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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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begriff, was vorging, fiel ich bereits hintenüber. Niemand – nicht einmal Pol – hatte mir je beigebracht, wie man sich gegen einen Tisch verteidigt.

Kapitel 2

    Ich lag im Staub, die Hände auf den Rücken gebunden, die Füße gefesselt und einen Sack über dem Kopf. Der Sack bestand aus grob gewebtem Stoff, und ich konnte ein wenig hindurchsehen. Der Tag war sonnig. Männer gingen hin und her. Wenn ich nicht etwas, das wie ein Spüllappen roch, im Mund gehabt hätte, hätte ich sie verflucht. Zornesaufwallungen durchliefen mich, und ich trat mit beiden Füßen um mich und kämpfte gegen die Stricke an, aber ich traf nichts, und die Fesseln saßen erbarmungslos fest.
    Die Diener hatten mich entwaffnet, indem sie mich mit dem Tisch niedergedrückt und sich dann auf meine Schwertklinge gestellt hatten, bis es jemandem gelungen war, meine Finger vom Griff zu lösen. »Tut uns leid«, hatten sie durch die Ritzen in der Tischplatte geflüstert. Ich hatte ihnen jeden Fluch entgegengeschleudert, den ich je geübt hatte, wenn ich allein gewesen war und versucht hatte, den Dieb von Eddis nachzuahmen, aber ich fürchte, dass ich nur hysterisch klang. Als die Männer hereingekommen waren, die die Villa angegriffen hatten, waren die Diener bis an die Wände zurückgewichen. Jemand hatte den Tisch von mir heruntergezogen, und ein paar Minuten später war ich von oben bis unten gefesselt gewesen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch den nassen Lappen in den Mund bekommen, und dann den Sack über den Kopf.
    Da meine eigene Stimme nun gedämpft gewesen war, hatte ich die Männer ringsum klar hören können. Sie hatten meine Mutter und meine Schwestern nicht gefunden.
    »In Ordnung«, hatte eine Stimme gesagt, die offensichtlich den Befehl geführt hatte, »tötet alle Diener und steckt das Gebäude in Brand.«
    Sie hatten mich davongetragen, während ich in den Lappen in meinem Mund geschrien hatte, und mich mit dem Bauch nach unten auf den Rücken eines Esels gebunden, der so lange in quälendem Trab vorangetrottet war, dass ich jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Ich hatte an meine Mutter, meine Schwestern und die Dienerinnen gedacht, die geduldig in der kühlen Dunkelheit des Eiskellers auf mich gewartet hatten und sich wohl der Gefahr nicht bewusst geworden waren, bis die brennende Villa über ihnen eingestürzt war. Wir hatten einen unbekannten Haltepunkt erreicht, an dem ich vom Esel gehoben und auf den Boden gelegt worden war, während Leute in der Nähe irgendetwas erledigt hatten.
    »Er tritt immer noch um sich«, bemerkte nun jemand über mir. »Das überrascht mich. Ich dachte, er wäre eher wie unser Hyazinth hier.«
    Ich erstarrte und hörte jemanden – sicher Hyazinth – erschrocken aufkeuchen. Es war eindeutig seine Stimme, die ich als nächste hörte: »Das solltet ihr ihm doch nicht erzählen!«
    Ich dachte an Malatesta, dem ich im Geiste vorgeworfen hatte, Verrat an meiner Familie begangen zu haben. Er lag wahrscheinlich tot in der Villa, während ich nie auch nur an Hyazinth gedacht hatte.
    Mehrere Leute über mir lachten. Die erste Stimme, die ich gehört hatte – zugleich die, die befohlen hatte, die Villa in Brand zu stecken –, sagte: »Da – das hat ihn dazu gebracht, mit dem Strampeln aufzuhören.« Die Stimme des Mannes kam aus größerer Nähe, als ob er sich über mich beugte, und ich setzte mich so schnell auf, wie ich konnte, in der Hoffnung, dass ein Teil meines Kopfes ihn ins Gesicht treffen würde, aber entweder verfehlte ich ihn, oder er sprang rechtzeitig zurück. Ich traf nichts und musste mich mit schmerzendem Bauch wieder zu Boden fallen lassen.
    Die Männer um mich herum lachten erneut. »Nehmt ihm das Ding vom Kopf«, sagte ihr Anführer.
    Als der Sack entfernt war und mir der Knebel nicht mehr im Mund steckte, konnte ich sehen, dass ich mich nahe am Ufer befand, auf einer ebenen Fläche zu Füßen einer Hügelflanke, die dem Wasser zugewandt war. Hinter mir ragte der Hügel hoch auf, unter mir wurde er steiler und fiel schroff zur Ringstraße ab, die um die Insel verlief. In der Ferne, weiter unten an der Küste, konnte ich die Krümmung der Landzunge sehen, hinter der die Stadt Letnos verborgen lag.
    Um mich herum standen mehr Menschen, als ich erwartet hätte, und sie schienen nicht um Heimlichkeit bemüht zu sein. Ich sah kurz jeden einzelnen von ihnen an, weil ich immer noch erwartete, Malatesta unter ihnen zu finden, aber er war nirgendwo zu sehen. Ich hätte nach ihrem Anführer

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