Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Magier richteten diese Sicherungen an
Straßenkreuzungen ein, die am Weg vom geborstenen Nordtor über den Tuchmarkt bis zum Kolleg lagen. Sie bildeten ein Element in Chandyrs Plan, die Julatsaner beim Einzug nach Xetesk zu unterstützen. Ein anderes zentrales Element waren diese drei Männer.
Sharyr beobachtete den Magier, der den Schutzspruch mit dem Gebäude verband. Als er angebracht war, ergänzte er ihn durch Ausnahmeregelungen, damit er nicht versehentlich durch Menschen oder Elfen ausgelöst wurde. Das Werk war schnell vollbracht.
»Gut«, sagte er, indem er aufstand und dann Brynel half. »Das wäre erledigt.«
»Gut gemacht«, lobte Suarav sie.
Die drei Männer sahen sich auf der düsteren Straße um, auf der eine gespenstische, bedrückende Stille herrschte. Jeder wusste, wie die anderen sich fühlten. Alle drei wären am liebsten sofort zum Kolleg zurückgerannt. Sie fürchteten sich vor der Aufgabe, die sie freiwillig übernommen hatten, waren aber auch stolz auf ihre Stärke und das Vertrauen, das andere in sie gesetzt hatten.
Andere Dreiergruppen, klassische Magiertrupps mit Begleitschutz, legten weitere Schutzsprüche nach einem Plan, den Chandyr entworfen hatte. Sie dagegen sollten Xetesk verlassen und mit den anrückenden Verbündeten Verbindung aufnehmen. Keiner brauchte ihnen zu erklären, welches Risiko sie damit eingingen. Niemand musste ihnen schildern, wie gering ihre Erfolgsaussichten waren. Sie wussten bereits, dass Chandyr für den Fall ihres Versagens einen Ausweichplan entwickelt hatte. Das sollte sie nicht beunruhigen, sondern es war angesichts der Umstände ganz einfach notwendig.
»Braucht ihr eine Pause?«, erkundigte sich der Hauptmann der Wache schroff.
Die Magier schüttelten die Köpfe.
»Wir müssen gehen«, sagte Sharyr.
»Vergesst nur nicht, meinen Hinweisen Folge zu leisten, und bleibt in Bewegung. Anhalten heißt sterben«, warnte Suarav sie.
Sharyr kicherte. »Mehr nicht?«
»Wir müssen stark sein«, ermahnte Suarav ihn.
»Los jetzt«, sagte Brynel. »Mir wird kalt, wenn wir noch länger hier herumstehen.«
Denser blickte auf seine Frau hinab, und eine Träne rollte von seiner auf ihre Wange. Es war mitten in der Nacht, die Dämonen griffen wieder an. Er hörte ihre Rufe über dem Treck, der sich beharrlich den Toren von Xetesk näherte. Füße tappten über ihm auf den Dachstreben, und im Zwielicht, das in den Wagen fiel, sah er die eingedrückten Stellen im Segeltuch, wo jemand neben den Streben stand.
Rebraal hatte gesagt, die Nächte seien am schlimmsten, und so war es auch. Die unermüdlichen Dämonen erhellten den Himmel mit ihren bunten Körpern. Sie gaben ein verblüffendes Lichterspiel zum besten, das zugleich erschreckend und schön war. Sie nahmen alle Regenbogenfarben an, hell strahlend oder pastellfarben, und der Anblick war ganz außergewöhnlich und beinahe hypnotisierend. Doch zugleich raubten sie den Menschen, Elfen und Tieren jegliche Ruhe. Ihre Schreie zehrten an den Nerven, und hin und wieder griffen sie auch an – nicht um den Treck endgültig zu zerstören, sondern im Wissen, dass jeder Angriff die Verteidiger schwächte und Angst und Schrecken verbreitete.
Denser schob dies alles beiseite und dachte über den verrückten Plan nach, den der Rabe bald ausführen wollte.
Neben Erienne lag Hirad in unruhigem Schlaf. Seine vielen Kratzer und Schnittwunden waren versorgt und verbunden. Er schauderte immer wieder, aber er war stark und würde sich erholen. Bei Erienne sah die Sache anders aus. Denser hätte gern geglaubt, dass sie noch die willensstarke, entschlossene Frau war, die er vor Jahren kennengelernt hatte. Doch die Tragödien hatten ihr zugesetzt, und der Druck, etwas sein zu müssen, was sie nicht sein wollte, zerriss ihre Seele.
Oft verlor sie die Beherrschung, bemühte sich aber trotzdem zu tun, was der Rabe von ihr verlangte und was Balaia und alle damit verbundenen Dimensionen brauchten. Draußen auf dem Feld, als sie zum schützenden Kaltraum gelaufen waren, hatte Erienne etwas Neues, Erschreckendes versucht.
Denser verstand, was es war. Sie hatte in der Luft einen Raum definiert und daraus alles Mana entfernt. Dieser bewegliche Kaltraum war aber noch nicht alles gewesen. Sie hatte anschließend den Dämonen ein Element genommen, ohne das sie keinen Augenblick überleben konnten. Etwas, das ihre Körper zusammenhielt.
Das Ergebnis war so, als würde einem menschlichen Körper das Wasser entzogen. Was sie auch in den
Weitere Kostenlose Bücher