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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Frau die Dinge, die sie zu brauchen behaupteten, und stellten keine Fragen, weil ihnen vollkommen klar war, dass ihre Nachbarn den Verstand verloren hatten.
    Am nächsten Tag im Wald fragte die Erde: »Habt ihr eine Wiege?«
    Der Holzfäller und seine Frau sagten: »Ja.«
    »Habt ihr kleine Kleider?«
    Sie sagten: »Ja.«
    »Und Decken? Und alles, was ihr für einen Säugling brauchen werdet?«, und sie sagten Ja, und die Erde zeigte ihnen das Kind in ihren Armen. Und die Frau des Holzfällers trat nahe an sie heran und fragte: »Hast du einen Namen für ihn?«
    Und die Erde hatte keinen Namen für ihn. Die Götter kennen sich selbst und benötigen keine Namen. Es ist der Mensch, der allen Dingen Namen gibt – sogar den Göttern.
    »Dann werden wir ihn Eugenides nennen«, sagte die Frau des Holzfällers, »den Wohlgeborenen.«
    Sie nahmen Eugenides mit nach Hause, und er wurde ihr Sohn. Manchmal kam die Erde in Gestalt einer alten Frau und brachte ihm Geschenke. Als er sehr klein war, waren auch die Geschenke klein: ein Kreisel, der verschiedene Farben zeigte, wenn er sich drehte, Seifenblasen, die über seiner Wiege schwebten, und eine Decke aus feinem Maulwurfspelz, um ihn im Winter warmzuhalten. Als er fünf Jahre alt war, machte sie ihm die Sprachen zum Geschenk, damit er alle Tiere ringsum verstehen konnte. Als er zehn Jahre alt war, verlieh sie ihm die Gabe des Heraufbeschwörens, so dass er sich mit den niederen Göttern der Bäche und Seen unterhalten konnte.
    Als Eugenides fünfzehn Jahre alt war und die Erde ihm die Unsterblichkeit zum Geschenk machen wollte, hielt der Himmel sie unterwegs auf.
    »Wohin gehst du?«, fragte er.
    »Ich besuche meinen Sohn«, sagte die Erde.
    »Was für einen Sohn hast du denn, abgesehen von meinen Söhnen?«, fragte der Himmel.
    »Ich habe meinen eigenen Sohn, den des Holzfällers«, sagte die Erde, und der Himmel zürnte. Er ging zu Eugenides’ Haus und schleuderte Donnerkeile: Das Haus wurde zerstört, und Eugenides und seine Eltern flohen verängstigt in den Wald. Der Himmel suchte dort nach ihnen, aber der Wald gehörte der Erde und verbarg sie in ihrem Namen.
    Der Himmel geriet in noch größeren Zorn und schrie die Erde an: »Du sollst keine Söhne außer meinen Söhnen haben! Du sollst kein Volk außer meinem Volk haben!« Und er schleuderte seine Donnerkeile auf die Dörfer, in denen die Menschen der Erde für ihre Gaben dankten, verschonte aber die Dörfer, in denen die Leute ihm für ihre Erschaffung dankten.
    Und die Erde geriet ebenfalls in Zorn und sagte, dass sie seine Leute nicht wollte, und bebte vor Wut und zerstörte die Dörfer, die der Himmelsgott verschont hatte. Überall auf der Welt waren die Dörfer der Erdleute und der Himmelsleute zerstört; die Ernte verbrannte auf den Feldern, das Vieh ging verloren, und die Menschen fürchteten sich und beteten um Rettung, aber Erde und Himmel waren zu zornig, um sie zu hören.
    So wären damals vielleicht alle Menschen auf der Welt gestorben, wenn Hephestia ihre Rufe nicht gehört hätte. Sie war das älteste Kind von Himmel und Erde und ihnen an Macht am nächsten. Sie ging zu beiden, sprach mit ihnen und sagte: »Warum soll die Erde nicht die Kinder haben, die sie haben möchte? Sieh dir die Kinder an, die du schon hast.« Und der Himmel erinnerte sich an seine Kinder, die Bäche und Flüsse, und sah, dass sie an dem Unrat erstickten, der von den Bränden zurückgeblieben war, die seine Donnerkeile entfacht hatten.
    Dann wandte Hephestia sich an die Erde und sagte: »Warum solltest du die Menschen des Himmels nicht dulden? Sieh doch, wie es um deine eigenen Leute bestellt ist.« Und die Erde schaute hin und sah, dass ihre Leute verängstigt waren und weder Obdach noch Nahrung hatten: Ihre Häuser waren zerstört, ihre Lebensgrundlage vernichtet. Auch die Leute des Himmels fürchteten sich und flehten sie an, von ihrem Zorn abzulassen und ihnen zu vergeben, wenn sie sie beleidigt hätten. Und die Erde ließ von ihrem Zorn ab, und der Himmel von seinem.
    Hephestia fragte sie: »Warum sollen sie darunter leiden, dass ihr einander zürnt? Gib mir deine Donnerkeile, Vater, und du, Mutter, überlass mir deine Macht, den Boden beben zu lassen, so dass sie nicht mehr unter eurem Zorn aufeinander leiden müssen.«
    Die Erde überließ Hephestia ihre Macht, den Boden zu erschüttern, und der Himmel versprach, ihr seine Donnerkeile zu geben. Er versprach auch, Eugenides nichts zuleide zu tun, aber er sagte, dass die

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