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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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gezogen.«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«, fragte der Magus erheitert.
    »Damit ich jetzt darauf schlafen könnte.«
    »Ich habe bei der Planung dieser Reise nicht an deine Bequemlichkeit gedacht.«
    »Verdammt, das stimmt.«
     
    Die Pferde brachten noch etwa eine Stunde damit zu, im Schritt die Hügel zu erklimmen. Die Sonne ging unter, als der Magus am Ende angewidert dreinblickte und mich fragte, ob ich glaubte, mich auf dem Rücken des Pferdes halten zu können, wenn es trabte.
    »Wahrscheinlich nicht«, gestand ich. Zu dem Zeitpunkt war ich schon zu müde, um noch optimistisch zu sein.
    »Du wirst es früher oder später lernen müssen. Wir reiten nicht den ganzen Weg im Schritt. Ambiades«, rief er, »reite hierher zurück und zeige ihm, wie man trabt.« Also wendete Ambiades, der uns mittlerweile mehrere hundert Schritt voraus war, und ließ sein Pferd zurücktraben.
    »Gute Sitzhaltung.« Pol war direkt hinter mir, und ich war ein wenig erstaunt, dass er etwas sagte, ohne erst angesprochen worden zu sein. Der Magus gab das Kompliment an Ambiades weiter, aber der blickte nur finster drein. Lob schien ihn genauso zu verärgern wie Sticheleien.
    »Jetzt du, Sophos«, rief der Magus, und Sophos gehorchte. Sogar ich konnte sehen, dass er nicht so gut wie Ambiades ritt. Ich warf einen Blick nach hinten zu Pol, um zu sehen, was er davon hielt. Er verzog das Gesicht.
    Der Magus nahm mitleidig Anteil: »Es ist schade, dass du Ambiades nicht mitnehmen kannst, damit er Herzog wird, und mir Sophos überlässt, um aus ihm einen Magus zu machen.«
    »Er wird Herzog werden?«, fragte ich überrascht. Gewöhnlich traf man einen künftigen Herzog nicht als irgendjemandes Lehrling an. Ich rechnete nicht mit einer Antwort, aber Ambiades gab mir in gewisser Weise eine.
    »Wenn sein Vater ihn nicht vorher erwürgt«, sagte er.
     
    Meine Reitstunde wurde auch für Sophos eine. Er, Pol und ich fielen zurück, während Ambiades und der Magus voraustrabten.
    »Pol findet, dass du wie ein Sack Geröll reitest«, sagte Ambiades zu Sophos, bevor er davonritt. Sophos errötete, und Pol wies Ambiades an, sich in Bewegung zu setzen. Ein wenig später hörten wir Bruchstücke eines Vortrags, den der Magus ihm über Pflanzenklassifikation und ihre Bedeutung hielt. Ich versuchte, sowohl auf den Vortrag als auch auf den Reitunterricht zu achten, aber am Ende gab ich auf und hörte nur noch Pol zu.
    Er erklärte, dass die Schulter des Pferds sich nicht gleichzeitig mit dem Huf hob, sondern dann, wenn der Huf sich senkte. »Jetzt«, sagte Pol, »heb die Hand so.« Er hielt sie hoch, als würde er die Felder neben sich segnen. Sophos tat es ihm nach, und Pol versetzte ihm einen kräftigen Fausthieb in die Handfläche. Als Pol ihm dann befahl, die Hand wieder zu heben, tat er es, riss sie aber zurück, so dass Pols zweiter Schlag ihn kaum streifte. Es war eine einfache Lektion, die mir mein Vater schon vor Jahren erteilt hatte: Wenn man glaubt, dass man einen Hieb abbekommen wird, sollte man zumindest versuchen auszuweichen. Mein Vater hatte mir das mit der flachen Seite seines Schwerts beigebracht.
    Pol erklärte Sophos und damit auch mir, dass man bequemer reitet, wenn man sich schon hochstemmt, bevor die Schulter des Pferds einen am Hintern trifft. Also versuchten wir, die Straße entlangzutraben, hoben unsere Hinterteile unmittelbar, bevor die Pferde die Schultern hoben, und bewegten uns etwas schneller auf das mir unbekannte Ziel zu. Sehr bald hatte ich nicht mehr die Kraft, mich aus dem Sattel zu erheben, und mein Gehirn hüpfte den Rest des Tages über im Kopf auf und ab.
    Wir ließen die Pferde oft Schritt gehen, damit sie und ich uns ausruhen konnten, aber bei Einbruch der Nacht war ich so gut wie tot und sah nicht viel von der Stadt, in der wir Halt machten. Sie verfügte über ein Gasthaus. Wir gingen hinein; ich aß und schlief auf dem Tisch ein, bevor ich satt war.
    Ich wachte wieder auf dem Fußboden neben Pols Bett auf, aber diesmal befanden sich auch Ambiades und Sophos im Zimmer; sie teilten sich das Bett auf der anderen Seite. Ich dachte darüber nach, was für ein unwürdiges Bild ich abgegeben haben musste, als ich zum zweiten Mal hinaufgetragen worden war, und verzog das Gesicht.
    Pol erwachte beim ersten Klirren meiner Kette, und ich fragte mich, ob ich wohl die ganze Nacht geschlafen hatte, ohne mich zu regen. Vielleicht. Oder er war oft aufgewacht, um mich im Blick zu behalten. Als er sah, dass ich wach war,

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