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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Sie steht den Sterblichen am nächsten.«
    »Es gibt sie wirklich?«
    Eddis sagte nichts.
    »Erscheinen sie nur in Träumen? Oder haben sie körperliche Eigenschaften? Kann man sie berühren? Können sie …« Er schaute auf. »Können sie Blitze niederfahren lassen?«
    Eddis zuckte mit den Schultern.
    »Sag es mir!«, schrie Sounis.
    »Beantworte dir die Fragen selbst!«, schrie Eddis zurück, und er blinzelte.
    »Du weißt es nicht?«
    Eddis schüttelte den Kopf.
    Sounis setzte sich hin.
    »Schreib deinen Traum auf«, sagte Eddis. »Er wird undeutlicher werden. Erst wird es dir so vorkommen, als sei alles wirklich nur ein Traum gewesen, als sei es ein bloßer Zufall, dass diese Bibliothek dir so vertraut erscheint. Dann wird es eine Erinnerung an einen Traum sein, auf den du dich nicht ganz besinnen kannst, und dann wird auch das noch verfliegen.«
    Sounis zog seine Schlüsse aus der Bestimmtheit, die aus ihrem Tonfall sprach. »Wovon hast du geträumt?«, fragte er.
    »Von dir«, sagte Eddis mit leuchtenden Augen. »Davon, wie du in der Bibliothek mit deiner Lehrerin gesprochen hast.« Sie schlang die Arme um sich und wandte sich ab, als er sich von seinem Stuhl erhob. »Und ich träume davon, wie der Heilige Berg explodiert, sehe, wie Menschen sich an die Kehle greifen und zu Boden stürzen, sehe Feuer vom Himmel fallen und alles in Brand geraten. Ein Strom von Feuer brandet die Hänge des Berges hinab, und der Stausee explodiert in einer riesigen Dampfwolke, aber das Feuer macht nicht Halt, bis es die ganze Stadt Eddis verschlungen hat.«
    Sounis war entsetzt; er wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Dann erinnerte er sich an seinen Vater im Vorhof von Eddis’ Megaron in den Bergen und legte Eddis eine Hand auf die Schulter. Er nahm sie nicht so sehr in die Arme, als dass er ihr seine Arme anbot, und als sie sich in seine Umarmung schmiegte, hielt er sie fest an sich gedrückt.
    »Ich muss die Stadt Eddis evakuieren«, sagte sie und legte den Kopf an seine Brust. »Ich muss jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind einen Grund geben zu glauben, dass das Leben für sie fern der Berge unten im Flachland besser wäre, oder vielleicht auch draußen auf den Inseln. Überall, nur nicht in Eddis.«
    »Du musst mich heiraten«, sagte er.
    »Ja«, sagte Eddis.
    »Und ich bin ein Schwein, wie mein Onkel.«
    Eddis lachte. Ihr Kopf passte genau unter sein Kinn, und Sounis konnte ihr leises Lachen in seiner Brust spüren. »Nein, bist du nicht, sonst würde ich dich nicht so lieben, wie ich es tue.«
    »Ich habe dich geliebt, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
    Eddis lachte erneut. »Da warst du vier«, sagte sie, ohne den Kopf zu heben.
    Verblüfft fragte Sounis: »War ich das?«
    »Mein Vater Eddis besuchte den Hof von Sounis. Meine Brüder und ich haben ihn begleitet.«
    »Daran erinnere ich mich nicht«, sagte Sounis. »Oder vielleicht doch«, fügte er hinzu und zuckte zusammen, als verschwommene Erinnerungen klarer wurden.
    Eddis bestätigte die schlimmsten davon. »Meine Brüder haben dich zum Weinen gebracht.«
    Sounis legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Bist du sicher, dass du meine Frau werden willst?«
    »Absolut sicher«, sagte Eddis leise. »Auf ewig sicher.«
    Sounis hielt sie weiter an sich gezogen und blickte sich in der Bibliothek um. »Weiß Gen davon?«, fragte er sich laut und spürte, wie Eddis sich ihm ein wenig entzog. Er sah ihr ins Gesicht. »Wovon träumt er?«, fragte er und fürchtete sich davor, die Antwort zu hören.
    »Für ihn sind sie keine Träume, Sophos«, sagte Eddis und spürte, wie seine Arme sich angesichts dessen, was sie andeutete, fester um sie schlossen. »Ich glaube, dass der Schleier für ihn immer dünn ist und dass er behutsam durch die Welt schreitet.«
    »Kann er meine Fragen beantworten?«
    Eddis amüsierte sich über seine Beharrlichkeit, schüttelte aber den Kopf. »Meiner Erfahrung nach ist es so: Je mehr man über die Götter weiß, desto genauer weiß man auch, was man nicht verstehen kann.«
    »Es gibt vieles, was ich nicht weiß«, sagte er ernst. »Und nicht nur über die Götter.«
    Als Eddis ihm ins Gesicht blickte, auf dem kein Lächeln lag, wusste sie, dass dies bei ihm einem Vorwurf am nächsten kam. Er war von den Männern gerettet worden, die Eugenides ihm geschickt hatte, obwohl er noch nicht wusste, wie blindwütig der König von Attolia ebendiese Männer von anderen Posten abgezogen hatte, wie viel Geld er aufgewandt und wie

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