Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Einbruch der Nacht so weitermachen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Drei Tage waren wir unterwegs und ständigen Angriffen ausgesetzt. Wir hatten schon nicht mehr viel Kraft, als wir angekommen sind. Bald werden sie durchbrechen, und ich fürchte, dann bleiben uns nur noch die Kalträume. Es tut mir leid.«
»Es sieht so aus, als hätte Geren recht gehabt«, murmelte Pheone.
Hirad sah sie scharf an, brachte es aber nicht übers Herz, sie zurechtzuweisen. Irgendwie musste er ihr sogar zustimmen. Vor dem inneren Auge sah er immer noch die zusammenbrechenden Mauern, unter denen Darrick verschüttet worden war. So hätte der General nicht sterben sollen. Nicht er. Draußen verlangten die Dämonen brüllend nach ihren Seelen. Sie wussten, wie schwierig die Lage der Gefangenen war. Vom unablässigen Hämmern bekam Hirad Kopfschmerzen. Inzwischen mussten dort draußen tausende sein, und die meisten warteten einfach auf das Unvermeidliche, während die Seelenfresser das Dach zerlegten und die Karron gegen Wände und Türen schlugen. Viel zu viele Gegner, um aus der Falle auszubrechen.
»Kennt jemand einen Geheimausgang?«, fragte er.
Rebraal schüttelte den Kopf. »Wir haben es überprüft. Die Falltüren führen nur zu den Garderoben und einem
Lager. Es gibt lediglich vier Ausgänge, die alle nicht sehr verlockend sind.«
An der Nordtür klopfte Denser Thraun auf den Rücken, und in seinem Gesicht zeichnete sich das Gespenst eines Lächelns ab. Erienne regte sich.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie bewusstlos geblieben wäre.
Vierzehntes Kapitel
Unter dem Schutz von Kraftkegeln und von xeteskianischen Kriegern flankiert, waren sie in den Turmkomplex gerannt. Die Cursyrd hatten sich zurückgezogen, sobald die Fliehenden die Kuppel erreicht hatten. Zum Abschied hatten die Dämonen wütend und frustriert gekreischt und ihnen einen qualvollen Tod versprochen.
Auum hatte lautstark nach Heilern gerufen und einen Platz gesucht, wo er Duele ablegen konnte. Evunn war nicht von seiner Seite gewichen. Der Tai hatte stark blutende Schnittwunden davongetragen, aber seine Augen blickten grimmig und kampflustig wie eh und je. Irgendjemand hatte ihnen den Weg in die Katakomben gezeigt, an die er sich gut erinnern konnte. Durch gewundene Gänge und Kammern ging es bis zu dem Bereich, in dem sonst die xeteskianischen Magier unter schwerer Bewachung schliefen, um ihre Mana-Reserven aufzufrischen. Der Bereich war derzeit leer. Nur eine verlassene Kammer mit nackten Wänden, einem einsamen Tisch und Nachtlagern.
Die Al-Arynaar waren ihnen durch das Labyrinth gefolgt
und begannen sofort, ihre Vorbereitungen zu treffen. Auum legte Duele auf das Bettzeug, das jemand auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Der Tai stöhnte schwach, auf seinen Lippen bildeten sich Blutblasen. Auum streichelte die in tiefe Falten gelegte Stirn des Bewusstlosen und küsste sie.
»Du hast es so weit geschafft, mein Tai«, sagte er. »Kämpfe wieder mit uns, damit wir Yniss’ Werk vollenden können.« Er wandte sich an die Elfenmagier. »Rettet ihn. Und wenn ihr das nicht könnt, dann sorgt dafür, dass er keine Schmerzen hat. Evunn, wir beten.«
Die Tai kniete vor Dueles Füßen nieder, während die Al-Arynaar sich um seine Heilung kümmerten und taten, was sie konnten.
»Yniss, gebrochen bringen wir unseren Tai zu dir. Sein Schicksal liegt in deiner Hand. Du wirst nun Shorth rufen oder darauf verzichten. Wir sind ewig deine Diener und tun dein Werk ohne Fragen. Erhalte Duele am Leben. Lasse Shorth auf ihn warten. Deine Weisheit soll uns leiten und uns niemals einen falschen Weg weisen. Aber …« Auum atmete tief durch. Evunn hatte ihm die Arme um den Hals geschlungen und zog ihn an sich, jeder legte den Kopf auf die Schulter des anderen. »Wir bitten dich, nimm uns nicht unseren Besten. Seine Seele ist rein. Er muss mit uns laufen, nicht mit den Ahnen. Noch nicht. Rette ihn. Lass nicht zu, das Shorth ihn nimmt. Wir sind deine Diener, Yniss. Erhöre uns in dieser großen Not. Erhöre uns.«
Von Evunn gestützt, kam Auum wieder hoch. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und verspürte die Last einer ungeheuren Verzweiflung. Schon bevor er die Blicke der Heiler suchte, wusste er, was er sehen würde. Aber Duele atmete noch. Er öffnete sogar einen kleinen
Moment lang die Augen, und Auums Herz schöpfte neue Hoffnung und schlug schneller.
»Er stirbt, nicht wahr?«
Der Magier nickte, und Auum spürte einen Stich im Herzen. Eine Wut, die zu
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