Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
die Meder schließlich ihren Rückzug ordneten, folgten wir ihnen nach Elisa hinauf. Ich hatte Männer einen Bogen zum Ort unseres Hinterhalts schlagen lassen, um die Hügelflanken zu beschießen und dafür zu sorgen, dass die Meder es uns nicht mit gleicher Münze heimzahlen konnten.
Später erfuhr ich, dass die Meder im Elisa-Tal versucht hatten, den Kampf abzubrechen und zur Straße in die Hauptstadt vorzudringen, nur um herauszufinden, dass der Pass von Hanaktos’ Armee gesperrt war. Hanaktia ist eine Frau von Eisen und hatte mich beim Wort genommen, als ich gesagt hatte, dass sich alle Verfehlungen wiedergutmachen lassen würden. Sie hatte das sichere Elisa verlassen und war selbst zu den Soldaten ihres verstorbenen Ehemanns geritten, um sie um sich zu scharen und gegen die Meder zu führen.
Ich fürchte, eine Nebenwirkung all dieser Vorgänge wird darin bestehen, dass unser Ruf, doppelzüngige Abmachungen zu treffen, neue Nahrung erhält. Das ist nicht schmeichelhaft, aber die Meder werden es sich zweimal überlegen, mit künftigen Rebellen Vereinbarungen zu schließen, wenn sie glauben, dass wir allesamt unzuverlässige Verbündete sind.
Da die Meder sich keinen Rückszugsweg in die Hauptstadt freischlagen konnten, waren sie gezwungen, sich abermals quer durchs Tal und dann die Straße hinab zum Hafen Tas-Elisa zu kämpfen. Sie bekamen es bei jedem Schritt mit Angreifern zu tun und trafen in völliger Dunkelheit ein. Dank dessen, was der Magus bei den Stadtbewohnern erreicht hatte, bevor die Meder auch nur eingetroffen waren, fanden die Soldaten sich aus der ummauerten Stadt ausgesperrt.
Die medischen Schiffe im Hafen hatten Kanonen, deren Feuer den Soldaten Deckung geben konnte. Unter ihrem Schutz und den Schüssen der Handwaffen von den Stadtmauern krochen die paar tausend Meder, die noch übrig waren, auf ihre kleinen Boote und wurden zu ihren Schiffen geschleppt. Meine Armee zog in die Zelte ein, die für die Meder aufgeschlagen worden waren, aß ihre Vorräte und genoss ihren Wein, während die Stadtbewohner klugerweise innerhalb ihrer geschlossenen Stadtmauern blieben und sich weigerten, irgendjemanden einzulassen, mich eingeschlossen. Abgewiesen zu werden war eine Überraschung, aber ich war zu erleichtert über den Verlauf des gesamten Tages, als dass es mir etwas ausgemacht hätte. Ich ritt im Dunkeln nach Elisa hinauf, während der Siegesjubel langsam im Gesang der Nachtvögel und Summen der Insekten verklang, und ließ mich in der Morgendämmerung in mein königliches Bett fallen.
Im Laufe der nächsten paar Tage wurden die Leichen eingesammelt und dann verbrannt. Die Waffen wurden in einem behelfsmäßigen Arsenal in Tas-Elisa zusammengetragen. Ich hatte vor, die Waffenruhe in Elisa so schnell wie möglich wiederherzustellen, deshalb lagerte ich dort keine Waffen. Ich werde dem Schatzhaus dort eine beträchtliche Buße bezahlen, um die Empörung der Priester zu beschwichtigen. Obwohl ich allen Blitzschlägen der Götter entgangen bin, tut es mir leid, dass ich den Krieg an einen Ort der Feste gebracht habe, und Elisa muss seine Waffenruhe haben, wenn Sounis in Zukunft noch Könige wählen soll.
Wir hatten auch das unerwartete Glück, zwölf Kanonen zu erbeuten. Offenbar hatten die Meder sie von ihren Schiffen abgeladen, um sie irgendwann in Zukunft einzusetzen. Wir fanden sie am Morgen nach der Schlacht, als die Prokuratoren versuchten, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen, das aus mehreren tausend Soldaten bestand, die ihren Rausch ausschliefen. Akretenesh sagte mir, dass wir die Kanonen zurückgeben müssten, und ich lachte ihm ins Gesicht.
Akretenesh war nicht glücklich. Ich versuchte, einen versöhnlichen Ton anzuschlagen, aber das war ihm nicht recht, und ich war längst mit meiner Höflichkeit am Ende, als er mir sagte, dass er die Kanonen mitnehmen wollte. Ich lud ihn in eine Sänfte und ließ ihn in den Hafen hinuntertragen, wo ich mit großer Erleichterung zusah, wie das Boot ablegte, auf dem er liegend zu einem medischen Transportschiff gebracht wurde. Er stieß ein paar unerfreuliche Drohungen aus, aber ich bezweifle, dass er Gelegenheit finden wird, sie in die Tat umzusetzen. Wenn er nach Hause kommt, wird er seinem Kaiser über den Verlust einer Armee Rede und Antwort stehen müssen. Ich rechne nicht damit, ihn wiederzusehen, und bin froh darüber.
Es gab wieder einmal Verhandlungen, die mich in meinem Eindruck bestätigten, dass Reden das Wichtigste ist, was ein König tut.
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