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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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kalt und tot war.
    »Er lebt«, sagte er zu Sophos, während er die Hand wieder über meine legte und sie drückte. Es war tröstend gemeint.
    »Gen, kannst du mich hören?«, flüsterte er leise.
    »Geht weg.«
    In der Dunkelheit fand er mein Gesicht und strich das Haar, das mir hineingefallen war, beiseite. Er war sehr sanft. »Gen, ich muss mich bei dir entschuldigen. Es tut mir leid.«
    Ich antwortete nicht. Es war noch nicht lange her, dass ich an die Oberfläche des Schmerzes getrieben war, der mich verschlungen hatte. Seine Entschuldigung bedeutete mir nicht viel.
    Sophos kniete sich in der Dunkelheit neben mich. »Wie bist du hergekommen?«, flüsterte er, als ob die Wachen draußen lauerten, um die Gespräche der Gefangenen zu belauschen.
    »Sie hatten einen Karren.«
    Der Magus schnaufte. Seine Finger lösten sich von meinem Gesicht, und ich spürte, wie sie behutsam die Vorderseite meines Hemds berührten, das steif vor geronnenem Blut war.
    »Nicht«, sagte ich. Meine Stimme war schwach und leise. Ich versuchte mich zusammenzureißen und setzte neu an. »Lasst mich einfach allein. Es geht mir gut. Geht weg.«
    »Gen, ich glaube, die Blutung ist zum Erliegen gekommen. Ich habe noch meinen Umhang. Ich werde versuchen, dich darin einzuwickeln.«
    »Nein«, sagte ich, »nein, nein, nein.« Ich wagte es nicht, den Kopf zu schütteln, aber ich wollte um keinen Preis, dass der Magus versuchte, mich in seinen Mantel einzuwickeln. Ich wollte seinen Mantel nicht. Ich wollte nicht, dass er mir die Hand unter den Kopf legte, um ihn anzuheben und Sophos’ schönen Umhang gefaltet darunter zu schieben, was er als Erstes tat. Als er die Beule unter meinem Haar an meiner Schädelbasis nicht bemerkte, hörte ich auf zu widersprechen. Der Schmerz brandete erneut über mich hinweg, und ich versank darin. Das Letzte, was ich hörte, war, wie der Magus sich mit einem Wärter um sauberes Wasser und Verbände stritt.
     
    Als ich wieder erwachte, fiel trübes Licht durch das vergitterte Fenster der Zelle, und ich konnte Sophos an meiner Seite wachen sehen. Mein Hemd war geöffnet, und ich war in weiße Verbände gehüllt. Der Magus musste sich in dem Streit durchgesetzt haben.
    Sophos sah mich auf meine Brust schielen und sagte: »Er hat der Wache gesagt, dass du später immer noch getötet werden könntest, aber dass du, wenn du erst tot bist, von niemandem mehr verhört werden kannst, außer von den Göttern.«
    Wie tröstlich. »Wo sind alle?«, fragte ich.
    Er setzte sich im Schneidersitz neben mich. Ich lag auf seinem Mantel und war mit dem des Magus zugedeckt. »Sie sind vor einer Stunde gekommen und haben den Magus geholt«, sagte er. »Pol und Ambiades sind tot. Die Soldaten der Königin haben uns oben an der Klippe aufgelauert. Ambiades hatte ihnen von dem Steig erzählt.«
    Er wartete, und als mir dazu nichts einfiel, fuhr er fort: »Wir haben alles von der Klippe aus gesehen.«
    Daher also die Entschuldigung des Magus.
    Der Hauptmann der Garde der Königin und seine Männer hatten auf dem Berg gewartet. Sie hatten sicher weitere Soldaten am Seperchia-Pass Stellung beziehen lassen, aber der Hauptmann hatte darauf gesetzt, dass der Magus Attolia auf dem Weg, auf dem er gekommen war, verlassen würde. Als Pol und der Magus Sophos über die Kante gestemmt hatten, hatte er die Stiefel der Soldaten gesehen, aber er war auf die Klippe gezerrt worden, bevor er eine Warnung hatte rufen können. Der Magus und Pol hatten nichts tun können, als ihm mit Ambiades zu folgen. Als der Gardehauptmann gefragt hatte, wo ich war, hatte der Magus – noch immer verärgert über mich – erwidert: »Der rettet seine eigene Haut.« Flach auf dem Felsen ausgestreckt war ich von oben leicht zu sehen gewesen.
    »Er plant einen Hinterhalt«, hatte einer der Soldaten gesagt und die Armbrust gehoben.
    »Die Königin will sie alle lebend«, hatte der Hauptmann ihm ins Gedächtnis gerufen.
    »Dann macht Euch nicht die Mühe, ihn zu erschießen«, hatte der Magus bitter gesagt. »Er wird sich dort verstecken, bis ihr hinunterklettert, um ihn festzunehmen.«
    »Er ist bewaffnet«, hatte der Hauptmann gesagt und die Hände um den Mund gelegt, um eine Warnung an seine Männer zu rufen, sie aber wieder gesenkt, als der Magus abgewinkt hatte. »Das Einzige, was der mit einem Schwert anfangen kann, ist, es zu stehlen oder zu verkaufen.«
    So hatten sie dagestanden und zugesehen, wie ich eine geordnete Jagd in ein Knäuel aus gestürzten Pferden und

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