glück gehabt. Gegenüber den Stürmen, die Erienne entfesseln konnte,
wenn sie die Kontrolle verlor, wären Lyannas Gewalten ein lindes Lüftchen gewesen.
    Aber wann würde sie aus diesem Trauma erwachen? Und wie würde es ihr gehen, wenn es so weit war? Er konnte nur hoffen, dass Cleress irgendwo in ihrem Bewusstsein bei ihr war.
    »Warum hast du das versucht, Liebste?«, fragte er, während er ihre warme Wange streichelte und seine Träne abwischte. »Du musst uns nichts beweisen, das ist nicht nötig.«
    Die anderen ruhenden elfischen und menschlichen Magier einschließlich Pheone behielten ihre Gedanken für sich und respektierten sein Bedürfnis, ungestört bei seiner Frau zu wachen. Auf einmal legte ihm jemand eine starke Hand auf die Schulter.
    »Tief drinnen weiß sie das auch. Sie kann sich aber nicht dagegen wehren, dass ein Teil in ihr experimentieren will. Sie muss ihre Grenzen kennenlernen.«
    Denser drehte sich zu Thraun um. Der große blonde Gestaltwandler saß hinter ihnen, das Schwert über seine Knie gelegt. Er wich nicht von Eriennes Seite, wenn sie bewusstlos war, er würde sie nie im Stich lassen. Thraun kannte sie länger als jeder andere von ihnen. Er hatte ihre Zwillinge aufwachsen sehen und sie neben ihrem ersten Mann begraben. Denser fand die tiefe Verbindung tröstlich. Sie würde niemals brechen.
    »Warum sagst du das?«
    Thraun lächelte leicht. »Ein Gestaltwandler verlangt seinem Körper das Äußerste ab, wenn er kein Mensch ist. Er will ihn weiter treiben, als das in menschlicher Gestalt möglich wäre. Dieser Drang unterliegt nicht seiner Kontrolle, aber diese Schwäche hat auch etwas Lebendiges und Erregendes. Man muss es fürchten und lieben zugleich.«

    Der Wagen holperte über eine Bodenwelle. Über ihnen scharrten Füße, mehrere Waffen klirrten, Körper stürzten zu Boden, Todesschreie ertönten und verstummten.
    »Vielleicht hast du ja recht, aber ich glaube, das ist noch nicht alles«, sagte Denser. »Das Eine ist Eriennes einzige Verbindung zu Lyanna. Wenn sie es aufblühen lässt, fühlt sie sich lebendig.«
    Thraun zuckte mit den Achseln. »Ja. Aus dem gleichen Grund muss ich einen Teil meines Lebens beim Rudel verbringen. Es ist eine Verbindung zu etwas, das ich nicht verleugnen kann.«
    »Erinnerst du dich noch an die Jahre, die du nach dem Himmelsriss als Wolf gelebt hast?«
    Thrauns Miene verfinsterte sich. »Nein. Es ist kaum mehr als eine Witterung in einer Brise. Eine flüchtige Erinnerung, die sich rasch wieder auflöst. Das ist mir aber auch ganz recht so.«
    Als Erienne sich im Schlaf regte, streichelte Denser ihre Stirn. »Schon gut, Liebste, du bist in Sicherheit.«
    Das entsprach nicht unbedingt der Wahrheit, aber Denser fiel einfach sonst nichts ein. Er blickte zu Thraun hoch, doch der Gestaltwandler beachtete ihn nicht mehr. Er schnüffelte, hatte sein Schwert gepackt und alle Muskeln angespannt.
    »Thraun?«
    Die Augen des Gestaltwandlers glühten gelb im verschwommenen Licht der Dämonenkörper, die draußen vorbeiflogen. »Gefahr«, sagte er.
    Er stieg über Erienne hinweg und ging zum überdachten Heck des Wagens, wo er schweigend und beinahe reglos stehen blieb. Geschmeidig glich er das Schwanken und Rütteln des Wagens aus. Draußen rief der Unbekannte,
der mit Darrick auf dem Kutschbock saß, einige Anweisungen.
    Etwas prallte auf das hintere Trittbrett des Wagens. Thraun fuhr auf und ging ein wenig in die Hocke. Das Segeltuch bewegte sich, Thrauns rechte Hand schoss vor und zerrte einen Seelenfresser an der Kehle herein. Er drückte ihn mit dem Knie auf den Boden und knurrte, das Schwert zum Stoß erhoben.
    Der Dämon drehte mühsam den Kopf, sein Körper flackerte hellgelb und verbreitete ein gespenstisches Licht im Wagen. Hirad und Erienne stöhnten fast gleichzeitig. Vor dem Wagen entstand Unruhe.
    »Gestaltwandler«, gurgelte der Dämon, dessen Kehle Thraun nicht losgelassen hatte.
    »Der Grund dafür, dass du niemals bekommen wirst, was du so dringend haben willst«, erwiderte er.
    Er riss das Wesen weiter in den

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