Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Wagen hinein. Es spuckte und wehrte sich, die Flügel schlugen gegen die Plane, es packte Thrauns Handgelenk. Thraun verstärkte seinen Griff.
»Sieh her«, sagte er. »Sieh dir an, was du so nahe vor dir hast und dennoch nie berühren kannst.«
Er stach dem Dämon das Schwert durch die Brust. Innerhalb des Kaltraums gab es keine Gegenwehr. Das Wesen verkrampfte sich und starb. Sein Blut strömte auf den Wagenboden. Thraun warf den Kadaver aus dem Wagen und steckte den Kopf hinaus.
»Kommt nur her, wenn ihr Ärger haben wollt.«
So temperamentvoll hatte Denser Thraun noch nie gesehen. Der große Krieger kehrte zurück und setzte sich wieder.
»Ich bin froh, dass du auf meiner Seite stehst«, sagte Denser.
»Immer«, entgegnete Thraun.
»Was ist nur in dich gefahren?«
Thraun erwiderte seinen Blick. »Ich bewache sie seit Jahren und weiche nur von ihrer Seite, wenn ich weiß, dass sie in Sicherheit ist. Ich habe gesehen, wie ihre Kräfte zunahmen, obwohl ihr Herz gebrochen war. Sie kann uns alle retten. Es ist gut, dass sie es wissen.« Er deutete nach draußen.
»Du hast ihnen eine Falle gestellt«, sagte Denser.
»Und der Rabe wird sein wie die Kiefer, die zuschnappen.«
Hiela war nicht an Widerstand gewöhnt. Doch die Unfähigkeit der Angreifer über einen empörend langen Zeitraum hinweg hatte ihn gezwungen, früher als geplant in Balaia zu erscheinen. Nein, so hatte er es sich nicht vorgestellt. Die geordnete Übertragung des Mana aus der Heimat ihrer letzten Generationen erforderte eine genaue Aufsicht, und er war besonders gut darin ausgebildet, die Verbindung zwischen ihrem Land und Balaia zu überwachen.
Hiela war der gegenwärtige Schirmmeister. Er hatte die Gefangennahme vieler Seelen von balaianischen Magiern beaufsichtigt, als ihre kleinen Zwistigkeiten sie gezwungen hatten, sich Schutz suchend an die Dämonen zu wenden. Sie hatten geglaubt, alles sei besser als das, was sie jeweils gerade vor sich gehabt hatten.
Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie die Julatsaner den Schirm abgedeckt und aufgelöst hatten, gerade als er einen wichtigen Durchbruch erzielt hatte, der alles, was seither geschehen war, überflüssig gemacht hätte. Damals war Balaia so schwach gewesen. Verschiedene Fraktionen von Magiern hatten sich gegenseitig bekämpft und der ganzen
Welt den Mut genommen. Wie leicht es in jenem Augenblick gewesen wäre, mit der Invasion zu beginnen.
Dann aber hatten sich die Drachen eingemischt. Außerdem diese Gruppe von Menschen und Elfen, die so sehr allem widersprach, was man über die Schwäche und Mutlosigkeit der Bewohner von Balaias nördlichem Kontinent wusste. Die Erkenntnis, dass sie immer noch ein Stachel im Fleisch waren und die Eroberung behinderten, hatte seinen Aufbruch beschleunigt.
Statt im warmen Manastrom zu baden und sich um die Bedürfnisse der Meister zu kümmern, die den Riss und den Strom steuerten, war er nun also hier. Mitten in der umkämpften balaianischen Dimension. Er roch die schlechte Luft und hörte die armseligen Ausreden, warum das Land, das sie ausgewählt hatten, immer noch nicht für die Besiedlung geeignet sei. Warum so viele Menschen, Elfen und die verdammten Wesmen frei herumliefen und Ärger machten, statt sich zur Freude ihrer Herren zu vermehren, zu bauen und zu sterben.
Hiela schwebte vor den Mauern der Stadt, die Xetesk genannt wurde. Er spürte die Aktivitäten innerhalb der Grenzen und die Erleichterung, die der Rückzug seiner Truppen den Einwohnern verschafft hatte. Das kümmerte ihn wenig. Er hatte die Stadt überflogen, bevor er den Befehl bestätigt hatte, die Neuankömmlinge aufzuhalten. Jene, die sich innerhalb der schützenden Sprüche bisher noch scheinbar frei bewegen konnten, waren angeschlagen, und ihre Willenskraft war fast gebrochen. Er konnte das Unausweichliche beschleunigen, indem er die vernichtete, die ihnen zu Hilfe kommen wollten. Daher entsprach die Konzentration seiner Truppen vor der Stadt durchaus seinen Vorstellungen. Allerdings war diese Taktik schwieriger umzusetzen als erwartet.
»Bist du sicher, dass sie alle gekommen sind?«, wollte er wissen.
»Ja, Meister Hiela«, bestätigte der Bote. »Alle sind dort.«
»Ich verstehe.«
Er wandte sich an seine Ratgeber. Sie waren allesamt unfähig, wussten aber derzeit über die gegenwärtige Lage noch am besten Bescheid.
»Nun sagt mir, warum diese Truppe so versessen darauf ist, ausgerechnet ins Herz eines Kollegs zu gelangen, das wir so wirkungsvoll
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