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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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zusahen, luden Pol und der Magus sorgfältig die Bürde auf und um, so dass die Pferde nicht ungleichmäßig belastet sein würden. Ich machte mir Gedanken über Pol. Er war kein gemeiner Soldat. Sophos und sogar Ambiades behandelten ihn mit zu viel Ehrerbietung. Der Magus mochte und respektierte ihn eindeutig und verließ sich darauf, dass er an mich gerichtete Befehle durchsetzen würde. Er war wahrscheinlich derjenige, der die Reitpeitsche schwingen würde, wenn es hart auf hart ging.
    Als wir den Ort verließen, wurde deutlich, warum der Magus keinen Karren mitgenommen hatte. Es gab jenseits dieses kleinen, namenlosen Städtchens keine Straße, auf der er hätte fahren können, und auch nichts, was ein zivilisierter Mensch überhaupt als Straße bezeichnet hätte. Die Wagenspur, der wir seit Evisa gefolgt waren, war gründlich gepflegt gewesen; der grasbewachsene Mittelstreifen und die Ränder wurden von den Ziegen jedes kleinen Dorfes, das wir durchquert hatten, kurz gehalten. Diese Landstraße teilte sich: Ein Zweig führte nach Osten, an den Ausläufern der Berge entlang, der andere nach Westen, um die Hauptstraße zu kreuzen, die zum Pass in den Hephestischen Bergen führte. Wir ritten geradeaus auf einen Weg, der weniger Nutzungsspuren zeigte.
    Wir passierten einige Bauernhöfe; dann verengte sich der Weg sogar noch weiter zu einem schmalen, überwucherten Pfad, an dem beiderseits hohes Gras und armselige Eichen wuchsen, manchmal so nahe, dass stechende Blätter am Stoff meiner Hosen hängen blieben.
    Der Pfad führte an manchen Stellen steil bergauf. Die Pferde arbeiteten hart. Im Gänsemarsch hievten sie sich nach oben und traten ständig kleine Steine los. Ich umklammerte das Pferd mit den Knien, so fest ich nur konnte, und befürchtete bei jedem Anstieg, nach hinten aus dem Sattel zu rutschen. Ich hielt mich auch mit beiden Händen fest, aber meine Arme waren nicht in besserer Verfassung als meine Beine, und als der Vormittag halb herum war, zitterten sie vor Anstrengung.
    »He, warum machen wir nicht Halt und rasten?«
    Der Magus musterte mich angewidert, aber als wir die nächste Freifläche erreichten, lenkte er sein Pferd auf das Gras, und meines folgte gehorsam. Ich versuchte, es zu überzeugen, in den Schatten zu gehen, bevor ich abstieg, aber es blieb neben dem Pferd des Magus stehen und lief einfach nicht weiter.
    »Warum geht dieses verdammte Pferd nicht dahin, wo ich es haben will?«, fragte ich gereizt.
    »Hör auf, so ruckartig an den Zügeln zu reißen. Sonst bewegt es sich nicht«, sagte der Magus zu mir.
    »Das habe ich auch schon herausgefunden«, erwiderte ich und glitt aus dem Sattel. »Es muss Euer Pferd mehr mögen, als ich Euch mag.«
    Sophos hörte, was ich sagte, und lachte. »Es ist ein Packpferd«, erklärte er. »Es ist darauf abgerichtet, neben seinem Leitpferd stehen zu bleiben.«
    »Wirklich?« Ich sah das Pferd neben mir überrascht an. »Sind sie so schlau?«
    »Schlauer als du«, sagte Ambiades und trat neben uns.
    »Ich habe noch nie von einem Pferd gehört, das in der Lage gewesen wäre, das Siegel eines Königs zu stehlen«, hielt ich feixend dagegen.
    »Genau das habe ich gemeint«, sagte Ambiades.
    »Warum isst du nicht einfach glühende Kohlen?« Ich ging hinüber zu Pol, der Proviant aus einem Beutel hervorholte. Ich bemerkte, dass Sophos mich anstarrte.
    »Was?«, blaffte ich, und er sah beiseite.
    Ambiades legte ihm die Worte in den Mund: »Er will wissen, ob du wirklich dumm genug bist, mit einem Mann zu wetten, dass du das Siegel des Königs stehlen kannst, um es dann zum Beweis am nächsten Tag in einer Weinschenke herumzuzeigen.«
    Das war ein Berufsrisiko gewesen, aber es hätte keinen Zweck gehabt, das zu sagen. Ich wandte beiden den Rücken zu.
    Zum Mittagessen gab es wieder Brot, Oliven und Käse. Als ich einen Nachschlag verlangte, sagte der Magus nein. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir an mehr Proviant kommen können, bevor wir durchs Gebirge hindurch sind.«
    Ich sah die Pakete an, die immer noch an die Pferde geschnürt waren. »Ihr habt nicht genug mitgenommen.«
    »Wir bekommen vielleicht heute Abend ein wenig mehr. Du wirst schon nicht verhungern.«
    »Nein, das stimmt«, sagte ich. »Ihr könnt mir ja immer noch etwas von Ambiades’ Essen geben.«
    Der Magus bedachte mich mit einem finsteren Blick. »Du bekommst deinen Anteil, mehr nicht. Niemand soll hungern, damit du essen kannst.«
    »Ich verstehe nicht warum«, sagte ich, während ich mich im

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