Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Tessaya. »Die Geister sind unverletzlich.«
»Der Durchbruch ist noch klein, aber er wird wachsen«, erklärte Arnoan. »Ich fürchte, die Dämonen haben einen unserer Schamanen genommen.«
»Dann müssen wir ihn finden und retten. Den Bruch versiegeln und den Kampf gegen die Feinde unter günstigeren Bedingungen fortsetzen.«
»Das ist nicht möglich«, widersprach Dystran. »Xetesk ist eine große Stadt. Die Dämonen kontrollieren den Ort und das Umland. Ihr könnt nicht hoffen, ihn zu finden.«
»Es gibt allerdings noch einen anderen Weg«, warf Hirad ein. »Der Weg des Raben.«
»Der einzige Weg«, bekräftigte der Unbekannte.
Tessaya drehte sich zum Raben um. »Sprecht«, sagte er.
Hirad nickte Denser zu, der es am besten erklären konnte.
»Lord Tessaya, die Dämonen greifen auf mehreren Ebenen an. Uns ist schon lange klar, was wir tun müssen, aber jetzt müssen wir eher handeln, als uns lieb ist. Die einzige Möglichkeit, den Feind aufzuhalten, besteht darin, den Riss am Himmel über dem Kolleg zu schließen. Wir müssen den Zustrom von Mana und den Weg in diese Dimension unterbinden, ehe die Manadichte und die Zahl der Feinde uns überwältigen. Nach dem Durchbruch der Dämonen in die Dimension der Geister ist dieser Zeitpunkt viel näher gerückt. Ihr seht jetzt schon, wie stark die Dämonen auf einmal geworden sind, und ihre Stärke wird weiter zunehmen. Wir müssen in die sterbende Heimat der Dämonen reisen, den Zustrom sperren und die Lücke schließen. Das wird den Dämonen die Niederlage bereiten. Bisher dachten wir, das xeteskianische Wissen um die Dimensionsmagie würde ausreichen, um uns dorthin zu bringen, aber wir haben uns geirrt. Ihr könnt es jedoch vollbringen. Eure Religion und die Kraft Eurer Schamanen können es uns erlauben, ins Herz des Dämonenlandes zu reisen. Ihr müsst einwilligen, uns dorthin zu schicken. Ihr müsst es tun, denn sonst werden wir angesichts der Macht unserer Feinde alle untergehen.«
Tessayas Miene waren seine Zweifel deutlich anzusehen,
und seine Worte brachten sie zum Ausdruck. »Das ist grotesk«, sagte er. »Die Zeremonie, von der Ihr sprecht, ist die strengste Bestrafung, die wir einem Krieger auferlegen können. Es ist die Verbannung und Verdammung ohne jede Möglichkeit, bei den Geistern Ruhe zu finden.« Er zuckte mit den Achseln. »Es ist der Tod, aber ohne jede Hoffnung auf Rettung.«
»Dennoch müsst Ihr zustimmen«, fuhr Denser fort. »Es ist ein Risiko, aber eines, das wir eingehen müssen. Es ist das Einzige, was uns jetzt noch retten kann.«
»Und um diese große Tat zu vollbringen, sollen wir ein paar erschöpfte Leute aus dem Osten hinüberschicken? Wenn es so wichtig ist, werden die Wesmen es selbst in die Hand nehmen. Warum wenige schicken, wenn draußen ein Heer zur Verfügung steht?«
»Mylord, wenn Euer Heer sich auf diese Reise begibt, hat Xetesk keine Verteidigung mehr und wird überrannt werden. Julatsa ist verlassen, Dordover gefallen und Lystern steht sicher kurz davor. Wenn die balaianische Magie stirbt, dann spielt es keine Rolle mehr, ob wir den Riss schließen oder nicht. Die Dämonen werden über Balaia herrschen.«
»Die Wesmen werden sich den Dämonen niemals beugen.«
»Verdammt, Tessaya, das erinnert mich an meinen eigenen Dickschädel«, knurrte Hirad. »Wenn die Magie nicht mehr da ist, nützen Eure Waffen überhaupt nichts. Ihr könnt die Dämonen ohne Magie nicht töten, das wisst Ihr doch. Hört mit dem Getue auf und entscheidet Euch für das, was richtig ist.«
Tessaya fuhr herum. »Sprecht nie wieder so mit mir, Rabenmann. Ich bin Tessaya, der Lord aller Wesmen.«
»Ich weiß«, sagte Hirad, »und ich bewundere und achte
Euch. Aber Ihr werdet der Herr eines versklavten Volks sein, wenn Ihr es uns nicht versuchen lasst.«
»Was habt Ihr schon zu verlieren?«, ergänzte Erienne. »Wenn Ihr uns nicht glaubt, na schön, aber hindert uns nicht daran, das zu tun, was wir für richtig halten. Hört auf Euren Schamanen, Lord Tessaya. Gebt den Befehl.«
»Arnoan? Sprich.«
»Mylord, ich kann nicht sagen, ob sie Erfolg haben werden, aber ich weiß wie du, wohin sie reisen werden. Kein Wesmen-Krieger geht gern dorthin, und wenn sie gezwungen werden, sind sie geschwächt. Wir können es uns nicht erlauben, ein Heer zu schicken. Wir müssen die Verteidigung übernehmen, während sie es versuchen. Ich würde sagen, lasse sie gehen. Und falls sie nicht zurückkehren, sind wir immer noch hier und können kämpfen. Die
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