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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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mir den losen Zahn ins wunde Zahnfleisch drückte, war mehr als lästig.
    Basrus kam zu uns herüber und stieß mich wieder zu Boden. Er nahm mir den Knebel mit wenigen Handgriffen ab und neigte meinen Kopf zurück, während er mich in der Armbeuge festhielt. Ich wand mich wie ein Ferkel im Griff eines Bauern. Und wie ein Bauer fuhr Basrus mir geübt mit dem Finger in den Mund, fand den Zahn und riss ihn mir heraus. Ich schrie auf und strampelte, aber er hielt mich fest. Nicht einmal unsanft strich er mir über den Kopf.
    »Jetzt wird es besser, Löwe«, sagte er. Er steckte mir den Knebel wieder in den Mund und hatte recht, dass er sich nun, da der Zahn fort war, weit weniger unbequem anfühlte. Als er mich losließ, wich er sicherheitshalber zurück. Ich hatte einmal miterlebt, wie Pol, der Hauptmann der Leibwache meines Vaters, mit einem erzürnten Eugenides aus gutem Grund gleichermaßen vorsichtig umgegangen war. Es war lächerlich, dass Basrus mich so behandelte, und die Demütigung machte mich nur noch wütender. Ich wäre mit dem Kopf voran gegen ihn gerannt, wenn Gorgias mich nicht am Arm gepackt und zurückgehalten hätte, womit er mich und nicht etwa Basrus rettete. Mein Kopf war zu verletzt, um als Rammbock zu dienen, und ich hätte mir nur selbst wehgetan.
    Als wir die Stadt Letnos erreichten, marschierten wir an den Pferchen am Ufer vorbei und die Pier entlang zu einem Boot. Ich war so müde, dass ich nur Erleichterung empfand, dass wir angekommen waren. Die Schwellung in meinem Gesicht war so weit zurückgegangen, dass ich klarer sehen konnte, aber der Kopf tat mir noch immer weh. Meine Hände waren nach wie vor gefesselt, meine Beine in Ketten gelegt, und man musste mir an Bord helfen. Ich hatte den Tag hin und her gerissen zwischen Extremen verbracht – beim Gedanken an meine Schwestern und meine Mutter hatte ich geweint, ansonsten vor Zorn geknurrt. Ich hatte meine Füße zum Treten eingesetzt, bis Basrus sie in Ketten hatte legen lassen, und dann mit den Ellbogen um mich gestoßen, bis meine Hände neu gefesselt und die Arme eng an meinen Körper geschnürt worden waren.
    Mein Rücken schmerzte abwechselnd dumpf und brannte wie Feuer, und mein Magen hatte alles Essen abgelehnt. Sobald wir auf dem Boot waren, wurde ich auf eine Seite gestoßen und an eine Ruderbank gekettet. Es war kein großes Boot, aber die anderen Sklaven ließen sich so weit entfernt von mir nieder, wie sie konnten. Alles, was sie von mir wussten, war, dass ich, wenn ich während der Ruhepausen auf dem Boden lag, dazu neigte, mit beiden Füßen zugleich um mich zu stoßen. Als wir uns niederließen, sah der Sklavenhändler zu mir herüber. Er rümpfte nachdenklich die Nase und sagte laut zu Gorgias: »Ein Lämmchen, das hat man uns gesagt. Nicht schwieriger, als ein kleines Lämmchen einzufangen.«
    Das Stadtzentrum wimmelte von Soldaten des Königs wie ein Ameisenhaufen, der grob zertreten worden war. Und die Soldaten wuselten auch nicht gezielter herum als Ameisen, und ich sah ihnen elend zu, als wir von der Pier ablegten.
    Als wir den Hafen verließen, ging eine Galeere längsseits von uns und befahl dem Steuermann, das Boot in den Wind zu lenken. Das Segel flatterte über uns, als Basrus zum Bug hinüberging und einige Papiere an einen Seemann auf der Galeere weiterreichte, der sie seinerseits an seinen Kapitän weitergab. Wieder schienen alle Belege in Ordnung zu sein. Basrus stand entspannt da, plauderte mit den nächststehenden Männern über das Wetter und dergleichen und wiegte sich behaglich mit der Bewegung der Wellen, während der Kapitän die Verkaufspapiere für jeden einzelnen Sklaven auf dem Boot durchsah. Ich saß hinter meinem Knebel stumm da. Gorgias hatte schon bewiesen, dass er mit einem diskreten Klaps mit dem Bleigewicht, das er in der Hand hielt, dafür sorgen konnte, dass ich nicht mehr in der Lage war, irgendetwas zu tun, außer nach Atem zu ringen.
    Wir waren alle ordnungsgemäß aufgelistet, und es gab keine Stelle an Bord, an der man etwas von der Größe eines Prinzen hätte verstecken können, also winkte uns der Kapitän des königlichen Schiffs durch, und ich fügte ihn der Liste der Leute hinzu, die ich hasste. Doch sobald wir den Hafen verlassen hatten, schwanden er und alle anderen auf der Liste rasch aus meinem Verstand, da meine Kopfschmerzen und mein leerer, verstimmter Magen jedes Krängen des Bootes und jedes Schwappen der Wellen zu einer Prüfung machten. Ich bin selbst unter den besten

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