Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
starben.
Durch das Gedränge konnte Hirad beobachten, wie stark die Karron geworden waren. Eine Wesmen-Axt traf das Gesicht eines Karron. Der Dämon stürzte, aber sofort war der nächste zur Stelle und suchte mit seinem Schlangenarm das Handgelenk des Kriegers. Dann drosch das Wesen mit seinem Stachelarm auf den ungeschützten Krieger ein und schleuderte den Leichnam zur Seite.
»Halt!«, rief der Unbekannte.
Der Rabe blieb stehen und nahm eine Verteidigungsformation an. Tessaya rief unterdessen weitere Befehle und trennte einem Gegner mit der Axt den Kopf vom Rumpf. Weitere Wesmen stürmten vor und geboten dem Ansturm der Karron Einhalt. Hirad konnte die Wildheit der Krieger fast körperlich spüren. Er riss sich eine Drohne von der Schulter und zerquetschte sie mit der Hacke. Als er aufschaute, stand Tessaya vor ihm.
»Wollt ihr gemeinsam mit den Wesmen kämpfen?«, fragte er.
Sein Gesicht war voller blutender Kratzer, aber in seinen Augen funkelten die alte Entschlossenheit und Tatkraft. Die Krieger pflückten rings um ihn die Drohnen aus der Luft, wie es die Al-Arynaar für den Raben taten.
»Nein«, erwiderte Hirad. »Wir müssen anderswo kämpfen, aber wir brauchen deine Hilfe und die deines Schamanen.«
Tessaya runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
»Wir können es erklären, aber nicht hier. Bitte komm mit uns zu den Quartieren, wo dein Schamane wartet.«
»Ich kann die Schlacht gegen die Ul-Karron nicht verlassen«, sagte er. »Ich muss hier stehen und neben meinen Kriegern kämpfen.«
Der Anführer hob trotzig die Schultern, er hatte kaum eine Sekunde den Kampf zu seiner Rechten aus den Augen gelassen.
»Nur für einige Augenblicke«, sagte der Unbekannte. »Es geht um unser aller Zukunft.«
Tessaya musterte sie. Hirad fühlte sich, als steckte er in einer Blase. Der Kampf ringsum war ihm bewusst, die Sprüche, die hin und wieder über den Kaltraum hinwegflogen, die Schreie der Seelenfresser, die Attacken der Drohnen. Die Gesänge der Wesmen, die hart gegen die Ul-Karron vorstießen. Irgendwie schien das alles aber weit entfernt zu sein. Fast unwichtig verglichen mit den Gedankengängen des Mannes, der vor ihnen stand.
Tessaya wandte sich um und sprach rasch mit seinem Leutnant, dann nickte er Hirad zu.
»Ihr habt meine Aufmerksamkeit«, sagte er. »Verschwendet sie nicht.«
Al-Arynaar und Wesmen begleiteten sie zu den Quartieren. Den Meisterdämonen droben blieb die Bewegung nicht verborgen, und sofort verlagerte sich der Angriff der Seelenfresser. Dies nahm etwas Druck von den Wesmen in der vordersten Linie, stellte die Verbündeten aber vor neue Schwierigkeiten. Schon wurden die Reserven der Wesmen für die Sicherung der Quartiere eingeteilt, während Rebraal, der in der Tür stand, seine eigenen Leute beaufsichtigte, die an den Wänden emporkletterten, um das Flachdach zu besetzen.
Sie wurden ins Offiziersquartier geschoben. Arnoan war schon dort, bei ihm standen Auum, Evunn, Pheone, Dystran und Vuldaroq. Eilaan wartete, sichtlich nervös, etwas abseits in einer Ecke. Als der Rabe, Rebraal und Tessaya die Versammlung vervollständigt hatten, wurde es zwischen den Weihrauchschwaden stickig und warm.
Hirad empfand eine starke Erregung wie immer, wenn etwas Wichtiges geschehen sollte. In diesem Raum waren die Männer, Frauen und Elfen versammelt, von denen das Schicksal ganzer Dimensionen abhing.
Tessaya, zweifellos der Anführer mit der stärksten Ausstrahlung im Raum, legte seine Axt auf einen Tisch neben der Tür und schritt geradewegs auf Arnoan zu. Er betrachtete die Versammlung und war offensichtlich beeindruckt.
»Wir müssen da draußen eine Schlacht gewinnen«, sagte er in der Sprache des Ostens, damit alle ihn verstanden. »Erklärt mir, was ihr vorzuschlagen habt.«
Arnoan wirkte gehetzt und schien der Panik nahe. Seine Hände zitterten, sein Gesicht war grau vor Erschöpfung. Tessaya fasste ihn an den Schultern, und der alte Mann kam halbwegs wieder zu sich.
»Mein Schamane, beruhige dich«, sagte er. »Mir ist klar, dass wir noch andere Probleme haben als jene, die uns da draußen beschäftigen. Was ist passiert?«
»Ich wollte gerade zu dir, Mylord«, sagte Arnoan. »Die Dämonen sind in den Ruheplatz der Geister eingedrungen. Sie kämpfen, obwohl sie eigentlich keine Waffen besitzen. Der Angriff wird von den Elfen bestätigt. Wir müssen handeln, sonst sind unsere Ahnen verloren. Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Wie kann so etwas geschehen?«, fragte
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