Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
Vom Netzwerk:
dumm. Es tut mir leid. Es war falsch von mir zu glauben, dass ich etwas, was du zu tun gedenkst, gestatten oder verbieten könnte. Du bist Eddis.«
    Endlich wurde sie langsamer und wandte den Kopf, um ihm ein Lächeln zu schenken. Er durchlebte einen kurzen Moment der Erleichterung, bevor ihm aufging, dass es nur aufgesetzt war. Sie ging weiter.
    Sounis blieb stehen, während alle anderen an ihm vorbeirauschten, und sah zu, wie sie sich immer weiter entfernte. Langjährige Erfahrung riet ihm, sich umzudrehen und in seine eigenen Gemächer zurückzukehren, aber die jüngsten Ereignisse sorgten dafür, dass seine Füße wie am Boden festgewachsen waren.
    »Wir machen alle Fehler«, sagte er laut. Eddis stürmte weiter, ohne einen Blick zurückzuwerfen, aber er wusste, dass er ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. »Du hast ihn schließlich auch nach Attolia geschickt, nicht wahr?«, rief er ihr nach, absichtlich grausam. »Er hat dir gesagt, dass es gefährlich sei, und du hast ihn dennoch hingeschickt. War es das wert?«
    Eddis ging noch schneller; sie war zornig. Sounis drängte sich an ihren Wachen vorbei, die zusammenzuckten, ihn aber nicht aufhielten, und packte sie am Arm. Sie wirbelte so schlagartig herum, dass er zurückwich, sie aber nicht losließ. »Es ist mir gleichgültig«, sagte er, »was für ein Esel ich jetzt gerade bin. Denn jede Nacht, die ich in Hanaktos geträumt habe, habe ich von dir geträumt. Jede Nacht. Wenn ich von meiner Bibliothek geträumt habe, warst du da, hast ein Buch gelesen oder aus den Fenstern gesehen; du hast nie gesprochen, aber du warst immer da. Und ich wusste, dass alles genau so war, wie es sein sollte, verstehst du?« Er fügte hinzu: »Es tut mir leid. Ich hätte mehr Vertrauen in dich setzen sollen. Ich verstehe, warum du verärgert über mich bist: weil ich dich enttäuscht habe, und auch wenn wir nicht alle mit Gegenständen um uns werfen, wenn wir zornig sind, verstehe ich auch das jetzt. Aber wir machen alle Fehler, Helena«, wiederholte er, »wir alle. Und ich glaube, ich glaube wirklich, dass du es bereuen wirst, wenn du mir diesmal vergeben könntest und es dennoch nicht tust. Bitte«, schloss er.
    Eddis starrte ihn lange an und wusste, dass es alles andere als Vergebung ist, wenn man jemandem nur vergibt, weil man muss.
    »Komm mit«, sagte sie am Ende. Sie führte ihn durch Attolias Palast zu einer mit Schnitzereien verzierten Doppeltür. Auf ihren Wink zogen die Wachen sie auf, und sie schritt hindurch. In dem Raum drehte sie sich um und wartete. Sounis stand wie gelähmt auf der Schwelle.

Kapitel 22

    Der Raum war Attolias Bibliothek.
    »Du hast sie noch nie gesehen«, sagte Eddis.
    »Nein«, flüsterte Sounis.
    »Das dachte ich mir, sonst hättest du sie erkannt. Gen hat sichergestellt, dass hier keine Verhandlungen stattfanden.«
    Es war ein langgestreckter, mit Büchern gesäumter Raum. Hohe Fenster ließen den ganzen Tag über Licht ein, aber keines, das weit genug reichte, um den empfindlichen Inhalt der Regale zu beschädigen. Die Glastüren auf der gegenüberliegenden Seite des Raums gingen nach Norden hinaus, aber sie boten keine Aussicht auf schneebedeckte Berge, sondern nur den völlig gewöhnlichen Anblick der Stadt Attolia. Der Raum hatte eine weiße Kassettendecke, und die Wandregale waren mit vertrauten Schnitzfiguren verziert. Sounis erkannte einen Löwen und dann ein Kaninchen. Er hielt nach dem Fuchs Ausschau und erspähte ihn. Er ging hin, um seine spitzen Ohren mit einem Finger zögerlich zu berühren.
    »Wer hat diesen Ort geschaffen?«, brachte er mit erstickter Stimme heraus.
    Eddis zögerte. »Der Architekt war Iktenos, Gens Ururgroßvater und der Dieb von Eddis, obwohl das in Attolia selbst bis heute wenig bekannt ist.«
    »Er hat von meiner Bibliothek geträumt.«
    »So scheint es.«
    Langsam wandte Sounis sich von dem geschnitzten Fuchs ab. Er streckte die Hände nach einer Tischplatte aus und strich darüber; dann umklammerte er die Kante, bis seine Fingerknöchel weiß wurden.
    Er wollte sichergehen, dass sie echt war. Eddis wusste, dass die ganze Welt ihm unbeständig vorkommen musste, als könne sie vergehen und etwas anderes, unendlich viel Größeres und Furchterregenderes enthüllen.
    »Ich habe die Waffenruhe in Elisa gebrochen«, sagte er mit weit aufgerissenen Augen.
    »Bezahl deine Buße«, sagte sie beruhigend. »Wenn du sie beleidigt hättest, würdest du es mittlerweile wissen.«
    »Meine Lehrerin?«
    »Moira, glaube ich.

Weitere Kostenlose Bücher