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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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er.
    »Am Morgen fliehen wir nach Oneia«, sagte ich zu meinem hastig zusammengestellten geheimen Rat.
    Meine Ratgeber – allen voran mein Vater – wollten, dass wir alle Pferde nahmen, die zur Verfügung standen, und versuchten, an Hanaktos’ Armee vorbei auf die Straße zu gelangen, die zur Hauptstadt führte. Wenn sie mich wohlbehalten durch die Sperre bringen konnten – entweder, indem sie Hanaktos’ Cousin, der die Männer befehligte, überzeugten, mich durchzulassen, oder indem wir uns den Weg freikämpften –, könnte ich in die Stadt Sounis reiten und versuchen, sie gegen die Meder zu halten. Unglücklicherweise würde ich die meisten meiner Barone zurücklassen müssen, so dass es ihnen freistehen würde, abermals die Seiten zu wechseln. Die, die das nicht taten, würden die Rache der Meder am heftigsten zu spüren bekommen, ebenso die Attolier und Eddisier, die ich im Stich lassen müsste. Ich weigerte mich.
    Ich wartete darauf, dass jemand das Offensichtliche sagen würde. Wir hatten nicht genug Männer, um zehntausend Medern die Stirn zu bieten. Wir würden in Stücke gehauen werden, wenn wir die Sackgasse erreichten, die Oneia bildete. Keiner sagte ein Wort.
    »Der Magus wird mit seinen verbliebenen Männern den Vormarsch der Meder verlangsamen. Sie werden nicht vor Mittag in Elisa eintreffen, und wir werden Zeit haben, die Männer auf der Straße nach Oneia zu ordnen. Dann, wenn wir Oneia erreichen und uns auf freiem Feld zum Kampf stellen, werden die meisten Meder noch auf der Straße feststecken. Wenn wir gut kämpfen, werden sie immer noch dort sein, wenn unsere Armeen über die Hügel jenseits von Elisa gelangen und ihnen von oben in den Rücken fallen.«
    Es war ein Plan, der vielleicht dafür sorgen würde, dass die meisten von ihnen noch vor Einbruch der folgenden Nacht tot sein würden, und sie nickten freundlich dazu und gingen, um ihre Männer einzuweisen. Sie fragten nicht, warum ich glaubte, dass wir uns in Oneia zur Schlacht stellen sollten, und ich konnte es ihnen nicht sagen. Ich hatte meine Entscheidung gefällt, und sie die ihre.
    Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als ich mit dem Planen fertig war und in meine Gemächer hinaufwankte, wo ich Nomenus vorfand, der auf mich wartete.
    Er saß auf einem Hocker nicht weit vom Kamin entfernt. Er hatte die Hände auf einem Knie gefaltet und war in Gedanken meilenweit entfernt, so dass er zunächst noch nicht einmal bemerkte, dass ich angekommen war. Als er mich in der Tür entdeckte, stand er auf. Er sah mir kurz ins Gesicht, bevor er den Blick senkte.
    »Euer Majestät«, sagte er leise.
    »Ich dachte, Ihr wärt längst fort«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wisst Ihr nicht wohin?«, fragte ich. »In Tas-Elisa sind zehntausend medische Soldaten, die Euch willkommen heißen würden.«
    Er nickte. »Ich weiß.«
    »Brimedius will Euch nicht aufnehmen?«
    »Ich bin nicht sein Mann«, antwortete Nomenus. Ich wusste, wessen Mann er war.
    »Ich habe Hanaktos getötet«, sagte ich.
    »Ja.«
    Ich trat näher an ihn heran. Er war weniger ruhig, als er vorgab. »Ihr zittert.«
    Er zuckte mit den Schultern; es war eine winzige Bewegung. »Wenn ich Ihr wäre, würde ich mich töten«, sagte er.
    Ich wusste nicht, was ich sonst mit ihm tun sollte. Ich würde ihn ganz gewiss nicht ungeschoren davonkommen lassen, nachdem er mir mit Lügen und Täuschung gedient hatte.
    »Euer Majestät, es gibt Zellen hier«, sagte er, »in den Nebengebäuden. Vielleicht könnte ich Euch noch dienen, wenn Ihr mich nicht … wenn ich nicht …« Am Ende sagte er schlicht: »Womöglich entwickelt sich alles nicht so, wie Ihr hofft.«
    »Wenn Akretenesh gewinnt?« Ich musste lachen. »Ihr wollt sagen, wenn ich als seine Marionette eingesetzt werde, könnte ich Euch zurückrufen, damit Ihr mich weiter belügt?« Ich machte mir nicht die Mühe, meine Verblüffung zu verbergen.
    »Ich könnte Euch dienen. So gut wie …«
    »So gut wie man Euch lassen würde?«
    Er stieß ein zittriges Seufzen aus und fiel auf die Knie. Er neigte den Kopf und wartete dann einfach ab.
    Ich hatte den ganzen Tag mit winselnden, selbstsüchtigen Patronoi zu tun gehabt, die all ihre Verfehlungen abgestritten und Ausrede um Ausrede ausgespien hatten. Dieser Mann hier spielte mir wenigstens keine unbefleckte Tugend vor. Wahrscheinlich war es wohlberechnet, und wenn ja, dann machte er seine Sache gut. Er kannte mich schließlich auch besser als die Barone und wusste, was die

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