Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
Gras ausstreckte, um zu schlafen. Es war in der Sommersonne zu knisternden, trockenen Halmen verdorrt, die mich in die Arme und den Nacken stachen. »Ich bin weitaus wichtiger als irgendjemand sonst hier«, erzählte ich dem blauen Himmel über mir.
Niemand antwortete, und nach ein paar Minuten schlief ich ein.
Kapitel 4
Wir machten früh am Abend noch einmal Halt. Früher, als der Magus wollte. Er grummelte, erklärte sich aber bereit, nach einem Lagerplatz zu suchen, nachdem er gesehen hatte, wie ich an einer steilen Stelle des Pfads beinahe über die Kruppe meines Pferdes gerutscht war. Sobald er einen Platz ausgewählt hatte, an dem wir rasten konnten, stieg ich ab und brach im stoppeligen Gras zusammen. Ich lag da, während der Magus das Abladen der Pferde leitete, und belauschte, wie Ambiades Sophos gründlich und herablassend in das Entfachen eines Kochfeuers einwies. Ich wandte den Kopf, um zuzusehen.
»Hast du denn noch nie auf der Jagd draußen übernachtet?«, fragte Ambiades und betrachtete das Kleinholz, das dicht an dicht zu einer erbärmlichen Nachahmung eines Lagerfeuers aufgeschichtet war.
Sophos warf Pol einen verlegenen Blick zu. »Nicht allein«, sagte er.
»Nun, Euer Hoheit«, neckte ihn Ambiades, »wenn Ihr das gesamte Holz stapelt – ein Stück direkt auf dem anderen –, dann brennt es nicht. Das Feuer erstickt. Stell dir doch vor, wie du dich fühlen würdest, wenn all das Holz auf dir aufgestapelt wäre. Sieh her!« Er nahm den Stapel auseinander und baute eine spitz zulaufende Hütte aus Stöcken; sein Können verriet viel Übung. »Bau ein Haus, und das Feuer lebt darin; schichte einen Grabhügel auf, und das Feuer stirbt. Verstanden?«
»Ja«, sagte Sophos demütig und trat beiseite, um Pol Platz zu machen, so dass er kochen konnte. Ich rührte mich nicht, bis das Essen fertig war und Ambiades kam, um mich mit dem Stiefel anzustoßen. »Der Magus sagt, du sollst aufstehen und etwas essen, oh Abschaum aus der Gosse.«
»Ich habe ihn gehört«, erwiderte ich, während ich mich herumwälzte und mich auf die Beine stemmte. »Sag mir«, fuhr ich dann über die Schulter fort, »oh Quell allen Wissens, hast du inzwischen den Unterschied zwischen einem Feigen-und einem Olivenbaum herausbekommen?«
Er errötete, und ich machte mich befriedigt daran, mein Abendessen zu verspeisen.
Nach dem Essen, das spärlich war, wies der Magus auf eine Rolle Bettzeug und sagte, es sei meine. Die Sonne stand hoch am Himmel. Sie würde den Horizont noch für mehrere Stunden nicht erreichen, aber ich zog mir die Decke zurecht und legte mich hin. Es war ein schwerer Umhang dabei, mit dem ich mich zudecken konnte, während ich schlief. Ich fuhr mit der Hand über das feine Wollgewebe. Außen war der Mantel dunkelblau, wie der des Magus, innen in einer sanftgoldenen Farbe gefüttert, die der eines Gerstenfelds vor der Ernte glich. Er war nicht bestickt, aber sorgfältig gearbeitet. Ich würde ihn brauchen, wenn die Hitze des Tages verflog. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Magus beobachtete, wie ich die Wolle wie ein Schneider betastete, der ihren Wert einzuschätzen versuchte – oder wie Abschaum aus der Gosse, der etwas berührt, von dem er weiß, dass er es nicht anfassen sollte. Ich wandte ihm den Rücken zu und ließ ihn denken, was er wollte.
Die vier anderen saßen noch eine Weile ums Feuer. Der Magus hatte die Pflanzenklassifikation beendet und fragte seine Lehrlinge über Geschichte ab, als ich einschlief.
Am nächsten Morgen erreichten wir noch vor Mittag ein kleines Bauernhaus, das beinahe als Ruine am Ende des Pfads stand. Sein weißer Anstrich war verblasst und der Putz in großen Stücken abgefallen, so dass die buckligen Steinwände darunter bloßlagen. Ein Mann erschien in der Tür, als wir auf den unkrautüberwucherten Hof ritten.
»Ich habe schon gestern Abend mit Euch gerechnet«, sagte er zum Magus.
Der Magus warf einen Blick auf mich. »Wir sind langsamer vorangekommen, als ich erwartet hätte«, erwiderte er. »Hast du die Vorräte bekommen?«
»Alles«, antwortete der Mann. »Im Schuppen ist Futter für die Pferde, genug für zwei Wochen, und wenn Ihr nicht auf diesem Weg zurückkommt, werde ich sie mit zurück in die Stadt nehmen.«
»Nicht übel«, sagte der Magus. Er öffnete eine der Satteltaschen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um hineinzusehen. Er zog das Fußeisen hervor, mit dem ich in den Gasthäusern nachts angekettet gewesen war, und schickte
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