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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Ausschau halten sollen, blieb aber an Hyazinth hängen, der in der Nähe die Hände rang. »Du hast ihnen geholfen?«
    »Nicht sehr«, sagte der vierschrötige Mann zu meiner Linken. Seine Stimme war die, die ich hatte Befehle geben hören. »Er hat uns die Villa beschrieben und uns gesagt, wo die Familie um die Tageszeit am wahrscheinlichsten zu finden sein würde.«
    »Das sollte er doch nicht wissen!«, winselte Hyazinth erbärmlich. Er wandte sich an mich und sagte: »Ich wollte nicht, dass du es erfährst. Das hätte nicht sein müssen!«
    »Ich verstehe«, sagte ich ruhig. »Darf ich aufstehen?«
    Der untersetzte Mann zog mich mühelos auf die Beine. Er war, wie sich herausstellte, sobald ich stand, etwas kleiner als ich. Seine Haut war gebräunt und wettergegerbt; er hatte lange Tage im Freien verbracht. Er war in etwa so alt wie mein Vater und wies Spuren eines ähnlich gewalttätigen Lebens auf. Er hockte sich hin, um die Stricke um meine Knöchel durchzuschneiden, hob das Messer dann zu den Fesseln an meinen Handgelenken und zögerte. »Es sind zu viele von uns hier, um gegen alle zu kämpfen, junger Prinz.«
    Ich starrte ihn an. Ich war zwar offiziell der Erbe von Sounis, aber niemand nannte mich je »Prinz«. Ich war nur ein Lückenbüßer, bis der König seinen eigenen Erben zeugte.
    »Verstehst du?«, fragte der Mann.
    Ich nickte. Er schnitt die Stricke durch. Ich rieb mir einen Moment lang die Handgelenke und ließ die Finger spielen. Die Haut war wund, wo die Seile gescheuert hatten, aber meine Hände waren nicht geschwollen oder geschwächt. Ich sah mich um. Der Mann, der gesprochen hatte, hatte recht: Ich stand inmitten einer Gruppe von Männern. Es bot sich keine Gelegenheit zur Flucht, und selbst wenn ich davongekommen wäre, hätte es keinen Ort gegeben, an dem ich mich hätte verstecken können. Die Hügelflanke oberhalb von uns war kahl. Unter uns befanden sich nur ein kleines Lager – wahrscheinlich das der Entführer –, ein Wagen neben den paar schäbigen Zelten und eine leere Straße.
    Es kümmerte mich kaum. Ich machte zwei rasche Schritte und stürzte mich auf Hyazinth. Ich hatte ihm die Hände bereits um den Hals gelegt, bevor sich irgendjemand sonst rühren konnte. Ich war nicht schwerer als er, aber größer, und riss ihn zu Boden, wo ich mein Bestes tat, ihn zu erwürgen.
    »Hast du das getan, weil meine Schwester immer Gebäck für dich beiseitegestellt hat, wenn du uns besucht hast? Hast du sie deshalb verraten? Oder weil meine Mutter dein scheußliches Flötenspiel bewundert hat? Hast du sie deshalb verraten? Weil sie freundlich zu dir waren?«, schrie ich, während sein Gesicht purpurrot anlief.
    Hyazinth wand sich wirkungslos unter mir und griff nach meinen Fingern. Er rollte die Augen bittend zu den Männern, die zusahen, aber es verging viel Zeit, bis auch nur einer von ihnen sich in Bewegung setzte. Am Ende packte mich jemand unter den Achseln und versuchte mich wegzuziehen, aber ich ließ Hyazinths Hals nicht los, und so wurde er vom Boden hochgerissen. Ein zweiter Mann setzte Hyazinth den Fuß auf die Brust und stieß ihn nach unten, bis mein Griff sich löste. Er robbte schluchzend beiseite, und als er wieder Luft bekam, weinte er heftig, während meine Entführer verächtlich zusahen.
    »Ihr habt gesagt, er würde es nicht erfahren!«, kreischte er zwischen den einzelnen Schluchzern. Zu mir sagte er: »Wir wären Freunde geblieben, und du hättest mir Gunst erwiesen, wenn du erst König bist.«
    »Er wird niemandem eine Gunst erweisen, wenn er König ist«, sagte der untersetzte Mann, »am allerwenigsten dir.« Dann wandte er dem armen, erbärmlichen Hyazinth, der mich immer noch um Vergebung heischend ansah, den Rücken zu.
    »Sie wollen dich zum König machen. Das ist nichts Schlimmes. Und niemandem ist etwas geschehen, niemandem, der wichtig ist. Deine Mutter und deine Schwestern waren noch nicht einmal zu Hause!«
    »Sie haben sich versteckt«, entgegnete ich.
    »Oh«, sagte Hyazinth. »Draußen?«
    »Im Haus.«
    Die Heiterkeit der Umstehenden verflog. Der Anführer fluchte. Er blickte einen seiner Männer an, der den Kopf schüttelte. Sie hatten niemanden die Villa verlassen sehen, als sie niedergebrannt war.
    »Das wusste ich nicht!«, schrie Hyazinth. »Es ist nicht meine Schuld!«
    Ich wandte ihm den Rücken zu, während mir Tränen in die Augen schossen. Ich sank zu Boden und weinte in meine Hände; es war mir gleichgültig, ob meine Entführer mich mit

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