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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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verwundeten Männern verwandelt hatte. Der Hauptmann war zum Magus herumgewirbelt, der sichtlich verblüfft gewesen war, und hatte sich das, was er hatte sagen wollen, noch einmal überlegt. »Nicht das, was Ihr erwartet hättet?«, hatte er trocken gefragt.
    Der Magus hatte den Kopf geschüttelt und zugesehen, wie ich in Deckung gerannt war.
    »Meine Männer werden ihm den Weg abschneiden«, hatte der Hauptmann ihm versichert, als ich unter den Olivenbäumen verschwunden war.
    »Er ist geliefert«, hatte Ambiades gesagt, als ich von den Reitern zurück ins Freie gescheucht worden war, und hatte, als sie über mich gekommen waren, noch hinzugefügt: »Gut, dass wir ihn los sind.«
    »Halt den Mund, Ambiades«, hatte der Magus ihn angeblafft.
    »Sie werden absteigen müssen, um ihn zu fangen«, hatte der Hauptmann gesagt.
    »Das wird ihnen keine Schwierigkeiten bereiten«, hatte der Magus betrübt erwidert; er hatte ja nicht wissen können, wie sehr mein Vater gewollt hatte, dass ich Soldat und nicht Dieb wurde.
     
    »Ich habe noch nie jemanden gegen so viele Männer gewinnen sehen«, sagte Sophos, der weiter auf dem kalten Steinboden neben mir saß.
    »Erzähl mir von Ambiades«, verlangte ich schroff. Ich wollte nicht über den Kampf am Fuß der Berge reden. Etwas Unerfreuliches war geschehen. Ich konnte mich nicht genau erinnern, was es gewesen war. Ich wollte es nicht.
    Doch Sophos ließ sich nicht ablenken. »Du hast zwei von ihnen verwundet und den letzten, glaube ich, getötet.«
    Ich schloss die Augen. Das war es, worüber ich nicht hatte nachdenken wollen. Ich hatte nicht vorgehabt, jemanden zu töten, aber ich war in Panik geraten, als ich ringsum Schwerter gesehen hatte.
    »Wir haben dich zurück ins Freie laufen sehen«, fuhr Sophos unbarmherzig fort. »Warum haben sie dich nicht niedergeritten?«
    »Zu viele Felsen«, flüsterte ich. Ich war müde. »Und sie ritten Bauernpferde. Die treten Menschen nur unabsichtlich.«
    Zunächst waren nur vier Soldaten abgestiegen. Ich hatte einem einen Hieb in den Unterarm versetzt, dann einen weiteren entwaffnet und war mit dem Schwert an seinem Heft hängen geblieben. Ein längeres Schwert hätte ich nicht rechtzeitig freibekommen, aber Sophos’ Waffe hatte ich gerade noch losreißen können, um einen Stoß von jemandem zu meiner Linken zu parieren. Eine Ausbildung, von der ich gedacht hatte, ich hätte sie vergessen, hatte die Abwehrbewegung in einen Ausfallschritt verwandelt, und ich hatte mein Schwert in meinen Gegner gebohrt und ihn sicher getötet. Es hatte sich nicht anders angefühlt, als in eine Übungspuppe hineinzustechen. Ich war so entsetzt gewesen, als er von mir weggestürzt war, dass ich mein Schwert losließ. Ich hatte kein Soldat werden wollen. Ich war stattdessen Dieb geworden, um das Töten zu umgehen. Und wohin hatte mich das nun gebracht?
    Ein leichter Stoß von hinten hatte mich einen halben Schritt weit nach vorn befördert. Als ich hinabgeblickt hatte, war meine Tunika wie ein Zelt von meiner Brust abgestanden; ein Schwert hatte einen halben Zoll weit aus einem Riss im Stoff hervorgeragt. Die Spitze musste irgendwo in der Mitte meines Rückens eingedrungen sein, war dann aber abgelenkt worden und in der Nähe meiner Achsel wieder herausgekommen. Ich erinnerte mich sehr deutlich, dass auf dem Stahl nur ein Hauch von Blut gewesen war.
    »Wir dachten, du wärst tot«, sagte Sophos zu mir.
    Das hatte ich auch gedacht. Meine Knie waren unter mir eingebrochen. Für lange Zeit war alles verworren und schrecklich gewesen, und als ich die Augen wieder geöffnet hatte, hatte ich auf dem Rücken gelegen und einen vollkommen blauen Himmel über mir gesehen. Das Blau war alles gewesen, was ich hatte sehen können. Ich musste auf einem Karren gelegen haben, aber seine Seitenwände hatten sich außerhalb meines Blickfelds befunden. Es hatte keine Spur von Olivenbäumen oder Bergen gegeben. Wenn das Ruckeln der Karrenräder nicht gewesen wäre, hätte ich ebenso gut auf einer Wolke liegen können. Es war mir immer noch so vorgekommen, als ob ich Menschen schreien hörte, aber nur aus weiter Ferne. Es waren wichtige Leute gewesen, die etwas über mich gerufen hatten. Ich hatte den König von Sounis und die Königin von Eddis gehört und auch andere Stimmen, die ich nicht hatte zuordnen können, aber für Götter gehalten hatte. Ich hatte ihnen erklären wollen, dass sie sich keine Mühe machen sollten, dass ich bald tot sein würde, und dass es dann nichts

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