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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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war.

    Während seiner Suche nach dem Raben hatte er in einem Augenblick der Klarheit erkannt, dass die Bedrohung real war, und dass sie trotz ihrer unendlichen Zahl ohnmächtig waren. Diejenigen, die ihn in seiner Heimat hätten hören können, waren fortgegangen, aber einer war in der Nähe der Rabenkrieger wieder aufgetaucht. Er war sicher, dass es sein Bruder war. Es war nur logisch, sofern Logik hier überhaupt galt, dass auch die Lebenden die Bedrohung bemerkt hatten und dagegen kämpften.
    Aber wussten sie wirklich, wie groß die Gefahr war? Wussten sie, wohin sie reisen mussten? Er wusste es. Jetzt war er am richtigen Ort eingetroffen und fragte sich, wie es weitergehen sollte. Da war der hämmernde Impuls, der sein Bewusstsein und seine Seele erfüllte. Dort war der Rabe, ein helles Licht in der verschwommenen Umgebung. Er hatte auch ein Gefühl für dessen Ziel. Es war ein Ort von gewaltiger Macht, die langsam abflaute, weil die Kräfte schwanden. Er spürte es, als hätte ihn ein Lufthauch durchweht, dessen Ursprung er bis in ein sonst kaltes und totes Land zurückverfolgen konnte.
    Der Rabe musste dorthin, und nur dorthin, an diesen Ort in jenem Land. Er musste mit den Rabenkriegern Verbindung aufnehmen, aber nicht auf den unzuverlässigen Wegen des Unterbewusstseins, wie er es bisher getan hatte. Oft hätte Hirad ihn fast verstanden, aber immer waren die flüchtigen Träume abgerissen, bevor er sich hatte mitteilen können.
    Er gelangte zu der Ansicht, dass er näher heran musste, sofern diese Nähe überhaupt möglich war. Vor ihm, nein, rings um ihn lähmte das Hämmern die Kraft der Geister im Inneren. Die Furcht hatte inzwischen alle erfasst, und jeder Austausch war von Angst und dem Wissen überlagert, dass sie gegen diejenigen, die hereinwollten,
keine Verteidigung besaßen. Die Feinde würden eindringen, sobald die Tür zerstört war, und dann würde eine Panik ausbrechen, die jede Verständigung zunichte machen würde. Aber bis zu diesem Zeitpunkt musste er einfach daran glauben, dass er sicher war, und er durfte das Vertrauen in die Kraft der Geister, die ihm jeden Erfolg wünschten, nicht verlieren.
    Er konzentrierte sich mit aller Kraft. Es gab einen bestimmten Punkt für den Raben, einen Ort, zu dem sie gehen mussten, und eine Tür, durch die sie treten mussten. Es war ein Ort voll großer Gefahren, wo die Grenzen zwischen den Welten schwach waren und wo das Böse auf seine Gelegenheit wartete. Es war jedoch der einzige Ort, an dem er wirklich etwas erreichen konnte.
    Er ließ sich vom Licht seiner Freunde einhüllen und schützen und setzte die Reise fort.

Neuntes Kapitel
    »Du bist nicht gut genug in Form, um hier zu stehen«, widersprach der Unbekannte.
    »Sag, was du willst, Unbekannter, aber ich glaube nicht, dass wir angesichts der Umstände eine andere Möglichkeit haben. Du brauchst mich hier.«
    »Bei den Göttern, lass es ihn doch einfach tun«, meinte Denser. »Wenn er stirbt, dann müssen wir uns wenigstens nicht mehr ständig dieses Geblöke anhören.«
    »Danke, Denser«, sagte Hirad.
    »Du bist mir nicht gerade eine Hilfe«, beklagte sich der Unbekannte.
    »Ich kann nicht glauben, dass du überrascht bist, ihn hier zu sehen.«
    »Das überrascht mich auch nicht. Ich stelle lediglich die Weisheit seiner Entscheidung in Frage.«
    »Glaubst du wirklich, irgendetwas, was Hirad je getan hat, könnte als weise bezeichnet werden?«
    »Schon gut, Mann aus Xetesk, ich dachte, du wärst auf meiner Seite.«
    »Das ist er auch, Hirad«, erwiderte der Unbekannte.
»Das sind wir alle. Wenn du unbedingt etwas Dummes tun musst, dann mach das doch im Wagen, wo du gleichzeitig Erienne beschützen kannst.«
    »Darum kümmert sich Thraun.«
    »Du bist störrisch wie ein Esel.«
    Auum schüttelte den Kopf und kratzte sich an der Stirn. Er würde nie verstehen, wie sie so lange hatten überleben können. Immer mussten sie sich streiten. Er war damit beschäftigt, Dueles Gesicht grün und schwarz zu färben, ehe er mit ihnen betete. Die ganze Zeit über konnte er die Rabenkrieger wie kleine Kinder zanken hören.
    Schließlich ging er mit seinen Tai zur Spitze des inzwischen stehenden Trecks. Es dämmerte, und es war kalt, sehr kalt. Der Atem stand als Wolke vor seinem Mund, die der eiskalte Wind sofort verwehte. Die Wagen hatten angehalten, nachdem die Cursyrd etwa eine Stunde vor der Morgendämmerung ihre Angriffe eingestellt hatten. Die Dämonen hatten sich bis zum Rand des Schutzschirms

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